Velflík, Albert Vojtěch (1856–1920), Bautechniker und Hochschullehrer

Velflík Albert Vojtěch, Bautechniker und Hochschullehrer. Geb. Kralowitz, Böhmen (Kralovice, CZ), 4. 4. 1856; gest. Mnichovice, Tschechoslowakei (CZ), 11. 11. 1920; röm.-kath. Aus einer Kaufmannsfamilie stammend, Sohn von Josef V. und dessen Frau Anna, Bruder von →Josef Václav V. und →Jaroslav Václav V. (s. u. Josef Václav V.). – V. besuchte 1868–74 das Realgymn. in Pilsen. Nach der Matura stud. er 1874–79 am tschech. polytechn. Inst. (ab 1879 tschech. TH) in Prag. 1879 begann er als Ass. in der Fa. des Bauing. Vilém Plenkner in Smichow zu arbeiten. 1880 erhielt er eine Ass.stelle am Lehrstuhl für Baumechanik an der tschech. TH in Prag bei →Josef Šolín. Die dabei gewonnenen theoret. Kenntnisse des Brückenbaus wandte V. in Fachstud. und in der Praxis an. So projektierte er etwa Straßenbrücken in Beneschau, Arnau und über die Eger in Drahowitz bei Karlsbad oder über den Rio Vignola in der Valsugana. Ferner errichtete er Eisenbahnbrücken, einschließl. einzelner Tle. für die Nordwest-Bahn, in Mainz, in Annathal sowie auf der Strecke Wels–Passau. Er projektierte die Entwässerungsanlage in Beraun, beteiligte sich an den Plänen zur Wiederaufnahme des Goldbergbaus in Eule bei Prag, führte die Regulierung der Moldau bei Modřan durch und erstellte die Regulierungspläne von Wrschowitz (Prag). Für die Maschinenbaufa. Märky-Bromovský-Schulz arbeitete V. eine Reihe von Projekten aus, darunter verschiedene Typen von Eisenbahnbrücken mit Vollwand- und Fachwerkträgern, die z. B. bei den Brücken in Auwal, Zakolan und Adamsthal angewandt wurden. Von ihm stammen zudem Entwürfe für Maschinen, Decken- und Dachkonstruktionen und andere Bauteile, darunter ein fahrbarer sowie ein schwimmender drehbarer Kran, Montagegerüste, Inundationsbrücken (u. a. Eisenbahnbrücke über die Donau, Krems), die Dachkonstruktion für den Maschinenraum des Wasserwerks von Podolí (Prag) oder die Überdachung des Wintergartens des Národní dům in Kgl. Weinberge. Noch während seiner Tätigkeit für den Baumeister František Šafránek 1883–84 wurde V. auf Empfehlung Šolíns und →August Salabas mit den Berechnungen für die Überdachung des Neubaus des Nationaltheaters beauftragt. 1886 habil. er sich als Priv.Doz. für Theorie der Gitterträger. Im selben Jahr begann V. als Konstrukteur für die Prager Maschinenbau AG vormals Ruston & Co. im Bereich Brückenbau zu arbeiten. Ab 1890 supplierte er Vilém Bukovský am Lehrstuhl für Brücken-, Straßen- und Eisenbahnbau an der tschech. TH, 1892 wurde er o. Prof. für Brückenbau und unterrichtete dieses Fach gem. mit Jan Kolář auch für Studenten der Kulturtechnik. 1891 wurde V. Mitgl. der Prüfungskomm. für behördl. autorisierte Ziviling. sowie der Komm. zur Abhaltung der 2. Staatsprüfung für das Ing.-Baufach. 1893/94 und 1903/04 fungierte er als Dekan der Fak. für Bauing.wesen, 1897/98, 1899/1900 und 1906/07 als Rektor. Neben zahlreichen Hochschullehrbüchern und Fachstud. zum Brücken- und Eisenbahnbau verf. V. eine der grundlegenden Arbeiten zur Entwicklung der techn. Ausbildung in den böhm. Ländern, „Dějiny technického učení v Praze …“ (2 Bde., 1906–25). Darin beschäftigte er sich eingehend mit der Geschichte des Unterrichts an den TH der Habsburgermonarchie von den Anfängen bis 1879. In regelmäßigen Vorträgen im Nationalmus. machte er Studenten und auch eine breitere Öffentlichkeit mit bedeutenden Persönlichkeiten der böhmischen Technik und des Mäzenatentums wie →Franz Joseph v. Gerstner oder →Josef Hlávka bekannt. Gem. mit Kolář red. er die „Zprávy Spolku architektů a inženýrů …“, in denen er selbst publ. Auch für die Enz. „Ottův slovník naučný“ verf. er Beitrr. Mit großem Einsatz beteiligte sich V. an den Vorbereitungen der Landesjubiläumsausst. in Prag 1891, etwa als Mitgl. der Red.komm. Er war ab 1897 ao., ab 1908 o. Mitgl. der Böhm. K. Franz Joseph-Akad. der Wiss., Literatur und Kunst, ab 1909 ao. Mitgl., ab 1919 k. M. der Královská česká společnost nauk sowie erster Präs. der Masarykova akad. práce. Ferner gehörte er Fachvereinigungen (Česká Matice Technická, deren Vors. er war, Spolek československých inženýrů a architektů und Spolek posluchačů inženýrství), dem akadem. Ver. Radbuza und dem Československý svaz pro výzkum an. Er saß auch im Kuratorium der Stiftung Nadání Josefa, Marie a Zdenky Hlávkových. 1906 wurde V. als erster Rektor mit der goldenen Rektorenkette dekoriert. Er erhielt 1904 den Orden der Eisernen Krone III. Kl., 1906 den HR-Titel und 1912 das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens. 1917 wurde er HH-Mitgl. auf Lebenszeit.

Weitere W.: Výpočet a návrh opěrového, kloubového ložiska při mostech obloukových, jichž spodní pás složen jest ze čtyř čtverníkových želez, 1888; Příhradové železné mosty …, 1890; Dějinný a technický vývoj stavitelství mostního …, 1894; Stavitelství mostní, 3 Bde., 1896–1913; Tabulky stavitelství mostního 1, 1896; Nauka o stavebních hmotách …, 1914–17.
L.: Adlgasser; Otto; A. V. Velflík, Dějiny technického učení v Praze … 1–2, 1906–25; J. Kolář, in: Technický obzor 17, 1921, S. 83ff.; F. Jílek u. a., Dějiny Českého vysokého učení technického 1, 1973; L. Votruba, Stručný historický vývoj stavební fakulty ČVUT 1907–95, 1996, S. 8; České vysoké učení technické v Praze, Praha, CZ.
(V. Šmerha)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 222f.
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