Vlček Jaroslav, Literaturhistoriker, Pädagoge und Politiker. Geb. Neusohl, Ungarn (Banská Bystrica, SK), 22. 1. 1860; gest. Praha, Tschechoslowakei (CZ), 21. 1. 1930. Sohn eines tschech. Gymn.prof. und der Tochter eines slowak. patriot. gesinnten Arztes. – Kurz nach V.s Geburt zog die Familie nach Prag; nach dem Tod des Vaters 1870 kehrte er mit seiner Mutter zurück nach Neusohl, wo er das Gymn. besuchte. Nach der Matura 1878 stud. V. an der Prager Univ. Bohemistik und Germanistik. Er begründete den Ver. der slowak. Studenten Detvan, dessen erster Vors. er wurde. 1882 Supplent an der höheren böhm. Realschule in Brünn und 1885 Prof. an der böhm. Realschule in Prag, prom. V. 1897 an der dortigen tschech. Univ. mit der Arbeit „První novočeská škola básnická“ und wurde 1898 Priv.Doz. für tschech. Literaturgeschichte, ab Herbst desselben Jahres Leiter des slaw. Seminars. 1901 ao. Prof., übernahm V. 1907 die literaturgeschichtl. bohemist. Lehrfächer. 1909 wurde er o. Prof. für Geschichte der tschech. Literatur, 1913/14 Dekan der phil. Fak. 1919 begründete er die slowak.-philolog. Abt. an der phil. Fak., unterrichtete jedoch 1919–23 nicht und war im Min. für Schulwesen und Volksbildung (Ministerstvo školství a národní osvěty) Vorstand der slowak. Abt. in Bratislava und Gen.insp. für das slowak. Schulwesen. 1919–30 leitete er gem. mit →Jozef Škultéty das slowak. Kulturinst. Matica Slovenská. 1923 kehrte V. aus der Slowakei nach Prag zurück. Zugleich engag. er sich polit.: 1919–20 war er Abg. und 1920–25 Senator der Republikan. Partei des landwirtschaftl. und kleinbäuerl. Volkes (Republikánska strana poľnohospodárskeho a maloroľníckeho ľudu). V. unterhielt viele Kontakte zu slowak. und tschech. Schriftstellern und unterrichtete mehrere Persönlichkeiten aus der slowak. Kultur und Politik. 1913 o. Mitgl. der Böhm. K. Franz Joseph-Akad. der Wiss., Literatur und Kunst, 1900 ao., 1916 o. Mitgl. der kgl. böhm. Ges. der Wiss. sowie Mitgl. weiterer gesellschaftl. und polit. Ver., zählt V. zu den Begründern der tschech. und slowak. Literaturgeschichtsschreibung. Seine Werke, inspiriert vom französ. Positivismus, zeugen von profunden Kenntnissen der Philol., Geschichte sowie Ästhetik und gehören noch heute zum Kanon der hist. und phil. Ideengeschichte. Bereits um 1886 beteiligte sich V. an der Debatte um die Echtheit der Königinhofer und Grünberger Hss. und untersuchte systemat. die Charakteristika des slowak. Schrifttums. Zeit seines Lebens widmete er sich außerdem der Literaturkritik und Essayistik, red. 1902–07 einzelne Bde. des Großwerks „Literatura česká devatenáctého století“, gab mehrere Werke tschech. und slowak. Schriftsteller heraus und verf. Lehr- und Lesebücher.