Vasquez-Pinas von Löwenthal, Carl Gf. (1798–1861), Kartograph und Offizier

Vasquez-Pinas von Löwenthal Carl Gf., Kartograph und Offizier. Geb. Klattau, Böhmen (Klatovy, CZ), 12. 1. 1798; gest. Ofen (Budapest, H), 25. 7. 1861; röm.-kath. Entstammte einer verarmten adeligen Familie. Sohn des Mjr. Anton Gf. V.-P. v. L. und dessen Gattin Clara Margarethe Gfn. V.-P. v. L., geb. v. Holzwith, Bruder des Rtm. Gustav Gf. V.-P. v. L. (geb. 13. 12. 1807) und des Oblt. Ludwig Gf. V.-P. v. L. (geb. 11. 3. 1811), Vater des Oblt. Hugo Gf. V.-P. v. L. (geb. 23. 9. 1829); ab 1821 mit Josepha Buchert verheiratet. – V. begann 1808 seine Ausbildung an einer Militärerziehungsanstalt, schied jedoch 1815 aus dem aktiven Militärdienst aus und trat 1819 im Zuge der franziszeischen Katasteraufnahme eine Stelle als Kalkulant im Bereich der Hauszins-Erhebungskomm. in Wien an. 1822 wurde er Kanzlist, 1828 Akzessist bei der nö. Statthalterei, wo er den Lithographen Anton Ziegler kennenlernte, der kleine Broschüren mit Häuserverzeichnissen und Planbeil. für einzelne Wr. Polizeibez. hrsg. Ab 1827 veröff. V. gem. mit Ziegler in tw. mehrfach aufgelegten Einzelheften Häuserschematismen sowie Pläne der Stadt Wien samt ihren Vororten („Die k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien …“; „Wien’s nächste Umgebungen“) in verschiedenen Maßstäben (1:3.800 bis 1:5.800). Bes. hervorzuheben sind die „Pläne der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien“ (1835, neu hrsg. von Walter Öhlinger, 2011), die mit ihren topograph. Details ein wichtiges Zeitdokument darstellen. Weiters fertigte er Pläne u. a. von Triest, Baden, Ofen-Pest (1837) sowie Prag (ca. 1840; „Prag ...“, ed. Dieter Messner, 1983) an. Da V. keinen Verleger finden konnte, finanzierte er die Kartendrucke selbst, verschuldete sich dabei allerdings so sehr, dass er 1848 wieder in die Armee eintreten musste. 1849 diente er als Oblt. und Adj. im Feldjägerbaon. Nr. 9 am italien. Kriegsschauplatz, wo er sich bei Mortara bes. hervortat. Wegen standeswidrigen Verhaltens wurde er allerdings als Hptm. 1856 pensioniert. Bekanntheit erlangten seine Pläne, die zu den wichtigsten topograph. Zeugnissen des Biedermeier zählen, v. a. durch die am Rand abgebildeten handkolorierten Darstellungen von bekannten Gebäuden auf dem jeweiligen Gebiet, wodurch V. die Verbindung zwischen der traditionellen Kartographie und der Vedutenkunst gelang. So zieren beispielsweise der Stephansdom, die Michaelerkirche, die Nationalbank, das Hofburgtheater sowie die Univ. die Randleiste des Plans „Grundriss der Inneren Haupt- und Residenzstadt Wien“ (o. J.).

Weitere W.: s. I. Nebehay – R. Wagner, Bibliographie altösterr. Ansichtenwerke aus fünf Jhh. 3, 1983.
L.: Czeike; Wurzbach (s. u. V. de Pinos Juan Hyacintho Conte); R. Messner, Die Wieden im Vormärz, 1975, S. 9ff.; Österr. auf alten Karten & Ansichten. Austria Picta, ed. F. Wawrik – E. Zeilinger, Wien 1989, s. Reg. (Kat.); K. Fischer, Das ist die stat Wienn …, 1995, S. 16; F. Opll, Wien im Bild hist. Karten, 2. erg. Aufl. 2004, S. 69; Pfarre Rossau, Wien.
(P. Svatek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 189f.
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