Veltzé, Alois; Ps. A. Hinneburg (1864–1927), Offizier, Archivar und Historiker

Veltzé Alois, Ps. A. Hinneburg, Offizier, Archivar und Historiker. Geb. Totis (Tata, H), 15. 2. 1864; gest. Wien, 21. 3. 1927 (begraben: Baden, NÖ). Sohn eines Finanzrats; in 1. Ehe verheiratet mit Josefine V., geb. Gassner, in 2. Ehe mit Ilona V., geb. Fellner. – V. besuchte fünf Kl. der Staatsvolksschule in Görz, danach zwei Jgg. der Militär-Oberrealschule in Mähr. Weißkirchen und ab 1881 die Theresian. Militärakad. in Wr. Neustadt. 1884 als Lt. zum Tiroler Kaiserjägerrgt. ausgemustert, verlief seine weitere militär. Laufbahn beim IR Nr. 4; 1889 Oblt. Nach einer kurzfristigen Beurlaubung 1893 erfolgte 1894 seine Zuteilung zum KA. 1895 Hptm., absolv. er bis 1897 den Kurs am Inst. für österr. Geschichtsforschung der Univ. Wien, ab 1896 gehörte er der Schriftenabt. des KA an. 1900 im IR Nr. 4 in die Res. übernommen, wurde V. Anfang 1902 in den Armeestand mit Tätigkeit im KA übersetzt. 1909 Mjr., übernahm er 1913 als Vorstand die Kriegsbibl., wurde im selben Jahr zum Obstlt. befördert und 1915 Vorstand der Schriftenabt. des Archivs; 1916 Obst. V., der sich sein Wissen auch durch Reisen in die Schweiz, nach Italien, in die skandinav. Länder, nach Tunesien und Marokko angeeignet hatte, verf. insbes. Arbeiten über die Kriegsereignisse von 1809 und 1813–15 sowie zur Okkupation Bosniens und der Herzegowina 1878. In seinen beiden Hauptwerken befasste er sich mit den Publ. von Raimund Montecuccoli und mit dem Kriegswesen der Stadt Wien, v. a. im Zeitraum 1520–1740. V. übers. und kommentierte die „Ausgewählten Schriften des Raimund Fürsten Montecuccoli“ (4 Bde., 1899–1900), wobei diese Übers. für die Militärgeschichte von bes. Bedeutung waren, da die Hrsg. sämtl. Werke dieses militär. Praktikers, Theoretikers und sog. Vaters des Stehenden Heers bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Im 4. Bd. der „Geschichte der Stadt Wien“ (1911) schrieb V. über das Kriegswesen. Einschlägige Aufsätze über die Stadtguardia (Bürgerwehr) waren dem vorausgegangen. Bekanntheit erreichte V., der zu den bedeutendsten Militärhistorikern Österr. zählt, als Hrsg. von „Veltzés Internationalem Armee-Almanach“ (1906ff.). Während des 1. Weltkriegs fungierte er als einer der Hauptberichterstatter über die aktuellen Ereignisse, soweit diese nicht der Geheimhaltung unterlagen. Ab 1914 leitete er zudem die Literar. Gruppe im KA, in der Schriftsteller wie Rudolf Hans Bartsch, Stefan Zweig, Franz Theodor Csokor und kurzfristig auch →Rainer Maria Rilke populäre Darstellungen der Kriegsgeschehnisse schrieben. Anfang Oktober 1918 wurde V. beurlaubt. Nach 1919 stellte er sich den gemäß dem Friedensvertrag von St. Germain eingerichteten Archivdelegationen der ehemaligen Feindmächte zur Verfügung und unterstützte die italien. Delegation, die die Militärgerichtsverfahren gegen Irredentisten aufzuklären und zu beurteilen hatte. Damit schuf er sich unter den Kameraden erbitterte Gegner. Anfang August 1920 wurde V. pensioniert. 1906 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1915 wurde er Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Kl.

Weitere W.: s. Broucek – Peball.
L.: NFP, 9. 5. 1916, 22., 25. (Abendbl.) 3. 1927; RP, 9. 5. 1916, 22. 3. 1927; Badener Ztg., 15. 2. 1924; Czeike; P. Broucek – K. Peball, Geschichte der österr. Militärhistoriographie, 2000, s. Reg. (m. W.); „Erdäpfelvorräte waren damals wichtiger als Akten“, bearb. M. Hochedlinger, 2013, s. Reg.; KA, Wien.
(P. Broucek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 224f.
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