Veith, Georg; Ps. Georg von Otterfels, genannt Schlangen-Veith (1875–1925), Zoologe, Offizier und Historiker

Veith Georg, Ps. Georg von Otterfels, genannt Schlangen-Veith, Zoologe, Offizier und Historiker. Geb. Černowitz, Böhmen (Černovice u Tábora, CZ), 9. 3. 1875; gest. in der Nähe von Zile (TR), 9. 9. 1925 (ermordet); röm.-kath. Sohn des Anton Ladislaus V. (1835–1916), Betreibers eines Serpentin- und Talkumwerks, und der Helene V., geb. Paszthory v. Felső-Paszthor u. Lengyeltoth (1836–1900). – 1881 übersiedelte die Familie auf das Gut Töscheldorf bei Althofen in Ktn. Nach dem Besuch des Marien-Inst. in Graz (ab 1884), des Jesuitengymn. in Kalksburg und der Matura am Theresianum in Wien erhielt V. 1892–95 eine Ausbildung zum Art.off. an der Techn. Militärakad. in Wien und kam anschließend als Lt. nach Kronstadt. 1900–02 absolv. er die Kriegsschule in Wien und schloss die Ausbildung zum Gen.stabsoff. ab. 1903 ging er als solcher nach Weißkirchen im Banat, 1905 zur Art.-Brig. nach Agram. Anfang Mai 1906 zum Hptm. befördert, fungierte V. bis 1907 als Kmdt. der 3. Batterie beim Div.-Art.rgt. Nr. 7 in Laibach. 1908–09 war er Kmdt. der Einjährig-Freiwilligen-Schule in Graz. Danach besuchte er Instruktionskurse in Laibach und stand dort auch als Kmdt. in Verwendung. 1910–14 diente er im Gebirgsart.rgt. Nr. 5 im herzegowin. Bileća; 1912 war er Mjr. im Gen.stab. Im 1. Weltkrieg war er als Frontsoldat im Einsatz. 1925 fiel Obst. a. D. V. während einer Forschungsreise in Kleinasien einem Raubmord zum Opfer. V. zeigte schon früh Interesse an hist. und naturhist. Themen, v. a. an Kriechtieren. Bereits als 16-Jähriger begann er eine einzigartige Schlangensmlg. anzulegen, die u. a. herpetolog. Raritäten wie eine schwarze Varietät der Hornotter (Vipera ammodytes), die V. in der Herzegowina gefunden hatte, und eine Schlange aus Ktn., die sowohl Merkmale der Kreuzotter (Vipera berus) als auch der Hornotter aufwies, also ein Naturbastard gewesen sein könnte, enthielt. Die erste naturwiss. Publ. „Die Krähenhüttenjagd mit besonderer Berücksichtigung der österreichischen Alpenländer“ verf. er 1895 unter Ps. Sein militär. Können als Stabsoff. verband V. bei seiner Schlachtfeldforschung mit der Beobachtungsgabe des Naturforschers. Von seinem Garnisonsort Bileća aus erforschte er sowohl hist. röm. Schlachtfelder auf dem Balkan als auch die dortige Reptilienfauna. Verschiedene Publ. und Vorträge über Kriegsführung, Kriegswiss. und Kriegskunst ließen die interessierte Fachwelt aufhorchen. 1906 erschien die „Geschichte der Feldzüge C. Julius Caesars“. Dieses Buch fand reges Interesse und begründete die Freundschaft zu dem Historiker Johannes Kromayer, auf dessen Betreiben V. 1907–08 an einer Expedition nach Afrika teilnahm, die in der Hrsg. von vier Bde. über „Antike Schlachtfelder“ (1903–31) mündete. Während seiner Zeit in Laibach war V. wiss. Mitarb. der dortigen Erdbebenwarte und machte darüber hinaus Beobachtungen über das Verhalten von Schlangen vor den Erschütterungen. V., der auch als leidenschaftl. Jäger in Erscheinung trat, kann als ein Vorläufer der Verhaltensforschung angesehen werden, da er Tiere nicht nur zum Zweck des Präparierens fing, sondern vorrgangig zur Beobachtung ihrer Lebensweisen. Als Pionier der Tierphotographie machte V. zahlreiche Nahaufnahmen heim. Schlangen, von denen sieben in der 1913 neu bearb. Aufl. des 2. Bd. „Die Lurche und Kriechtiere“ von „Brehms Tierleben“ verwendet wurden. Das Zemaljski Muz. Bosne i Hercegovine in Sarajevo, das Magyar Nemzeti Múz. in Budapest, das Prirodoslovni muz. Slovenije in Ljubljana, aber auch Privatpersonen erhielten von V. präparierte Schlangen. Darüber hinaus befinden sich in der Zoolog. Abt. des Naturhist. Mus. in Wien V.s Präparate heim. und aus Siebenbürgen stammender Vögel sowie von 600 Echsen und Amphibien. Viele seiner Präparate und Aufzeichnungen gingen allerdings während des 2. Weltkriegs verloren. Für seine Leistungen wurde V. 1915 Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Kl., 1917 Ritter des Leopold-Ordens und 1921 Dr. h. c. der phil. Fak. der Univ. Münster.

Weitere W.: s. Sattler; Broucek – Peball; Happ – Mildner. – Nachlass: KA, Wien.
L.: Die Stunde, 31. 10., NWT, 1., Dt.österr. Tagesztg., 7. 11. 1925; Kleine Ztg. (Ktn.), 9. 6. 1962; J. Eiselt, in: Natur und Land 37, 1951, S. 53ff.; H. Prasch, in: Die Ktn. Landsmannschaft 7, 1989, S. 7f.; G. Sattler, Obst. G. V. (1875–1925), phil. DA Wien, 1991 (m. B. u. W.); P. Broucek – K. Peball, Geschichte der österr. Militärhistoriographie, 2000, s. Reg. (m. W.); H. Happ – P. Mildner, in: Rudolfinum. Jb. des Landesmus. Ktn. 2003, 2004, S. 435ff. (m. B. u. tw. W.); KA, Wien.
(H. Happ)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 216f.
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