Vay von Vaja, Miklós (I.) Baron (1756–1824), General

Vay von Vaja Miklós (I.) Baron, General. Geb. Serke, Ungarn (Širkovce, SK), 6. 9. 1756; gest. Pest (Budapest, H), 11. 5. 1824; evang. HB. Nachfahre von Ádám V. v. V. (geb. Vaja, H, 11. 5. 1657; gest. Danzig/Gdańsk, PL, 31. 1. 1719), Kuruzen-Gen. und Hofmarschall von Franz II. Fürst Rákóczi, Sohn des kgl. Rats Ábrahám V. v. V. (gest. 1762) und dessen Ehefrau Anna V. v. V., geb. Gfn. Wass v. Czege, Neffe des Obst. László V. v. V. (geb. 1715; gest. 31. 8. 1782), Vater von →Miklós (II.) Baron V. v. V., Großvater von →Miklós (III.) Baron V. v. V., verwandt mit →Sarolta Gfn. V. v. V. u. Luskod und →Péter Gf. V v. V u. Luskod (s. u. Sarolta Gfn. V. v. V. u. Luskod); ab 1799 verheiratet mit Johanna Baronin V. v. V., geb. Freiin v. Adelsheim (geb. Pforzheim, Baden/D, 5. 8. 1776; gest. Golop, H, 26. 2. 1863). – Nach Besuch des ref. Kollegiums in Sárospatak stud. V. 1776–79 mit finanzieller Unterstützung seines Onkels an der Ing.-Akad. in Wien, wo er von den Ideen der Aufklärung beeinflusst wurde. Nach der Ausmusterung ab 1779 in Ungarn und den österr. Niederlanden tätig, übernahm V. 1780 als Geniehptm. die Leitung der Umbauarbeiten der Festungen Arad und Theresienstadt. Ab 1783 Baron, unternahm er 1785–88 in staatl. Auftrag Berufs- bzw. Stud.reisen nach Frankreich, England und Irland und besichtigte dabei Kriegshäfen, Seiden-, Porzellan- und Eisenfabriken sowie Kanalbauten. In London schloss er mit Sir Joseph Banks, dem Präs. der Royal Society, Bekanntschaft. Als Mitarb. Jesse Ramsdens war er an der Entwicklung und Herstellung eines Mauerquadranten beteiligt, mit dem Giuseppe Piazzi 1801 den Zwergplaneten Ceres entdeckte. V.s dt.sprachiges Reisetagebuch, in dem in erster Linie techn. Themen behandelt werden, ist als Ms. im Familiennachlass erhalten. Nach seiner Rückkehr nach Ungarn nahm V. 1788–89 als Art.hptm. am Österr.-Russ. Türkenkrieg teil. 1789 wurde er in der Schlacht von Schabatz schwer verwundet. 1792 w. Kämmerer, bat er 1793 aufgrund seiner Verletzung um Freistellung vom Dienst. I. d. F. unangestellter Gen.feldwachtmeister, erhielt er 1807 den Charakter eines GM ad honores. 1809 nahm er noch als Genieoff. an der Schlacht bei Raab teil und trat dann i. d. R. Aufgrund krit. Äußerungen gegen K. →Franz II. (I.) 1817 seines Rangs enthoben, musste diese Verfügung nach Protesten der ung. Stände zurückgezogen werden. Bereits Jahre zuvor hatte sich V. der Politik und der Wirtschaft zugewandt. Von den josephin. Reformen enttäuscht, schloss er sich der ung. adeligen Reformopposition an, fungierte ab 1790 als Abg. des ung. LT und führte im selben Jahr polit. Verhh. in London, wo er sogar Friedrich August, dem Hg. von York und Albany, die ung. Krone anbot. Weiters traf er in Göttingen mit dem Mathematiker und Physiker Georg Christoph Lichtenberg zusammen. V. wurde 1804 zum kgl. Koär. für die Flussregulierung im Einzugsgebiet der Theiß und der Kreisch ernannt und zeichnete auch für die Leitung der Kartographierung verantwortl. Dabei bildete er junge Ing. aus; so gehörte u. a. →Sámuel III. v. Tessedik zu seinen Mitarb. V., eine der bedeutenden Gestalten des ung. Wirtschaftslebens seiner Zeit, trug aufgrund seiner in Westeuropa gesammelten Erfahrungen maßgebl. zur Verbreitung neuester industrieller sowie landwirtschaftl. Technol. und Methoden in Ungarn bei. So konstruierte er einen Drehzahlmesser und ermöglichte damit eine genauere Kartographierung der Postkutschenrouten. Auf seinen Gütern betrieb er intensive Landwirtschaft, ließ Kartoffeln anbauen und sorgte für den Einsatz moderner Pflüge sowie weiterer Anbau- und Erntemaschinen. Als Erster brachte er aus England das Modell einer Spinnmaschine nach Ungarn, das ab 1790 in Károly Gf. Batthyánys Seidenfabrik in Burgau an der Lafnitz zum Einsatz kam. Mit seinem 1798 gegr. Unternehmen trat er auch im Bereich der Salpetergewinnung in Erscheinung. V. war ab 1779 Mitgl. der Wr. Freimaurerloge Zur gekrönten Hoffnung und ab 1787 Mitgl. der Royal Society. Der Familiennachlass befindet sich im Archiv des ref. Kollegs in Sárospatak.

L.: Pester Lloyd, 15. 5. 1894; M. Életr. Lex.; ÚMÉL; Magyar színművészeti lex. 4, 1931; L. Bendefy, in: Levéltári Szemle 19, 1969, S. 290ff.; ders., in: Technikatörténeti Szemle 6, 1971/72, S. 73ff.; Magyarok a természettudomány és a technika történetében, ed. F. Nagy, 1986; Magyar utazók lex., 1993; D. Vargha, in: Magyar tudomány 39, 1994, S. 108ff.; Magyar tudóslex. A-tól Zs-ig, 1997; J. Pók, in: Szabolcs-Szatmár-Beregi levéltári évkönyv 13, 1999, S. 155ff.; O. Szakály, in: Irish Economic and Social History 29, 2002, S. 56ff.; dies., Egy vállalkozó főnemes, 2003; Magyar nagylex. 18, 2004; O. Szakály, in: Századok 139, 2005, S. 1207ff.; A. McConnel, J. Ramsden (1735–1800), 2007, s. Reg.; J. J. Gudenus, Magyar főnemességi adattár (nur online, Zugriff 14. 8. 2016); KA, Wien.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 200f.
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