Vetters, Hermann (1880–1941), Geologe

Vetters Hermann, Geologe. Geb. Wien, 31. 7. 1880; gest. ebd., 6. 10. 1941; evang. AB. Sohn des Malers Hermann V. und der Maria V., geb. Trinker, Vater u. a. des Archäologen und Vizepräs. der ÖAW (1982–91) Hermann V. (geb. Wien, 1. 7. 1915; gest. Baden, NÖ, 24. 5. 1993); ab 1913 verheiratet mit der Malerin Brunhilde V., geb. Dietrich (Dittrich). – Nach Besuch des Gymn. in Böhm. Leipa und der Matura 1899 stud. V. Geol. an der Univ. Wien, u. a. bei →Eduard Sueß und →Viktor Uhlig; 1903 Dr. phil. mit einer Diss. über die Kleinen Karpaten. Im selben Jahr erhielt er eine Ass.stelle am Geolog. Inst. der Univ. Wien, 1908 wechselte er an die Geolog. Reichsanstalt. Daneben hielt er 1909–14 als Priv.Doz. Lehrveranstaltungen über tekton. Geol. an der Montanist. Hochschule in Leoben. Während des 1. Weltkriegs diente V. zunächst als Leiter der Abt. für Tiefbohrungen und Bohrbrunnen bei der Wr. militär. Bauabt., 1916 wechselte er ins Kriegsmin. (Landsturming.-Lt.). Nach dem Krieg kehrte er an seinen früheren Wirkungsort, die nunmehrige Geolog. Bundesanstalt, zurück; 1921 Chefgeologe, 1922 Bergrat. 1938 wurde V. Mitgl. der NSDAP und erhielt die Leitung des Reichserdölamts der Ostmark. Bekanntheit erlangte V. v. a. als Red. des geolog. Kartenwerks im Maßstab 1:75.000, das an der Geolog. Bundesanstalt hrsg. wurde. Ab 1925 war seine Hauptaufgabe, eine geolog. Übersichtskarte zu schaffen, die zunächst im Maßstab 1:75.000, später im Maßstab 1:500.000 erschien und von ihm gezeichnet wurde. Die sog. Vetters-Karte „Geologische Karte der Republik Österreich und der Nachbargebiete“ 1:500.000 (1933) mit einer umfassenden Erläuterung zur Geol. von Österr. (1937) zählt wegen ihrer hervorragenden Qualität auch heute noch zu den besten geolog. Karten des Bundesgebiets. Darüber hinaus befasste sich V. mit paläontolog., stratigraph., tekton. und petrograph. Themen, insbes. mit der Geol. Nordalbaniens und der Kleinen Karpaten sowie mit der Versorgung Österr. mit Erdöl und Erdgas. Zu seinen Hauptwerken, vielfach Ergebnisse von Forschungsreisen, die die k. Akad. der Wiss. in Wien subventionierte, zählen seine „Beiträge zur geologischen Kenntnis des nördlichen Albaniens“ (in: Denkschriften Wien, math.-nat. Kl. 80, 1907) und „Beiträge zur Geologie des Zjargebirges …“ (ebd. 85, 1910). Weiters erstellte er zahlreiche Gutachten zur Wasserversorgung im In- (Retz) und Ausland (u. a. Aleppo, Durazzo). Daneben hielt V. populäre geowiss. Vorträge im schul. Bereich sowie in Volkshochschulen. Erwähnenswert ist das von ihm verf. Kapitel „Geologie“ im Lehrbuch „Der moderne Erdkunde-Unterricht“, ed. Karl Cornelius Rothe – Edgar Weyrich, 1912. V. war 1907 Gründungsmitgl. und 1934–35 Präs. der Geolog. Ges. in Wien.

Weitere W.: s. Beck.
L.: Emődi; H. Beck, in: Mitt. der Geolog. Ges. in Wien 34, 1941, S. 173ff. (m. B. u. W.); H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Cat. Fossilium Austriae 15), 1971; Österr. Kal. für Berg, Hütte und Energie, 1989, S. 91f. (m. B.); Österr. auf alten Karten & Ansichten. Austria Picta, ed. F. Wawrik – E. Zeilinger, Wien 1989, s. Reg. (Kat.); H. W. Flügel, in: Österr. Ges. für Geschichte der Naturwiss. 12, 1992, S. 107; M. Salzer – P. Karner, Vom Christbaum zur Ringstraße, 2. Aufl. 2009, S. 240; W. Vetters, in: Jb. der Geolog. Bundesanstalt 149, 2009, S. 269ff. (m. B.); UA, Wien (m. B.); Mitt. Wolfgang Vetters, Salzburg, Sbg.
(P. Svatek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 263
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