Vierthaler, (Joseph) August (1799–1861), Postfachmann und Beamter

Vierthaler (Joseph) August, Postfachmann und Beamter. Geb. Löwenberg, Preußen (Lwówek Śląski, PL), 6. 7. 1799; gest. Ober St. Veit, NÖ (Wien), 29. 6. 1861. Sohn des (Johann) Joachim V., zuletzt (1814) kgl. preuß. Accise-Kassen-Controlleur im preuß.-schles. Trachenberg, und seiner Frau Maria Katharina Josepha V., geb. Seidel, Neffe von →Franz Michael V., Vater von August V. (s. u.); ab 1833 verheiratet mit Maria Theresia V. (1813–1878), Tochter des Wr. Handelsmanns Laurenz (Lorenz) Steurer und seiner Frau Barbara, geb. Dauscher. – V. war 1819–20 im Postamt Neunkirchen in NÖ als Postexpeditor für die Bearb. der Brief- und Paketpost zuständig und erhielt 1821 eine Praktikantenstelle in der Wr. Postwagensdion. 1829 im Kursbureau der Obersten Hofpostverwaltung eingesetzt, einer zentralen Kontrollstelle zur Durchführung der unter →Maximilian Otto v. Ottenfeld eingeführten Postreformen, wurde V. im selben Jahr zum Amtsoffizial ernannt und begleitete i. d. F. die Verbesserungen der k. k. Fahr- und Briefpost publizist. in Form von Hdbb. für Postbeamte und Reisende. Auf Empfehlung Ottenfelds wurde V. 1835 mit der Leitung des Kursbureaus betraut, dem er bis zu seinem Lebensende über verschiedene Ressortveränderungen der Postbehörden hinweg ab 1845 als Dir., ab 1850 als k. k. Rat vorstand. Der steigende Postverkehr machte verwaltungs- und betriebsorganisator. Anpassungen des Kursbureaus notwendig, das unter V. eine deutl. Personalaufstockung und institutionelle Aufwertung erfuhr. Eine wichtige Aufgabe des Bureaus war weiterhin die Publ. von Postroutenkarten und praxisnaher Fachliteratur, nicht zuletzt infolge der Vernetzung des Postkursnetzes mit den ersten Eisenbahnen in den 1850er-Jahren. Von V. initiiert und betreut wurde die Erarbeitung eines neuen, an die veränderten Verkehrsverhältnisse angepassten topograph. Postlex. für die Monarchie, das die Vorläuferwerke von →Christian Crusius und →Franz Raffelsberger ablösen sollte und 1851–61 erschien. V.s umfassende Praxiskenntnisse v. a. im Fahrpostbetrieb empfahlen ihn 1855 als einen der beiden Delegierten Österr. für die in Wien abgehaltene zweite Konferenz des Dt. Postver. Anerkennung seiner Verdienste im Ausland hatte V. bereits in den 1840er-Jahren erfahren (1841 russ. Stanislaus-Orden III. Kl., 1844 preuß. Roter Adler-Orden III. Kl.). Sein Sohn, der Chemiker und Naturforscher August V. (geb. Wien, 18. 1. 1838; gest. Triest, Freie Stadt / Trieste, I, 20. 2. 1901; röm.-kath.), stud. 1855–58 naturwiss. Fächer, insbes. allg. Chemie und chem. Technol., am polytechn. Inst. in Wien. 1858–64 arbeitete er als techn. Ass. in einer Tabakfabrik in Venedig, unterbrochen 1859 durch seine Kriegsdienstleistung als Lt. im IR Nr. 22. 1864 soll er seine Lehramtsprüfung abgelegt haben. 1866–71 unterrichtete er Chemie an der Realschule in Spalato und arbeitete an der 1867 gegr. Komm. zur Erforschung der physikal. Verhältnisse des Adriat. Meeres der k. Akad. der Wiss. in Wien mit. 1871 übernahm er eine Professur an der Handels- und naut. Akad. in Triest, an der er bis zu seinem Tod lehrte. Wiss. befasste er sich v. a. mit chem. Analysen von Fluss- und Meerwasser in der Umgebung von Spalato und Cetinje, aber auch mit Weinproduktion. Erwähnenswert ist sein gem. mit Giuseppe Bottura verf. zweibändiges Lehrbuch über techn. Warenkde. „Trattato completo di merciologia tecnica“ (1875). August V. war Sekr. der Società adriatica di scienze naturali, fungierte als Hrsg. der Ver.-Z. „Bollettino della Società adriatica di scienze naturali“ und war Mitgl. der Landes-Comm. für die Karstaufforstung im Stadtgebiete von Triest.

Weitere W.: August V.: s. Poggendorff; Paušek-Baždar – Flegar.
L.: Schles. Provinzialbll. 60, 1814, S. 549; Amts-Bl. der Kgl. Liegnitzschen Regierung von Schlesien 4, 1814, Nr. 42, S. 408; Österr. Post-Biographie 1. M. Ritter O. v. Ottenfeld, 1913, S. 8ff.; Österr. Post-Biographie 3. A. V., 1913; Pfarre St. Stephan, Pfarre Ober-St.-Veit, AdR, AVA, WStLA, alle Wien. – August V.: Poggendorff 3 (m. W.); Wurzbach; S. Paušek-Baždar – V. Flegar, in: Godišnjak njemačke zajednice 21, 2014, S. 81ff. (m. B. u. W.); Pfarre St. Leopold, TU, beide Wien.
(M. Herzog – D. Angetter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 273f.
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