Vážný, František (1868–1941), Jurist

Vážný František, Jurist. Geb. Schweinitz, Böhmen (Sviny, CZ), 1. 4. 1868; gest. Brünn, Protektorat Böhmen und Mähren (Brno, CZ), 4. 3. 1941. Sohn des Bauern Václav V., Onkel von Jan V. (s. u.). – V. besuchte das Gymn. in Budweis und stud. ab 1889 Rechtswiss. an der tschech. Univ. in Prag; 1896 Dr. iur. sub auspiciis Imperatoris. Noch während des Stud. arbeitete er als Gerichtsreferendar an einem Strafgericht. Nach bestandener Richterprüfung 1897 wurde er Adjunkt am Oberlandesgericht in Prag. 1904 ging er an den Obersten Gerichtshof in Wien, wo er im Büro für Rechtssprechungsevidenz arbeitete. Während seiner zehnjährigen Tätigkeit in der Reichshauptstadt war er als Red. der „Österreichischen Zeitschrift für Strafrecht“ tätig und fungierte daneben als Vors. des Ver. tschech. Beamter in NÖ sowie als stellv. Vors. des nö. Ablegers des Sokol. 1914 erfolgte seine Ernennung zum OLGR am Oberlandesgericht in Prag. Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs war er als Oblt.-Auditor beim Div.gericht der Landwehr in Theresienstadt tätig. 1916 wurde er ans Feldgericht in Zamość und im Folgejahr in die Justizabt. des Armeeoberkmdo. beordert. Nach Gründung der Tschechoslowakei kehrte V. nach Prag zurück und fungierte bald als Richter am neu geschaffenen tschechoslowak. Obersten Gerichtshof in Brünn. 1921 avancierte er zum Senatsvors. (Senatspräs.) und ein Jahr später zum stellv. Vors. (2. Präs.). Dieses Amt bekleidete er bis zu seiner Pensionierung 1935. Daneben fungierte er ab 1925 als Mitgl. des Internationalen Schiedsgerichts in Den Haag. Fast durch seine gesamte Wirkungszeit am Obersten Gerichtshof betreute er die Ed. von dessen wichtigsten Urteilen, die deshalb „Vážneho sbírka“ („Vážnýs Sammlung“) genannt wird („Rozhodnutí Nejvyššího soudu ČSR ve věcech občanských“, 1920ff.; „Rozhodnutí Nejvyššího soudu ČSR ve věcech trestních“, 1920ff.). Darüber hinaus war V. auch Vors. des Berufungs- und Rekurssenats für zivilrechtl. Angelegenheiten für die Slowakei und die Karpatenukraine sowie Referent am Obersten Gerichtshof für legislative Angelegenheiten. Außerdem war er als stellv. Vors. des ersten Verfassungsgerichts und Mitgl. der Regierungskomm. für die Reform des Zivilgerichtswesens tätig. V. beschäftigte sich daneben mit Zivilprozesstheorie und las zu dieser Materie an der jurid. Fak. der Brünner Univ. (1919 Vorlesungen in Zivilrecht, 1920–37 in Zivilprozessordnung; 1933 unbezahlter o. Prof. für Zivilprozessordnung), wobei er als Gegner des Rechtsnormativismus, der damals an der Fak. dominierte, auftrat. Er beteiligte sich weiters an der Konzeption eines Lex. des tschechoslowak. öff. Rechts („Slovník československého práva veřejného“). 1922 wählte man ihn zum Vors. des Mähr. Juristenver. und 1926 wurde ihm die Ehrenmitgl.schaft des jurid.-akadem. Ver. Právník verliehen. Sein Neffe Jan V. (geb. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 1. 1. 1891; gest. KZ Mauthausen, OÖ, 18. 4. 1942), Sohn des Postbeamten Jan V., stud. ab 1909 Rechtswiss. an der tschech. Univ. in Prag; 1914 Dr. iur. Er begann seine Karriere in der Justizverwaltung und wurde 1919 zum Richter des Oberlandesgerichts ernannt. Nach einem Stud.aufenthalt bei Pietro Bonfante in Rom und einem papyrolog. Kurs bei Pietro De Francisci habil. er sich 1920 an der Univ. Prag mit der Arbeit „Actiones poenales“ (gedruckt 1923) und wurde 1921 als ao. Prof. für röm. Recht an die neu gegr. Univ. Bratislava berufen, wo er bis 1927 tätig war. Anschließend wechselte er an die Univ. Brünn, wo er 1932/33 auch als Dekan fungierte. Jan V., der sich v. a. auf röm. Erbrecht spezialisierte, war Mitgl. und 2. stellv. Vors. der rechtshist. sowie o. Mitgl. der judiziellen Staatsprüfungskomm. und beteiligte sich aktiv an der Hrsg. der Fachz. „Časopis pro vědy státní a správní“. Nach der dt. Okkupation schloss er sich der Widerstandsgruppe ÚVOD an, wurde verhaftet, Anfang Februar 1942 in das KZ Mauthausen deportiert und dort ermordet. Jan V. war Mitgl. der jurist. Sektion der Gelehrtenges. Učená spoločnosť Šafárikova und k. M. des Istituto di studi legislativi in Rom.

Weitere W. (s. auch Schelleová): O ústrojí a příslušenství soudů, 1923, 3. Aufl. 1933; Pracovní soudy, 1934. – Jan V.: La funzione della „testatio“ nel diritto funerario romano, in: Annali del Seminario Giuridico della Reale Univ. di Palermo 8, 1922; Římské právo obligační, 2 Bde., 1924–27; Custodia v právu římském, 1925; Naturalis obligatio, in: Studi in onore di P. Bonfante 4, 1930; Římský proces civilní, 1935; Pupilární substituce ve vývoji římského práva, 1940; Übers. aus dem Italien.: P. Bonfante, Instituce římského práva, 1932.
L. (tw. auch für Jan V.): Album reprezentantů všech oborů veřejného života československého, ed. F. Sekanina, 1927, S. 171; M. Navrátil, Almanach československých právníků, 1930; A. Dolenský, Kulturní adresář ČSR 1, 1934, S. 95, 2, 1936, S. 96; Whoʼs Who in Central and East-Europe 1933/34, ed. St. Taylor, 1935; Československo – Biografie, ed. B. Koutník, Ser. 12, 1937, Ser. 28, 1940; J. Kunc, Kdy zemřeli …?, 2. Aufl. 1962, S. 82; I. Schelleová, Život a dílo prof. JUDr. F. V., 1994 (m. W.). – Jan V.: K. Schelle u. a., Život a dílo prof. JUDr. J. V., 1993; Právnici na Univ. Komenského v Bratislave, ed. P. Blaho – E. Vlková, 1996, S. 162ff.; Antol. československé právní vědy v meziválečném období (1918–38), ed. P. Skřejpková, 2009, S. 196ff.; KZ-Gedenkstätte Mauthausen, OÖ.
(P. Skřejpková)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 203f.
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