Vaňouček, Karel (1871–1937), Techniker

Vaňouček Karel, Techniker. Geb. Ruprechtice, Böhmen (CZ), 24. 11. 1871; gest. Praha, Tschechoslowakei (CZ), 12. 3. 1937. Aus einer Handwerkerfamilie stammend. – Nach Absolv. der Realschule in Pardubitz stud. V. Maschinenbau an der Tschech. Techn. Hochschule in Prag, wo er nach dem Erhalt des Ing.titels 1897 Maschinenbaukonstrukteur wurde. 1898 trat er als Maschinenbauing. in die Fa. Elektrizitäts-AG. vorm. Kolben & Co. in Prag ein. Ab 1899 stand er im öff. Dienst des Kg.reichs Böhmen an und fungierte später als Landes-Ober-Ing. und Leiter des Maschinenressorts in dessen techn. Abt., wo er für die Senkung der Energieerzeugungskosten zuständig war. 1910 wurde er Leiter der Maschinen- und der elektrotechn. Abt. im Landesausschuss. Zugleich begann er als Hon.-Doz. an der Maschinenbauabt. der Tschech. TH in Prag Heizung und Lüftung von Gebäuden zu unterrichten. 1905 legte V. einen Entwurf zur Einrichtung einer zentralen Heizung vor, die unter der Verwaltung der Landesinstitutionen stehen sollte. Als eines seiner ersten Projekte wurde der Bau eines Heizkraftwerks in Prag-Bohnice realisiert, das zu den größten Österr.-Ungarns zählte. Ferner arbeitete er Entwürfe zum Bau großer Wasserleitungen und Abwasserkläranlagen, etwa in Kosmonosy und in Horní Beřkovice, aus. Auf Auslandsreisen, speziell in Bayern und Sachsen, gewann V. Kenntnisse über die Einleitung der systemat. Elektrifizierung, die er in den böhm. Ländern zu fördern versuchte. So brachte er 1914 einen Vorschlag für die planmäßige Elektrifizierung Böhmens ein und initiierte unter widrigen Bedingungen schon während des 1. Weltkriegs die Gründung eines Kraftwerksverbunds in selbstverwalteten Bez. Es entstanden etwa der Elektrárenský svaz středolabských okresů in Kolín oder der Svaz hospodářských a elektrárenských družstev in Königgrätz. Unter V.s Einfluss erweiterte die Maschinen- und elektrotechn. Abt. im Landesausschuss ihre Tätigkeit auf das Gebiet der Wasserenergie und unterstützte den Bau von Wasserkraftwerken an der Elbe bei Dvora Králové, an der Jizera und an der Želivka. Nach Gründung der Tschechoslowakei half er bei der Entwicklung der elektrotechn. Sektion im Min. für öff. Arbeiten, wurde deren Leiter und beaufsichtigte die Elektrifizierung des Staats. Sein Verdienst waren der Kauf der Kraftwerke in Poříčí u Trutnova und Oslavany bei Brünn, die zu Grundpfeilern der beginnenden Elektrifizierung wurden. 1922 übernahm V. die Leitung der Maschinen- und elektrotechn. Abt. im Min. für öff. Arbeiten, wo er sich mit der Umsetzung von Projekten zur staatl. Energieversorgung beschäftigte. Er beteiligte sich u. a. am Bau des Zentralen Elektrizitätswerks in Prag sowie an Projekten im Rahmen der ländl. Elektrifizierung. V. war Vors. des Verw.R. der Zentralkraftwerke und machte sich um die Errichtung von 24 Elektrizitätsges. verdient. In seine Amtszeit im Min. fielen das Projekt zur Energieversorgung Prags durch ein Kraftwerk in Ervěnice sowie der Bau von Wasserkraftwerken an Moldau und Elbe. Aktiv unterstützte er die Vorbereitung des Gesetzes über die systemat. Elektrifizierung des tschechoslowak. Staats aus dem Jahr 1919. V. war Ehrenmitgl. des tschechoslowak. elektrotechn. Verbands ESČ (Elektrotechnický svaz československý) und Konsulent der Masarykova akad. práce.

L.: Elektrotechnický obzor 20, 1931, S. 723f.; M. Efmertová, Osobnosti české elektrotechniky, 1998, S. 144ff.; Český biografický slovník XX. století 3, 1999.
(V. Šmerha)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 179
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