Vallas, Alexander Max (1884–1943), Journalist, Schriftsteller und Kabarettist

Vallas Alexander Max, Journalist, Schriftsteller und Kabarettist. Geb. Pressburg, Ungarn (Bratislava, SK), 12. 7. 1884; gest. KZ Auschwitz, Dt. Reich (PL), 20. 12. 1943; evang. Sohn von Julius V., Dir. der Gresham Versicherungs AG., und Klara V., geb. Bauer; ab 1922 mit Margret V., geb. v. Hardix, verheiratet. – Nach Absolv. der Realschule und eines Abiturientenkurses war V. zunächst sechs Jahre lang in zwei Wirtschaftsunternehmen tätig. Anfang August 1909 trat er in den Dienst der HK Wien, wo er nacheinander in verschiedenen Abt. (Kundenbüro, Exportabt.) tätig war. Ab ca. 1910 betätigte sich V. schriftsteller. und feierte vor dem 1. Weltkrieg als Kabarettist Erfolge. 1915–18 leistete er Kriegsdienst an verschiedenen Fronten, veranstaltete aber auch Benefizprogramme zugunsten des Roten Kreuzes. Daneben war er ab 1915 Hrsg. der „Wiener Kunst-Korrespondenz“. Nach Kriegsende nahm er seine Schriftsteller- und Vortragstätigkeit wieder auf und veröff. 1919–20 mehrere Bde. mit Satiren und Grotesken. 1919 gründete V. eine Künstlervereinigung, der der Theaterver. Wr. Reformbühne angeschlossen war. Diese fungierte als Probebühne für andere Theater, die er gem. mit Gustav Breyer ins Leben gerufen hatte. Daneben verf. er mehrere von →Franz Lehár vertonte Texte (Spiel’, Zigeuner, 1919; Kiss me, my darling, 1925). Ab März 1921 fungierte V. als Mitinhaber und Ges. einer Verlagsbuchhandlung in Wien-Leopoldstadt, des späteren Wr. Repertoire Bureaus Vallas & Breyer, das sich auf den Vertrieb von Vortragstexten für Varietés und Kabaretts spezialisierte, Ende 1925 aber in Liquidation trat. Im Rahmen seiner Tätigkeit bei der Wr. HK wirkte er ab 1920 als Hrsg. der „Wiener Briefe“, eines Ber.diensts für die Auslandspresse zur Förderung des Exports heim. Wirtschaftsunternehmen. In den 1920er-Jahren betätigte sich V. v. a. als humorist. Vortragender, der in zahlreichen Veranstaltungen in ganz Österr. mit Lesungen solo und mit anderen auftrat. Daneben schrieb er auch Beitrr. für die satir. Z. „Die Muskete“ sowie die „Wiener Bilder“ und red. 1937 die Beil. „Kunstschau“ der „Österreichischen Illustrierten Zeitung“. Mit wechselndem Erfolg versuchte er ab Mitte der 1920er-Jahre verschiedene Initiativen zu setzen: Er gründete 1926 die „Allgemeine Vereinszeitung“ (nach dem ersten Jg. wieder eingestellt) und regte die Gründung einer Erfinder- und Verwertungsberatungsstelle (Kataster für Erfindungen) im Rahmen des Gewerbeförderungsinst. der HK an, die er bis 1938 leitete. Diese veröff. ab 1932 halbjährl. eine Liste österr. Neuheiten und Erfindungen. Außerdem trat er in zahlreichen humorist. Programmen mit eigenen Satiren an der Seite von Hermann Leopoldi, Karl Farkas, Max Brod u. a. sowie wiederholt im österr. Rundfunk und später auch im dt.sprachigen Programm des tschechoslowak. Rundfunks auf. Anfang Juli 1943 wurde V. aufgrund seiner jüd. Abstammung unter dem Vorwurf, wiederholt ohne polizeil. Genehmigung Wien verlassen, die Straßenbahn benutzt und seine Wohnung nicht gekennzeichnet zu haben, festgenommen und im September 1943 in das KZ Auschwitz deportiert.

Weitere W.: Museng’spusi. Gereimte Satiren, 1913; Der Trottel und andere Liebenswürdigkeiten, 1919; Die tausend Glocken des Li-Hung-Li, 1920; Wie ich seziert wurde, (1920); Mein Amuseum. Ausst.gegenstände, 1920; Pandoras Funkdose, 1930.
L.: Neue Kino-Rundschau, 20. 3., Wr. Illustrierte Ztg., 24. 10. 1920; Bludenzer Anzeiger, 16. 10. 1926; Bregenzer Tagbl., 1. 12., NWT, 28. 12. 1930; NFP, 1. 5. 1937; Das Kleine Volksbl., 26. 1. 1938; Wer ist’s?, 1935; Ztg.-Verlag 28, 1927, Nr. 26, S. 23; M. G. Hall, Österreichische Verlagsgeschichte 1918–38, 2, 1985, s. Reg.; AdR, Wien.
(Th. Venus)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 164f.
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