Vodák, Jindřich (1867–1940), Literatur- und Theaterkritiker und Übersetzer

Vodák Jindřich, Literatur- und Theaterkritiker, Übersetzer. Geb. Lissa an der Elbe, Böhmen (Lysá nad Labem, CZ), 8. 11. 1867; gest. Prag, Protektorat Böhmen und Mähren (Praha, CZ), 10. 4. 1940. Sohn eines Buchhalters. – V. besuchte das Gymn. in Prag und stud. anschließend 1887–91 Dt., Französ. und Tschech. an der tschech. Univ. Danach war er in der Red. von →Jan Ottos Konversationslex. „Ottův Slovník naučný“ tätig, für das er mehrere Stichwörter zur französ. Literatur verf., und später Supplent an mehreren Mittelschulen in Pilsen, 1894–95 in Kuttenberg, 1895–97 in Königgrätz, 1897–99 in Laun und bis 1919 Prof. am Gymn. in Prag-Žižkow. 1920–28 bekleidete V. die Funktion eines Fachrats im Min. für Schulwesen und nationale Volksbildung sowie des Leiters der dortigen Literatur- und Theaterabt. Nach der Pensionierung wirkte er weiter als Sachbearb. der Volksbildungssektion. Nach der Entstehung der Tschechoslowakei 1918 förderte er die Gründung von Schauspielschulen und engagierte sich in den Ver. Dramatický svaz sowie Tylova společnost, die sich auch Forschungen zur Geschichte des Theaters und der Theaterkritik widmeten. V., der zu den führenden tschech. Literatur- und Theaterkritikern der 1. Hälfte des 20. Jh. zählte, verkörperte die herausragende Funktion der Kritik in der Kunst und im zeitgenöss. Kulturleben. Das Drama verstand er als ein komplexes Werk aller beteiligten Künstler (Regisseur, Schauspieler und Bühnenbildner). V. publ. in der Tagespresse, u. a. in den Ztg. „Čas“ (1898–1915, 1920–23), „České slovo“ (1919–40), „Lidové noviny“ (1916–20, 1933–36) sowie „Venkov“ (1919–20), und gründete die Z. für Theaterkritik „Jeviště“ (1920–22). Seine Kritiken zeichnen sich oft durch Witz und Ironie aus, aber auch durch eine qualitative Analyse der künstler. Leistung. Bevorzugt widmete sich V. den Werken Henrik Ibsens und William Shakespeares, schätzte die Schauspielkunst von Hana Kvapilová, →Otýlie Sklenářová-Malá oder →Eduard Vojan und lobte die Regie von →Jaroslav Kvapil, Karel Hugo Hilar oder später Emil František Burian. Seine hohen moral. Ansprüche und normativen Anforderungen an eine Kunst mit gleichzeitiger Breitenwirkung führten häufig zu Polemiken. V. übers. außerdem aus dem Französ. (Gustave Flaubert, Camille Flammarion, Guy de Maupassant), Span. (Pedro Antonio de Alarcón) und Engl. (John Galsworthy). 1928 wurde er zum Dr. h. c. der Univ. in Bratislava ernannt.

Weitere W.: Idea Národního divadla, 1933; K. Hynek Mácha, 1936; Kritické dílo J. V., 5 Bde., ed. J. Träger u. a., 1940–53; Tváře českých herců, ed. J. Träger, 1967.
L.: Lidové noviny, 10.-12., Venkov, 11., 14. 4. 1940; Divadelní noviny, 28. 11. 1962; LČL; Masaryk; Otto, Erg.Bd.; F. Pujman, J. V., 1936; J. V. Pocta k jeho sedmdesátinám, ed. A. Pražák, 1937 (m. B.); P. Laichter, in: Naše doba 47, 1939/40, S. 498ff.; V. Brtník, in: Zvon 40, 1939/40, S. 463f.; Světozor 40, 1940, S. 182; J. V., ed. V. J. Krýsa, 1940; A. Pražák, in: Naše věda 20, 1941, S. 121ff.; S. Lom u. a., in: Divadelní zápisník 3, 1947, S. 320ff.; Z. Heřman, in: Divadlo 11, 1960, S. 194ff.; J. Bartl, in: Acta scaenographica 6, 1965/66, S. 35ff.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 310
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