Vetsera, Albin Frh. von (1825–1887), Diplomat

Vetsera Albin Frh. von, Diplomat. Geb. Pressburg, Ungarn (Bratislava, SK), 28. 2. 1825; gest. Kairo, Osman. Reich (Al-Qāhira, ET), 14. 11. 1887; röm.-kath. Sohn des aus bescheidenen Verhältnissen stammenden Pressburger Stadtschreibers und späteren Stadthptm. sowie Hilfsamtsdir. des Landesgerichts Georg Bernhard V. (1796–1870), Vater von →Maria Alexandrine Freiin v. V.; ab 1864 mit seinem Mündel →Helene Freifrau v. V. verheiratet. – V. besuchte die Oriental. Akad. in Wien und trat im Frühjahr 1850 seinen Dienst als Dolmetschgehilfe an der österr. Internuntiatur in Bukarest an. Im Herbst desselben Jahres wurde er in gleicher Funktion nach Konstantinopel versetzt. 1855 erfolgte seine Beförderung zum Hon.-Legationssekr. 1857–58 war er im Rahmen einer ao. Mission dem österr. Koär. bei der internationalen Komm. zur Reorganisation der Donaufürstentümer in Bukarest zugeteilt. I. d. F. wieder in Konstantinopel tätig, avancierte er 1858 zum w. Legationssekr. und im folgenden Jahr zum 1. Legationssekr. an der österr. Vertretung in der osman. Hauptstadt, die damals →Anton Gf. Prokesch v. Osten leitete, zu dem die Familie V. später auch privat engeren Kontakt pflegte. Obschon er bereits 1862 mit Verweis auf ärztl. attestierte gesundheitl. Probleme um Versetzung angesucht hatte, blieb er bis 1868 in Konstantinopel (1864 Legationsrat ad honores, 1866 österr. Regierungsvertreter auf der sich über mehrere Monate hinziehenden internationalen San.konferenz in Konstantinopel, 1867 w. Legationsrat). 1868–69 fungierte V. als interimist. Geschäftsträger in St. Petersburg. Ende 1869 zum ao. Gesandten und bevollmächtigten Minister ernannt und mit der Leitung der Gesandtschaft in Lissabon betraut, trat er diesen Posten jedoch nicht an, sondern wurde aus „Dienstrücksichten“ noch im selben Jahr in gleicher Funktion nach Darmstadt entsandt, wo er bis 1872 wirkte. Anschließend trat er in Disponibilität und 1874 in zeitl. Ruhestand. 1880 wurde V. reaktiviert und in Nachfolge →Alfred Frh. v. Kremers als österr.-ung. Vertreter in die ägypt. Staatsschulden-Komm. nach Kairo berufen. Eine 1885 erfolgte Bitte um Versetzung bzw. Übertragung eines Gesandtenpostens blieb unberücksichtigt. V., dessen Familie ihm nicht nach Ägypten gefolgt war, verstarb unerwartet und wurde auf dem kath. Friedhof von Kairo bestattet. Er erhielt 1866 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens und wurde im folgenden Jahr in den Ritter- sowie 1870 in den Frh.stand erhoben. Des Weiteren war er Träger des hess. Philipp-Ordens mit Stern (1872), des Ritterkreuzes des kgl. ung. St. Stephans-Ordens (1869) sowie des Osmanje-Ordens.

L.: Le Phare d’Alexandrie, 18. 11., WZ, 1. 12. 1887; G. Markus – K. Unterreiner, Das Original-Mayerling-Protokoll der Helene V.: „Gerechtigkeit für Mary“, 2014, s. Reg. (m. B.); R. R. Novak, Das Mayerling-Netz, 2015, S. 159ff.; AVA, HHStA, beide Wien.
(H. Bergmann)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 256f.
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