Virágh (Viragh), Árpád (Arpad) (1888–1930), Kameramann

Virágh (Viragh) Árpád (Arpad), Kameramann. Geb. Budapest (H), 12. 1. 1888; gest. Capri (I), 31. 5. 1930. Nach der photograph. Ausbildung in Ungarn hielt sich V. bis 1910 in Paris auf. 1910–12 zeichnete er als Mitarb. einer Tochterges. der französ. Filmproduktionsfa. Pathé in Wien für zahlreiche Nachrichtenfilme verantwortlich. Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs kehrte er nach Ungarn zurück, war i. d. F. als Kriegsberichterstatter sowie im 1915 gegr. Filmlabor von →Ödön Uher tätig und fungierte als Chefkameramann bei zahlreichen Stummfilmproduktionen der ung. Filmstudios Uher und Corvin. Dabei arbeitete V. in Budapest und Klausenburg u. a. mit den Regisseuren Márton Garas („A kormányzó“, 1915), Jenő Janovics („Petőfi dalciklus“, „Méltóságos rabasszony“, „A gyónás szentsége“, alle 1916), Alexander Korda („Ciklámen“, „Fehér éjszakák“, „Mágnás Miska“, „Mesék az írógépről“, „Az egymillió fontos bankó“, alle 1916), Louis Neher („A kivándorló“, 1918) sowie Carl Wilhelm („Fekete gyémántok“, 1917) zusammen. Als Kameramann des Uher’schen Unternehmens war er 1916 an der film. Dokumentation der Krönung von Kg. →Karl in Budapest beteiligt. Wie viele andere Kulturschaffende verließ V. nach dem Sturz der Räterepublik (1919) Ungarn und drehte i. d. F. in Berlin, Paris und London. Er wirkte an über 70, vornehml. dt. Filmproduktionen mit, zahllose Stars der Stummfilmära – u. a. Henny Porten, Pola Negri, Emil Jannings, Paul Wegener, Mady Christians sowie die österr. Filmschauspieler Ellen Richter, Arnold Korff, Elisabeth Bergner und Walter Slezak – standen vor seiner Kamera. Von seinen Arbeiten bes. hervorzuheben sind „Die Geierwally“ (1921, Regie: Ewald André Dupont), die erste Verfilmung des gleichnamigen Romans von Wilhelmine v. Hillern, die Stummfilmdramen „Sappho“ (1921, Regie: Dimitri Buchowetzki) und „Danton“ (1921, Regie: Buchowetzki) sowie die Historienfilme „Napoleon und die kleine Wäscherin“ (Tl. 1–2, 1920, Regie: Adolf Gärtner) und „Königin Luise“ (Tl. 1–2, 1927–28, Regie: Karl Grune). Auch der 1921 unter der Regie von Buchowetzki gedrehte Streifen „Der Galiläer“ – eine film. Adaption der Oberammergauer Passion – stellt ein bedeutendes, allerdings ideolog. überschattetes Stück Filmgeschichte dar, in dem ästhet. Mittel, wie Kameraeinstellungen und Viragierung, der visuellen Herabwürdigung von Juden dienen. Die Stummfilme „Der Geiger von Florenz“ (1926) und „Liebe“ (1927, beide Regie: Paul Czinner) drehte V. gem. mit den österr. Kameramännern Adolf Schlasy (Schlesinger) und Otto Kanturek. 1928–29 in England wohnhaft, erlebte er noch den Durchbruch des Tonfilms, starb jedoch während der Dreharbeiten zu „Die singende Stadt“ (1930), einer dt.-engl.-italien. Koproduktion unter der Regie von Carmine Gallone mit Jan Kiepura und Brigitte Helm in den Hauptrollen. V. gilt als einer der Pioniere der ung. Filmind., der mit seiner bestechenden Kameraführung und mitunter experimentierfreudig-gewagten Bildgestaltung auch im Ausland reüssieren konnte.

Weitere W. (s. auch Új filmlex.; Weniger; Magyar filmlex.; IMDb): Sizilian. Blutrache, 1920; Lola Montez, die Tänzerin des Kg., 1922; Menschenopfer, 1922; Aus des Rheinlands Schicksalstagen, 1926; Svengali, 1927; Ledige Mütter, 1928; Priscillas Fahrt ins Glück, 1929.
L.: M. Életr. Lex.; ÚMÉL; Új filmlex. 2, ed. P. Ábel, 1973 (m. W.); Magyar filmesek a világban – Hungarians in film, ed. G. Gelencsér, 1996; R. Zwick, in: ders. – O. Huber, Von Oberammergau nach Hollywood, 1999, S. 135ff.; K. Weniger, Das große Personenlex. des Films 8, 2001 (m. W.); Magyar filmlex. 2, ed. J. Veress, 2005 (m. W.); M. Blum, in: Hdb. des Antisemitismus 7, ed. W. Benz, 2015; Website IMDb (m. W., Zugriffsdatum 17. 1. 2017).
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 292
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