Virozsil, Antal (Anton) Ritter von (1792–1868), Jurist

Virozsil Antal (Anton) Ritter von, Jurist. Geb. Schemnitz, Ungarn (Banská Štiavnica, SK), 14. 4. 1792; gest. Wien, 19. 5. 1868; röm.-kath. Sohn des Buchbinders Franz V. und der Elisabeth V., geb. Grell. – Nach dem Schulbesuch in seiner Geburtsstadt und in Tyrnau stud. V. ab 1809 in mehreren Priesterseminaren Phil. und Theol. Nach Aufgabe der geistl. Ausbildung war er ab 1814 als Erzieher tätig; 1816 Dr. phil. Daneben stud. V. in Pressburg und Pest Jus; 1823 Dr. iur. in Pest. 1822–26 wirkte er als Supplentprof. und anschließend bis 1832 als o. Prof. für polit. Wiss. an der Rechtsakad. in Pressburg. 1825 lehnte er eine Ernennung zum Prof. an der Rechtsakad. von Großwardein ab. Ab 1832 o. Prof. für Natur- und ung. Staatsrecht an der Univ. Pest, unterrichtete er zeitweise auch die Fächer jurid. Enz. und Bergrecht und fungierte mehrmals als Dekan der jurid. Fak.; 1841 Rektor. 1836 erteilte er Erzhg. →Stephan Victor Privatunterricht. Die Einführung des Ung. als Unterrichtssprache 1844 schränkte seine Lehrtätigkeit ein. Nach der Märzrevolution 1848 auf eigenen Wunsch emer., wurde V. nach der Eroberung Pests durch die k. Truppen im August 1849 erst zum Leiter des prov. Univ.rats und im April 1850 erneut zum Rektor ernannt, dieses Amt bekleidete er bis 1860. Nach seiner Emer. 1862 ließ er sich in Wien nieder und las an der dortigen Univ. 1864–66 ung. öff. Recht. V. war einer der angesehensten ung. Rechtsphilosophen seiner Zeit und wichtigster Verbreiter der Kant’schen Phil. im Bereich der ung. Rechtstheorie. Seine „Katheder-Rechtsphilosophie“ diente nicht zuletzt den Ansprüchen des Absolutismus. Als Staatsrechtler war er ein eher konservativer Verfechter der alten „historischen Verfassung“ des ung. Ständestaats. Seine auf Latein und Dt. verf. Werke (tw. ins Ung. übers.) dienten – neben den offiziellen Lehrbüchern – mehreren Generationen von Juristen als „Hilfsbücher“. V. wurde 1850 zum k. Rat und 1862 zum HR ernannt sowie 1860 in den Ritterstand erhoben.

W.: Jus naturae privatum ..., 3 Bde., 1833; Epitome juris naturae ..., 1839; Enc. und Methodol. des jurid.-polit. Stud. oder der gesammten Rechts- und Staatswiss., 1851; Jus publicum Regni Hungariae ..., 1854; Ueber die hohe Idee der Gerechtigkeit und den Einfluss der Wiss. auf die Realisierung derselben im Staate, 1864; Das Staats-Recht des Kg.reichs Ungarn ..., 3 Bde., 1865–66.
L.: Szinnyei (m. B.); Wurzbach; T. Pauler, Emlékbeszéd néhai V. A. fölött, 1869; B. Horváth, in: Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphil. 24, 1930–31, S. 37ff.; F. Eckhart, A jog- és államtudományi kar története 1667–1935 …, 1936, S. 291ff., 469f.; J. Szabadfalvi, in: Jogtörténeti Szemle, 2014, Nr. 2, S. 20ff. (m. B.); UA, Wien.
(B. Szabó)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 292f.
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