Vávra, Antonín (1848–1928), Techniker

Vávra Antonín, Techniker. Geb. Proseč, Böhmen (Proseč u Skutče, CZ), 6. 2. 1848; gest. Praha, Tschechoslowakei (CZ), 1. 11. 1928. Sohn des Strumpfwirkers Václav V. – V. absolv. die Oberrealschule in Kuttenberg und stud. 1868–72 Maschinenbau am (Tschech.) Polytechn. Inst. in Prag. Anschließend arbeitete er bis 1883 in der Maschinenfabrik der Familie Fürstenberg in Althütten bei Beraun. Im selben Jahr wurde er Prof. der mechan. Technol. an der nunmehrigen Tschech. TH, an der er 1885/86, 1887/88, 1890/91 und 1898/99 als Dekan der Maschinenbau-Abt. sowie 1893/94 als Rektor fungierte. Gegen Ende seiner Lehrtätigkeit geriet er in einen über zehn Jahre dauernden Streit mit Studenten, die seinen Abgang von der Fak. für mechan. Technol. und von der Hochschule verlangten und der 1905 mit seinem vorzeitigen Ruhestand endete. V.s prakt. Tätigkeit umfasst den Bau einer Reihe von Mühlen, Sägewerken und Fabriken unterschiedl. Art in ganz Böhmen, dem heutigen Österr. und Dtld. Am bedeutendsten sind seine Projekte im Bereich der Wasserräder und der Hydrometrie. Darüber hinaus befasste sich V. mit dem Hüttenwesen. In seinen Vorlesungen über mechan. Technol. präsentierte er seine Erkenntnisse aus der Praxis mittels vergleichender und beschreibender Methoden. Er interessierte sich außerdem für das Textilwesen und begründete die tschech. Textilterminol., die Eingang in die Lehrbücher über Spinnerei und Weberei für die böhm. Webeschulen fand. V. unternahm eine Reihe von Stud.- und Forschungsreisen in das Ausland. Ab 1890 war er acht Jahre lang Mitgl. des Schiedsgerichts der Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt für Böhmen. Diese Tätigkeit hatte Einfluss auf die Hrsg. des Hdb. „Technická hygiena“ (1890). Zudem war V. der erste Pädagoge, der diese Disziplin in Vorlesungen aufnahm. 1883–85 gehörte er der Prager Gmd.vertretung an. Er wurde zum Vizepräs. des Schulausschusses gewählt und leitete die gewerbl. Fortbildungsschulen bis 1891. V. beteiligte sich auch an der Führungsarbeit im evang. literar. und wiss. Ver. Comenium. Er veröff. zahlreiche Stud. und Artikel über Metallurgie und Maschinenbau, wobei er sich auf Technol. konzentrierte. In diesem Zusammenhang ist v. a. der Beitr. „O vlivu mechanického zpracování dřeva, železa a oceli na jejich pevnost“ (in: Zprávy spolků architektů a inženýrů v Čechách, 1883) zu erwähnen. Ferner publ. er in Fachz. wie „Věstník Královské české společnosti nauk“, „Naše doba“, „Athenaeum“, „Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen“, „Dingler’s Polytechnisches Journal“, „Der praktische Maschinen-Konstrukteur“ etc.

L.: Otto; Strojnický obzor 8, 1928, S. 411f.; V. Lomič – P. Horská, Dějiny Českého vysokého učení technického, 1978, S. 292ff.; České vysoké učení technické v Praze, Praha, CZ.
(V. Šmerha)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 196f.
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