Vintler (zu Platsch und Runkelstein, zu Rungglstein und Platsch), Hans (Johann Joseph Rochus) von (1837–1890), Schriftsteller und Lehrer

Vintler (zu Platsch und Runkelstein, zu Rungglstein und Platsch) Hans (Johann Joseph Rochus) von, Schriftsteller und Lehrer. Geb. Schlanders, Tirol (Schlanders/Silandro, I), 16. 8. 1837; gest. Innsbruck (Tirol), 11. 4. 1890; röm.-kath. Aus einem alten Tiroler Adelsgeschlecht, Nachfahre des mittelhochdt. Dichters Hans Vintler („Pluemen der Tugent“), Sohn von Johann v. V. z. P. u. R. (gest. 11. 1. 1849) und dessen Frau Magdalena v. V. z. P. u. R., geb. Leimer; 1882 Heirat mit Eleonora Stockhammer. – Nach dem Besuch des Gymn. in Meran (Matura 1855), wo der Orientalist Pius Zingerle zu seinen Lehrern gehörte, stud. V. 1855/56 bzw. 1859/60 Geschichte in Innsbruck (u. a. bei →Julius v. Ficker), dazwischen Theol. in Brixen und Rom, von wo er wegen des Kriegsausbruchs 1859 auf abenteuerl. Art fliehen musste, schließl. Philol. in Wien (1860–61, 1865–66) und 1862 neuerl. in Innsbruck. Nach seinem Aufenthalt in Rom wurde V. zum Antiklerikalen, was ihm in Tirol Anfeindungen eintrug. Anschließend Supplent an Gymn. in Venedig, Czernowitz, wo er 1870–72 zu den literar. Kreisen gehörte, und Triest, war er immer wieder auch als Journalist tätig. Ab 1876 wieder in Innsbruck und ab 1879 Lehrer für neuere Sprachen, unterrichtete er nach Ablegung der Lehramtsprüfung (1880) ab 1881 an der Oberrealschule. V. schrieb vorwiegend Ged., auch Auftrags- und Gelegenheitsverse, z. B. den Prolog zur Einweihung des Walther-Denkmals in Bozen 1889, und übers. aus dem Italien. (Giovanni Verga, „Eros“, 1876; Giacomo Leopardi, Ugo Foscolo), Französ. („Die ‚Maximenʻ des Herzogs von La Rochefoucault“, 1887; Pierre-Jean de Béranger, Victor Hugo) und Engl. (Henry Wadsworth Longfellow). Einige seiner gerühmten Nachdichtungen von Lyrik sind posthum in der Z. „Der Brenner“ (2, 1911/12) gedruckt worden. Seine Veröff. (seit 1863) erschienen fast nur in Ztg. und Anthol. der Region, wo er recht angesehen war, gelegentl. auch in Wien. Die posthum in Leipzig veröff. Smlg. seiner konventionellen, an Uhland und Geibel orientierten Verse, „Gedichte“ (1891), darunter auch Balladen, dürfte kaum größere Verbreitung gefunden haben. Schon im frühen 20. Jh. war V. als Lyriker weitgehend vergessen.

Weitere W.: 13 Ged. in: K. E. Franzos, Dt. Dichterbuch aus Oesterr., 1883.
L.: Innsbrucker Nachrichten, 12. 4. 1890, 21. 12. 1891; Die Presse, 23. 4. 1891, 13. 1. 1892; Tiroler Tagbl., 11. 4. 1900; Dolomiten, 14. 8. 1937; Innsbrucker Nachrichten, 16. 8. 1937; Brümmer; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 3; Wurzbach; Programm der k. k. Ober-Realschule in Innsbruck 1889–90, 1890, S. 40ff.; H. Sander, H. v. V. Ein Dichter aus Tirol, 1892; E. Gnad, Literar. Essays, 1895, S. 233ff.; A. Schatz, in: Der Schlern 8, 1927, S. 325ff.; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lex., neu bearb. Aufl. 2005; Website Lex. Literatur in Tirol (m. B., Zugriff 2. 9. 2016); UA, Wien; UA, Innsbruck, Tirol.
(S. P. Scheichl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 287
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