Vimal de Jauzat, Therese; geb. Peche (1806–1882), Schauspielerin

Vimal de Jauzat Therese, geb. Peche, Schauspielerin. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 12. 10. 1806; gest. Wien, 16. 3. 1882; röm.-kath. Tochter des Mjr. Joseph Peche und seiner Frau Katharina Peche, geb. de Jardin; ab 1840 mit Johann Peter Joseph Vimal de Jauzat (geb. F, 22. 6. 1806; gest. Wien, 25. 6. 1864) verheiratet. – Nach dem Tod des Vaters schloss sich die Mutter mit ihrer Tochter einer Künstlerges. an, bei der V. u. a. als Inderin verkleidet Schlangen vorführte. Ein Mäzen in Bonn, C. D. Friedrich, ließ sie als Schauspielerin ausbilden und vermittelte ihr ein Engagement am Kölner Stadttheater. In kleinen Rollen lenkte sie v. a. durch ihre Schönheit und Anmut bald die Aufmerksamkeit auf sich, und als eine Kollegin erkrankte, durfte sie als Julia in Shakespeares „Romeo und Julia“ einspringen. In dieser Rolle sah sie August Wilhelm v. Schlegel 1827 in Bonn und war von ihr so begeistert, dass er in einem offenen Brief ihr Spiel rühmte. Noch im selben Jahr wurde V. nach einem vorherigen Gastspiel als trag. Liebhaberin an das Neue Hamburger Stadttheater verpflichtet. Neben der Louise (Schiller, „Kabale und Liebe“) und der Portia (Shakespeare, „Der Kaufmann von Venedig“) war auch hier die Julia ihr größter Erfolg. Nach nur einjährigem Engagement ging sie an das Hoftheater in Darmstadt und wurde von dort 1829 an das kgl. Hoftheater in Stuttgart verpflichtet. Nicht zuletzt aufgrund von Intrigen der Heroine Amalie v. Stubenrauch wurde V. im Juni 1830 trotz größter Beliebtheit beim Publikum wieder entlassen. Nach einem Gastspiel in den Monaten Mai bis Juni 1830 erhielt sie im Oktober 1830 ein Engagement an das Wr. Hofburgtheater, wo sie bis zu ihrer Pensionierung 1867 wirkte. Während sie sich hier als Julia nicht ganz durchsetzen konnte, begeisterte sie als Mirandolina in Goldonis gleichnamigem Stück. Damit zeichnete sich schon ihr späteres Wr. Rollenfach ab. Obwohl sie in den ersten Jahren auch als trag. Liebhaberin reüssieren konnte, errang sie ihre größten Erfolge in Wien im feineren Lustspiel, im – vorwiegend französ. – Konversationsstück und in der zeitgenöss. Trivialdramatik. Bes. in den Lustspielen →Eduard v. Bauernfelds war sie eine ideale Interpretin, so v. a. 1835 als Fräulein v. Rosen in „Bürgerlich und Romantisch“. Zu ihren besten Leistungen zählten Kgn. Christine (Theodor Hell, „Die Königin von 16 Jahren“), Donna Diana, Mirandolina und die Titelrolle in der hist. Tragödie „König Konradin“ von Ernst Raupach. Unter →Heinrich Laube wurde sie vorwiegend im französ. Lustspiel beschäftigt, eine ihrer schönsten Rollen war hier 1859 die Baronin in Eugène Scribes „Feenhände“. Neben ihrer Anmut und Schönheit, ihren geschmackvollen, prächtigen Kostümen fesselten v. a. die feine Grazie, die muntere Laune und der Esprit ihres Spiels Kritik und Publikum. Gastspielreisen führten V. u. a. nach Berlin, Breslau, Brünn und Pressburg.

Weitere Hauptrollen: Klärchen (J. W. v. Goethe, Egmont); Marianne (ders., Die Geschwister); Leonore v. Este (ders., Torquato Tasso); Eboli, Elisabeth (F. v. Schiller, Don Carlos); Käthchen (H. v. Kleist, Das Käthchen von Heilbronn); Helene (E. Bauernfeld, Helene); Marie (ders., Leichtsinn und Liebe); Karoline (C. W. Koch, Die Vorleserin); Hgn. v. Autreval (E. Scribe, Damenkrieg); Madame Vigneux (V. Sardou, Die guten Freunde).
L. (s. u. Peche): Die Gegenwart, 7., 9., 10. 10. 1845; NFP, WZ, 16. 3. 1882 (jeweils Abendbl.); ADB; Alth, Burgtheater; Eisenberg, Bühne; Kat. der Portrait-Smlg.; Kosch, Theater-Lex. (s. Therese de Jauzat); Wurzbach; H. Uhde, Das Stadttheater in Hamburg 1827–77, 1879, s. Reg.; C. L. Costenoble, Aus dem Burgtheater 1–2, 1889, s. Reg.; O. G. Flüggen, Biograph. Bühnen-Lex. der Dt. Theater, 1892; A. v. Weilen, Die Theater Wiens 2, Halbbd. 2, Tl. 2, 1906, s. Reg.; H. A. Mansfeld, in: Jb. der Ges. für Wr. Theaterforschung 13, 1961, S. 106f.; 175 Jahre Burgtheater, o. J., s. Reg.; Pfarre St. Stephan, Wien.
(E. Marktl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 284
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