Vergeiner, Marcus (Anton) (1801–1883), Philologe, Lehrer und Ordensmann

Vergeiner Marcus (Anton) OFM, Philologe, Lehrer und Ordensmann. Geb. Lienz (Tirol), 25. 5. 1801; gest. Bozen, Tirol (Bozen/Bolzano, I), 30. 11. 1883. Sohn des Bauern Michael V. und dessen Frau Katharina V., geb. Oberforcher (geb. Burgfrieden, Tirol, 24. 10. 1762; gest. St. Johann im Walde, Tirol, 29. 4. 1857). – Noch im Kindesalter übersiedelte V. mit seinen Eltern nach St. Johann im Walde, wo diese einen Bauernhof bewirtschafteten. Erst ab 1817 besuchte er das Bozner Franziskanergymn. Dort fiel er bald durch hervorragende Leistungen auf und wirkte noch während der Schulzeit als Nachhilfelehrer bei der Familie Zallinger-Stillendorf. V. trat 1822 in Innichen in den Franziskanerorden ein und legte 1825 die Gelübde ab, 1826 folgte die Priesterweihe. Von der Ordensleitung zum Lektor bestimmt, wurde er nach Abschluss eines Phil.- und Theol.stud. (1829) von der Stud.hofkomm. 1831 als solcher approbiert. Er verbrachte fast sein gesamtes Leben im Bozner Franziskanerkloster und wirkte dort als Lektor für Hl. Schrift und oriental. Sprachen an der theol. Hauslehranstalt. 1861 erhielt er zudem eine Befähigung zum Unterricht in Moral und Kirchenrecht. Daneben war er als Bibliothekar, Gymn.katechet (1831–36) und -prof. (1853 approbiert) tätig. Der Fürstbischof von Trient ernannte ihn zum Prosynodalexaminator (Prüfer bei der Approbation der Seelsorgspriester). Wiederholt wurde er zum Prov.definitor und -kustos gewählt. V. galt als Sprachengenie, bes. als Experte für oriental. Sprachen, und unterrichtete u. a. Arab. als Freifach am Bozner Gymn. Seine Kenntnisse stellte er v. a. in den Dienst der Franziskanermission im Hl. Land, für die er – tw. anonym – Lernhilfen erstellte und theol. Texte übers. („Christiana doctrina in lingua turcica, cum parallela versione latina in usum missionariorum confecta“, 1860; „Ristretto della dottrina cristiana alla cui cognizione è abbligato ogni fedele …“, 1860; „Institutio ad studium linguae turcicae ad usum missionariorum Terrae Sanctae“, 1872). Aus der Feder →Alois David Schenks stammt ein Würdigungsged. auf V. anlässl. seines 50-jährigen Ordensjubiläums (1872, Ms., Archiv der ehemaligen Tiroler Franziskanerprov., Hall in Tirol).

Weitere W.: Kurzgefasste Grammatik der arab. Sprache. Mit bes. Berücksichtigung des Vulgärarab. in der Levante, 1854 (anonym); Kurzer Unterricht über die neugriech. Sprache, in: V. Programm des k. k. Gymn. zu Bozen ... 1854–55, 1855. – Teilnachlässe: Archiv der ehemaligen Tiroler Franziskanerprov., Hall in Tirol; Franziskanerbibl. Salzburg, Sbg.
L.: Tiroler Volksbl., 12. (Beil.), Neue Tiroler Stimmen, 14. 10. 1872; Bozner Ztg., 29. 4. 1876; Das Vaterland, 3. 12. 1883; Dolomiten, 6. 6. 1951; D. S., in: Osttiroler Heimatbll. 2, 1925, S. 176, 196ff.; F. Nothegger, in: Lienzer Buch, ed. R. Klebelsberg, 1952, S. 53ff. (m. B.); Pfarre Leisach, Pfarre St. Andrä, Lienz, Pfarre St. Johann im Walde, alle Tirol.
(H. Bergmann)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 235f.
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