Vierhapper, Friedrich d. J. (1876–1932), Botaniker

Vierhapper Friedrich d. J., Botaniker. Geb. Weidenau, Schlesien (Vidnava, CZ), 7. 3. 1876; gest. Wien, 11. 7. 1932 (Suizid); röm.-kath. Sohn von →Friedrich V. d. Ä. und Franziska V., geb. Köllner (geb. Wien, 11. 5. 1843; gest. Weidenau, 19. 8. 1878); ab 1912 verheiratet mit Hedwig V., geb. Anderl (geb. Wien, 5. 7. 1886; gest. Purkersdorf, NÖ, 6. 3. 1972). – Nach Besuch des Gymn. in Ried im Innkreis ab 1886 stud. V. ab 1894 Naturwiss. an der Univ. Wien; 1899 Dr. phil. nach Abfassung der Diss. „Zur Systematik und geographischen Verbreitung einer alpinen Dianthus-Gruppe“ (in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl. 107, 1898). 1898–1900 als Ass. der Botanik an der BOKU in Wien unter Carl Wilhelm beschäftigt, absolv. er 1901 das Einjährig-Freiwilligen-Jahr bei der Festungsart. und unterrichtete 1902–04 als Supplent am Erzhg.-Rainer-Gymn. (Wien 2). Im Juli 1902 auch zum Ass. am Botan. Inst. und Garten der Univ. Wien unter Richard Wettstein v. Westersheim ernannt, verwaltete V. dort v. a. die Bibl. und war mit den wiss. Angelegenheiten des Gartens betraut. 1905 legte er die Lehramtsprüfung für Mittelschulen ab. 1906 habil. er sich an der Univ. Wien für systemat. Botanik mit der Arbeit „Monographie der alpinen Erigeron-Arten Europas und Vorderasiens“ (in: Beihe. zum Botan. Centralbl. 19, 2. Abt., 1906). Ende 1912 als Ass. ausgeschieden, hielt V. ab dem Wintersemester 1912/13 als Priv.Doz. mit Lehrauftrag an der Univ. Wien botan. Bestimmungsübungen und Exkursionen ab, wurde 1915 zum ao. und 1919 zum w. ao. Prof. für systemat. Botanik ernannt. Ab Anfang 1912 war er zudem als Hon.Doz. für Botanik und Vorstand des botan. Inst. an der Tierärztl. Hochschule in Wien tätig, 1907–22 überdies als Doz. an der Lehrerakad. des Pädagogiums sowie 1923–30 am pädagog. Inst. der Stadt Wien. Wiss. befasste sich V. seit früher Jugend, angeregt durch seinen Vater, v. a. mit der heim. Flora, der botan. Systematik sowie der Pflanzengeographie und verf. hierzu mehr als 140 Arbeiten. Bes. Verdienste erwarb er sich um die Erforschung der Alpenflora, v. a. jener des Lungaus (z. B. „Beitrag zur Gefäßpflanzenflora des Lungau“, in: Verhh. der k. k. Zoolog.-Botan. Ges. in Wien 48, 1898). Wichtige Beitrr. lieferte er jedoch auch zu Pflanzenvorkommen in den Karpaten, in Bosnien, Griechenland, auf Kreta und in Vorderasien, darunter „Beiträge zur Kenntnis der Flora Griechenlands“ (ebd. 64, 1914) und „Beiträge zur Kenntnis der Flora Kretas“ (in: Österr. botan. Z. 54–56, 1914–16). Daneben beschäftigte er sich mit Fragen der Volksbildung und des Naturschutzes. 1921 legte er mit „Die Pflanzendecke Niederösterreichs“ (in: G. Schlesinger, Naturkde. von NÖ) ein für die Pflanzensoziol. wichtiges Werk vor. 1929 publ. er eine wesentl. ergänzte Neuausg. des Buchs „Das Pflanzenleben der Donauländer“ von →Anton Kerner v. Marilaun. V. war ab 1897 Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien, ab 1902 deren Ausschussmitgl., 1903–06 geschäftsführender Sekr., 1915–18 Obmannstellv. und 1919/20 Obmann der botan. Sektion sowie ab Ende 1928 Vizepräs. Ferner war er ab 1906 k. M. der Österr. Gartenbau-Ges., ab 1919 Mitgl. der Dt. Botan. Ges., ab 1925 auswärtiges Mitgl. der Societas pro Fauna et Flora Fennica und ab 1930 k. M. der Societas Phytogeographica Suecana. Nach ihm wurden u. a. 1920 ein Schwingel Festuca vierhapperi und eine Alpenglöckchen-Hybride Soldanella vierhapperi benannt.

Weitere W.: s. Janchen; Ginzberger – Janchen.
L.: NFP, 11. 7. 1932; Inauguration Univ. Wien 1932/33, 1932, S. 45ff.; Jb. der Wr. Ges.; Kürschner, Gel.Kal., 1931; Stafleu; I. Dörfler, Botaniker-Adressbuch, 1896, S. 120, 2. Aufl. 1902, S. 165, 3. Aufl. 1909, S. 233; Biologen-Kal. 1, 1914, S. 331; Österr. botan. Z. 81, 1932, S. 320; E. Janchen, in: Berr. der Dt. Botan. Ges. 50, 1932, S. (224ff.) (m. B. u. W.); A. Ginzberger – E. Janchen, in: Verhh. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien 82, 1932, S. 5ff. (m. B. u. W.); L. K. Böhm, in: Wr. tierärztl. MS 19, 1932, S. 542; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; Pfarre Gumpendorf, Pfarre Maria Geburt, UA (m. B.), alle Wien; Pfarre Vidnava, CZ.
(M. Svojtka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 273
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