Veith, Johann Emanuel (1787–1876), Mediziner, Tierarzt und Geistlicher

Veith Johann Emanuel (CSsR), Mediziner, Tierarzt und Geistlicher. Geb. Kuttenplan, Böhmen (Chodová Planá, CZ), 10. 7. 1787; gest. Wien, 6. 11. 1876; mos., ab 1816 röm.-kath. Sohn des Tabakhändlers und Rabb. Benedikt (Baruch) V. (1730/31–1818) und der Barbara V., geb. Levi, Bruder von →Johann Elias V. – Nach vier Jahren Schulbesuch in Klattau wurde V. privat erzogen und legte die ersten Gymn.prüfungen als Externist in Pilsen ab. 1801 übersiedelte er nach Prag, wo er das Gymn. beendete. 1803–06 absolv. V. die phil. Jgg., danach stud. er Med. in Prag, ab 1808 an der Univ. Wien, wo er sich insbes. für Tierarzneikde. und Seuchenlehre interessierte; 1812 Dr. med. V. war bereits 1811 als Pensionär in das Thierarzney-Inst. eingetreten und wurde 1813 Korrepetitor. 1815–21 lehrte er als Prof. für Pathol. und Seuchenlehre. 1816 wurde er zum prov., 1819 zum w. Dir. des Thierarzney-Inst. ernannt und führte die durchgreifenden Reformen, die →Ferdinand Vietz begonnen hatte, weiter. Die Stud.reform und der Neubau der Tierärztl. Hochschule, an dessen Plänen V. mitwirkte, fielen in seine Zeit. V. befasste sich u. a. mit Seuchenlehre und Hygienemaßnahmen, Kräuterkde., Arzneipflanzen sowie homöopath. Behandlungsmöglichkeiten. Sein mehrfach aufgelegtes und von seinem Bruder hrsg. „Handbuch der Veterinärkunde“ (1817) galt lange Zeit als Standardwerk für Med.studenten. Darüber hinaus initiierte er die Einrichtung einer Apotheke im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Gumpendorf (Wien 6). 1820 trat er als Dir. des Thierarzney-Inst. zurück. V., der bereits ab 1817 Theol. stud., trat in den Orden der Redemptoristen ein und wurde 1821 zum Priester geweiht. Daneben wirkte er weiterhin als Mediziner, Homöopath und (Fach-)Schriftsteller, was eine kirchl. Verbannung in die Stmk. zur Folge hatte. 1830 trat er daher aus dem Orden wieder aus. I. d. F. Kooperator, wirkte er von 1831 bis zu seiner Pensionierung 1845 als Domprediger von St. Stephan, danach noch in diversen Kirchen als Kanzelredner. V. galt als einer der markantesten Vertreter des kath. Liberalismus nach 1848, konnte diesem aber nicht zum Durchbruch verhelfen. 1848 gründete er den Katholikenver. und gab die Z. „Aufwärts. Ein Volksblatt für Glauben, Freiheit und Gesittung“ heraus. V., der u. a. mit Clemens Brentano, Joseph v. Eichendorff, dem Religionsphilosophen →Anton Günther und →Klemens Maria Hofbauer freundschaftl. Verbindungen pflegte, verf. auch weithin bekannte homilet. Werke und trat zudem immer wieder als Verteidiger des Judentums gegen Verleumdungen auf. Im fortgeschrittenen Alter erblindet, erhielt V. die große silberne Salvatormedaille sowie 1871 das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens. 1846 wurde er zum Ehrendomherrn von Salzburg ernannt. 1848 erhielt er das Ehrendoktorat der Univ. Prag, 1851 jenes der theol. Fak. in Wien.

Weitere W.: s. Wininger; Wurzbach.
L.: Grazer Volksbl., 9. 11. 1876; Die Presse, 7. 6. 1957; ADB; Czeike; Hirsch; NDB; Wininger (m. W.); Wurzbach (m. W.); Biograph.-literar. Lex. der Thierärzte aller Zeiten und Länder, 1863; J. H. Loewe, J. E. V., 1879 (m. B.); G. Günther, Die Tierärztl. Hochschule in Wien, 1930, S. 74; K. Pleyer, J. E. V. und sein Kreis, phil. Diss. Wien, 1934; ders., in: Wr. Tierärztl. MS 39, 1952, S. 129ff.; J. Schreiber, ebd., S. 134ff.; W. Lechner, ebd. 55, 1968, S. 149ff.; 200 Jahre Tierärztl. Hochschule in Wien, 1968, s. Reg.; E. Winter – M. Winter, Domprediger J. E. V. und Kardinal F. Schwarzenberg, 1972 (m. B.); K. Honek, J. E. V. (1787–1876), 1983; Ch. Stanek – Ch. Mache, in: Wr. Tierärztl. MS 84, 1997, S. 102ff. (m. B.); Hist. Archiv der vet.-med. Univ., UA, beide Wien.
(Ch. Mache)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 217f.
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