Vidats (Vidacs), István (1802–1883), Industrieller

Vidats (Vidacs) István, Industrieller. Geb. Kalocsa (H), 19. 12. 1802; gest. Budapest (H), 17. 6. 1883; röm.-kath. Sohn des Schneidermeisters József Vidacs, Vater von →János V. – Nach der Schlosserlehre in Szegedin sammelte V. erste Berufserfahrungen in Pest und ging anschließend ins Ausland. Die längste Zeit seiner Wanderjahre verbrachte er in Wien, wo er in der Samuel Bollinger’schen Maschinenfabrik arbeitete und zugleich Vorlesungen aus Mechanik bei →Andreas Frh. v. Baumgartner an der Univ. Wien besuchte. 1825–42 als Schlossermeister in Bánátkomlós tätig, fertigte er Pflüge an, wobei er sich zunächst am 1819 von Severin Zugmayer konstruierten Wendepflug orientierte. 1842 zog V. nach Pest und eröffnete dort 1843 gem. mit →István Röck eine Schlosserwerkstatt. Das für die Herstellung von Pflügen notwendige Rohmaterial wurde in Röcks Gießerei hergestellt. Dieser zeichnete 1844–56 auch für den Vertrieb der V.’schen Geräte verantwortl. Während der Revolution 1848/49 wurde die Produktion auf die Ausrüstung der ung. Honvéd umgestellt. 1851–54 Pächter, ab 1854 Eigentümer der vom Industriellen Ignatius Schlick gegr. Eisengießerei in Pest, baute V. den kleinen Produktionsbetrieb zu einer größeren Fabrik für Pflüge aus, in der Ende der 1850er-Jahre bis zu 120 Arbeiter beschäftigt waren. Ab 1856 begann er neben der Fabrikation des sog. V.-Pflugs, einer weiterentwickelten Ausführung des Hohenheimer Pflugs und Hauptabsatzprodukt seines Unternehmens, mit der Erzeugung von Dreschmaschinen und Mühleneinrichtungen. Nachdem er bereits 1854 eine Mühle im Banat errichtet hatte, ging 1858 seine Dampfmühle in Pest in Betrieb. Um die Entwicklung der Eisenproduktion zu stud., bereiste V. 1858–59 Dtld. sowie 1860 Frankreich und Belgien. 1858–65 leitete er die Fabrik gem. mit seinem Sohn sowie dem Maschinenbauer Vince Jankó v. Enyed, der ab 1857 als Miteigentümer fungierte. Um der wachsenden in- und ausländ. Konkurrenz mit Expansionsmaßnahmen entgegenzutreten sowie den Kapitalmangel zu beheben, plante V. die Umwandlung des Unternehmens in eine AG; seine Bemühungen scheiterten allerdings 1859. Neben dem Export eigener Erzeugnisse in die Donaufürstentümer, nach Russland sowie ins Osman. Reich und der Eröffnung eines Warenlagers in Wien (1864) konzentrierte man sich ab 1860 vermehrt auf den Vertrieb ausländ. Maschinen (u. a. Eggen, Mühlen, Melk- und Buttermaschinen sowie Butterfässer). 1863 übersiedelte V. ins rumän. Craiova, wo er eine Maschinenfabrik, eine Dampfmühle und eine Gießerei errichtete, die bis 1883 in Betrieb waren. Die Wirtschaftskrise 1873 brachte auch die Fabrik in Ungarn, aus deren Leitung V. sich mittlerweile zurückgezogen hatte, in Bedrängnis. Zwar gelang es der Unternehmensleitung, den Bankrott vorübergehend abzuwenden, doch 1882 musste der Betrieb gänzl. eingestellt werden. V. kehrte 1883 nach Budapest zurück, wo er völlig verarmt verstarb. V.s Fabrikate, insbes. seine Pflüge, wurden bei zahlreichen nationalen und internationalen Ausst. prämiert, u. a. 1867 mit einer goldenen Medaille auf der Pariser Weltausst.

L.: M. Életr. Lex.; ÚMÉL; Vasárnapi Ujság 30, 1883, S. 413; Gy. Mérei, Magyar iparfejlődés, 1951, s. Reg.; M. Szakács, in: Folia Archaeologica 13, 1961, S. 299ff.; Budapest lex., 1973; Magyar agrártörténeti életrajzok 3, ed. L. Für – J. Pintér, 1989; J. Estók, A mezőgazdasági gépgyártás kezdetei Magyarországon, 1996, s. Reg.; Z. Kalapis, Életrajzi kalauz 3, 2002; Magyar nagylex. 18, 2004.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 266f.
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