Vay von Vaja, Miklós (II.) Baron (1802–1894), Politiker

Vay von Vaja Miklós (II.) Baron, Politiker. Geb. Alsózsolca (H), 29. 4. 1802; gest. Budapest (H), 13. 5. 1894; evang. HB. Aus einer der ältesten ung. Adelsfamilien stammend, Sohn von →Miklós (I.) Baron V. v. V. und dessen Frau Johanna Baronin V. v. V., geb. Freiin v. Adelsheim (geb. Pforzheim, Baden/D, 5. 8. 1776; gest. Golop, H, 26. 2. 1863), Bruder des RT-Abg. und Obergespans des Kom. Borsod Lajos Baron V. v. V. (geb. Alsózsolca, 8. 11. 1803; gest. Vatta, H, 24. 3. 1888), Vater von →Miklós (III.) Baron V. v. V., verwandt mit →Sarolta Gfn. V. v. V. u. Luskod und →Péter Gf. V. v. V. u. Luskod (s. u. Sarolta Gfn. V. v. V. u. Luskod); ab 1828 mit Katharina Baronin V. v. V., geb. Freiin v. Geymüller (geb. Hollenburg, NÖ, 3. 10. 1809; gest. Budapest, 13. 10. 1880), verheiratet. – V. wurde gem. mit seinem Bruder von János Váradi Szabó und Wilhelm Egger, den ersten Verbreitern der Pädagogik Johann Heinrich Pestalozzis in Ungarn, erzogen. Anschließend stud. er Jus an der Univ. Pest und war danach u. a. als Auskultant bei →Zsigmond Szőgyény v. Magyarszőgyén tätig. 1823–24 besuchte er das polytechn. Inst. in Wien und betrieb daneben weiterführende Jus-Stud. 1824 in Heidelberg, kehrte er nach dem Tod seines Vaters nach Ungarn zurück und widmete sich der Verwaltung der Familiengüter. 1825–27 Vizenotar, 1827–29 Obernotar und Vizegespan des Kom. Semplin, nahm er als dessen Vertreter 1830 am LT in Pressburg teil. 1831 Tafelrichter und Obergespan-Administrator des Kom. Borsod, 1841 Beisitzer der Septemviraltafel sowie 1844–49 Kronhüter, wurde V. darüber hinaus 1845 zum Vizepräs. der Statthalterei in Ofen ernannt. Des Weiteren trat er mehrmals als kgl. Regierungskoär. in Erscheinung: anlässl. der Cholera-Epidemie von 1831, in den oberung. Kom. während des galiz. Bauernaufstands von 1846 sowie im Zuge der Hungersnot von 1847. 1848 sollte V. im Auftrag der Batthyány-Regierung die Union Ungarns mit Siebenbürgen umsetzen, was jedoch am Widerstand des Gouverneurs von Siebenbürgen, FML Anton Frh. v. Puchner, bzw. an der rumän. Nationalbewegung scheiterte. Während der Revolution von 1848/49 lebte V. zurückgezogen; die Nachfolge von Ministerpräs. →Lajos Gf. Batthyány v. Németújvár anzutreten, lehnte er im Herbst 1848 trotz Bemühungen von Palatin Erzhg. →Stephan Victor genauso ab wie das ihm 1850 angebotene Amt des Gouverneurs von Ungarn. 1852 der Teilnahme an der Revolution beschuldigt und zum Tod verurteilt, erhielt V. eine kgl. Begnadigung zu vier Jahren Gefängnis, wurde jedoch bereits 1853 entlassen. Sein während der Haft in Pest und Theresienstadt verf. Tagebuch gilt als wertvolles Zeitdokument (veröff. in: Küzdelem, bukás, megtorlás 2, ed. Gyula Tóth, 1978, sowie in: A föld megőszült 1, ed. ders., 1985). Nach Erlass des Oktoberdiploms 1860 von K. →Franz Joseph I. zum ung. Hofkanzler ernannt, trat V. aufgrund des zentralist. Februarpatents der Regierung von Ministerpräs. →Anton v. Schmerling 1861 von diesem Amt zurück. Zwar hatte er nach dem Ausgleich wichtige öff. Ämter inne – ab 1865 Obergespan des Kom. Borsod, ab 1867 abermals Kronhüter, 1884–88 Vizepräs., ab 1888 Präs. des Magnatenhauses –, doch ging sein polit. Einfluss zurück. In den führenden Funktionen, die er in der ung. ref. Kirche bekleidete – ab 1841 Oberkurator des evang. ref. Kirchendistrikts jenseits der Theiß, ab 1877 Präs. des Konvents der ung. ref. Kirche, 1881 Vors. der ref. Synode zu Debrezin – agierte V. allerdings sehr erfolgreich, insbes. durch seinen Einsatz für die Aufhebung des Protestantenpatents, die er 1860 erreichte. 1841–55 sowie ab 1860 Dion.mitgl. der MTA, 1827 Kämmerer, 1845 Geh. Rat, erhielt V. 1873 das Großkreuz des St. Stephan-Ordens.

L.: NFP, Pester Lloyd, 15. 5. 1894; Biograph. Lex. Südosteuropas; M. Életr. Lex.; Markó (m. B.); Pallas; Szinnyei; ÚMÉL; Wurzbach; Új Országgyülési Almanach 1887–92, ed. A. Sturm, 1888, S. 45f.; G. Ballagi, in: Protestáns Szemle 6, 1894, S. 433ff.; Emléklapok vajai báró V. M. életéből, ed. J. Lévay, 1899, Reprint 1999; I. Révész, Fejezetek a Bach-korszak egyházpolitikájából, 1957, passim; Gy. Szabad, Forradalom és kiegyezés válaszútján, 1967, s. Reg.; A. Toth, Parteien und Reichstagswahlen in Ungarn 1848–92, 1973, S. 336; M. Balogh – J. Gergely, Egyházak az újkori Magyarországon 1790–1992, 1996, s. Reg.; Új magyar irodalmi lex. 3, 2. Aufl. 2000; A magyar országgyűlés elnökei 1848–2002, 2002, S. 213ff.; Magyar nagylex. 18, 2004; B. Pukánszky, in: Pädagog. Volksaufklärung im 18. Jh. im europ. Kontext, ed. H. Schmitt u. a., 2007, S. 190ff.; J. J. Gudenus, Magyar főnemességi adattár (nur online, Zugriff 14. 8. 2016).
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 201
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