Vela, Lorenzo (1812–1897), Bildhauer und Maler

Vela Lorenzo, Bildhauer und Maler. Geb. Ligornetto (CH), 4. 7. 1812; gest. Mailand (Milano, I), 10. 1. 1897. Sohn des Giuseppe V. und der Teresa V., geb. Casanova, Bruder des Bildhauers Vincenzo V. (geb. Ligornetto, 3. 5. 1820; gest. ebd., 3. 10. 1891), eines im Risorgimento engagierten Vertreters des italien. Verismo; ledig. – Nach einer Lehre als Steinmetz in Arzo und Viggiù besuchte V. 1832–37 die dem Klassizismus verpflichtete Ornamentikschule des Tessiners Ferdinando Albertolli an der Accad. di Belle Arti di Brera in Mailand. In Zusammenarbeit mit seinem Lehrer Benedetto Cacciatori schuf V. seine ornamentalen und architekton. Frühwerke, für die er bereits 1835 ausgez. wurde. In den Folgejahren führte er die Denkmäler für Borromeo und Balzari Tosi (1844) sowie Dekorationsarbeiten am Palazzo civico in Lugano (1843–46) aus. Der Blumenkranz zu Cacciatoris Skulptur „Gesù Bambino“ (1842) wurde 1851 auf der Weltausst. in London gezeigt. Ab der Mitte der 1840er-Jahre gewann V. an künstler. Selbstständigkeit: Er schuf klein- und mittelformatige Skulpturen, v. a. Genrewerke, Allegorien, Tierdarstellungen (Affen, Löwenköpfe) sowie Grabskulpturen und Porträts in Marmor, Bronze und Stuck, so seinen berühmten „Putto con cesto di pulcini“ (1847). Als Lehrer für Ornamentik an der Brera (1860–91) übte er großen Einfluss auf Generationen von Schülern und Mitarb. aus. Als gesuchter Dekorationsbildhauer arbeitete er mit berühmten Architekten und Bildhauern seiner Zeit zusammen, so auch mit seinem Bruder Vincenzo. Zahlreiche Innenausstattungen für eine adelige Kundschaft entstanden z. Tl. im Auftrag des Architekten Giuseppe Balzaretto, so die Kapelle der Familie d’Adda in Arcore (1850–53), der Palazzo Poldi Pezzoli in Mailand (1852–61), die Gemächer von Carlo d’Adda (1854–55), die Villa Sioli Legnani in Bussero (1856–58) und der Hauptsitz der Sparkasse der lombard. Prov. in Mailand (1869–73). Berühmt wurde auch seine Skulptur „Vittima dell’Inquisizione“ (1860). Daneben war er im Tessin auf kommunaler und kantonaler Ebene als liberal-radikaler Politiker tätig, so 1852–67 als Mitgl. des Tessiner Großen Rats, in dem er sich u. a. 1852 für die Laisierung des Schulwesens einsetzte. Nach seinem Tod wurde eine Werkauswahl von rund 100 Modellen und Gemälden von Mailand auf den Familiensitz nach Ligornetto überführt, den sein Neffe Spartaco V. der Eidgenossenschaft schenkte und der seit 1898 das Mus. Vincenzo Vela bildet.

Weitere W.: s. Mus. Vela. Un mus. dell’Ottocento.
L.: HLS; Thieme–Becker; D. Binda – D. Rusca, L. V., 1997; Mus. Vela. Un mus. dell’Ottocento, ed. G. A. Mina Zeni, 1997, S. 46ff. (m. tw. W.); Biograf. Lex. der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l’art suisse. Dizionario biografico dell’arte svizzera, 1998; G. Zanchetti, in: Mus. Vela. Le collezioni. Scultura, pittura, grafica, fotografia, ed. G. A. Mina Zeni, 2002, S. 109ff.; G. A. Mina, I fratelli V. e la committenza d’Adda, 2014.
(M. Jorio)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 220f.
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