Városy (Várossy) von Veszprém, Gyula (Julius) (1846–1910), Erzbischof, Theologe und Historiker

Városy (Várossy) von Veszprém Gyula (Julius), Erzbischof, Theologe und Historiker. Geb. Zombor, Ungarn (Sombor, SRB), 13. oder 14. 8. 1846; gest. Kalocsa (H), 28. 10. 1910; röm.-kath. Sohn des Fiskalschreibers Károly V. v. V. und dessen Frau Paulina V. v. V., geb. Bratyovacsky. – V. besuchte ab 1858 ein Jahr lang die niedere Realschule in Zombor, dann setzte er seine Ausbildung im erzbischöfl. Gymn. in Kalocsa fort. 1866–70 stud. er im Pester Zentralseminar; 1870 Priesterweihe in Kalocsa. I. d. F. wirkte V. drei Jahre als Kaplan in Csonoplya, ehe er von Erzbischof →Ludwig Haynald an das Augustineum in Wien entsandt wurde. An der dortigen theol. Fak. stud. er 1873–74; 1876 Dr. theol. Nach seiner Rückkehr nach Kalocsa war er als erzbischöfl. Archivar und ab 1878 als Bibliothekar tätig. 1880 wurde V. zum ersten Vizerektor des neu errichteten „kleinen“ Seminars bestellt. Gleichzeitig unterrichtete er kanon. Recht und Kirchengeschichte im erzbischöfl. („großen“) Seminar, wo er 1882 zum o. Prof. ernannt wurde. Ab 1887 war V. sieben Jahre lang Rektor des „großen“ Seminars und ab November 1887 Präfekt der erzbischöfl. Dombibl. 1898 wurde er Rektor des Budapester Zentralseminars. Die Mehrheit seiner hist. Aufsätze publ. er in den 1880er-Jahren in den Z. „Történelmi Tár“, „Századok“, „Új Magyar Sion“, „Katholikus Hetilap“, „Religio“, „Magyar Állam“ sowie in den Schematismen der Diözese Kalocsa. 1882–84 schrieb V. auf Anregung Haynalds und anlässl. der Diskussion um die Gesetzesvorlage über die Mittelschulen sein zweibändiges Hauptwerk, einen hist.-rechtl. Überblick über das kath. Schulwesen in Ungarn („A katholikus iskolaügy Magyarországon ...“). 1901 ernannte ihn K. →Franz Joseph I. zum Bischof von Stuhlweißenburg, die Weihe wurde im darauffolgenden Jahr vollzogen. 1905 erfolgte die Ernennung zum Erzbischof von Kalocsa (Inthronisation 1906). Als Bischof bzw. Erzbischof waren ihm bes. das Schulwesen sowie die Ausbildung und die Seelsorgetätigkeit der Diözesanpriester, die er regelmäßig zu ignatian. Exerzitien anhielt, ein Anliegen. Im sozialen Bereich unterstützte V. bes. die verschiedenen Jugendver. In polit. Hinsicht (V. war auch Mitgl. des Magnatenhauses) förderte er die Kath. Volkspartei (Katolikus Néppárt). 1907 veranlasste er die Restaurierung der Domkirche von Kalocsa, die bis 1912 dauerte und die er mit viel Sachverständnis überwachte. Er war Träger mehrerer Ehrentitel, u. a. 1880 päpstl. Kammerherr, 1883 Dr. ingremiatus der theol. Fak. der Univ. Budapest, 1889 Tit.abt von Babócsa, 1898 päpstl. Prälat, 1906 Geh. Rat.

Weitere W. (s. auch Szinnyei; S. Kiszlingstein, Magyar könyvészet 1876–85 ..., 1890): XIII. Leo pápa és az iparosok, 1885; Notitiae genealogicae ab origine quorundam Archiepiscoporum Colocensium et Bachiensium, 1889.
L.: Katolikus Lex.; M. Életr. Lex.; Szinnyei (m. W.); E. Gódány, in: A Székesfehérvári Egyházmegye Ünnepi Névtára, ed. G. Mózessy, 2001, S. 27ff.; A. Lakatos, Veszprémi V. Gy. (1846–1910), Website Kalocsai Főegyházmegyei Levéltár (m. B., Zugriff 28. 4. 2016); UA, Wien.
(A. Fejérdy)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 186
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