Vogel, Johann Konrad (1796–1883), Konditor und Kirchenfunktionär

Vogel Johann Konrad, Konditor und Kirchenfunktionär. Geb. Weihenzell, Bayern (D), 9. 8. 1796; gest. Linz (OÖ), 6. 10. 1883; evang. AB. Enkel des Bauern Johann Conrad V., Sohn des Bauern Johann Paulus V. (geb. um 1769; gest. Ansbach, Bayern/D, 29. 12. 1813), ab 1804 Pachtgärtner in Ansbach, und seiner Frau Apollonia Elisabeth V. (geb. Lichtenau, Reichsstadt Nürnberg/D, 4. 10. 1761; gest. Ansbach, 19. 5. 1851), geb. Held, geschiedene Seibold, der Tochter des Oberförsters Johann Adam Held aus Lichtenau; ab 1823 mit der Zuckerbäckerswitwe Katharina Kreß (gest. 20. 11. 1841), ab 1841 mit Maria Breiter, Tochter eines Werkmeisters, verheiratet. – V. absolv. zunächst eine Lehre als Konditor und Lebzelter in Ansbach beim Konditor Adam Seitz und war danach Geselle u. a. in Nürnberg und Mühlhausen in Thüringen. Über Vermittlung des Marktfahrers Johann Tobias Kißling kam er 1822 nach Linz, wurde Geschäftsführer bei Kreß und 1823 durch die Heirat mit ihr Besitzer der Konditorei in der Linzer Altstadt. 1824 erhielt er die österr. Staatsbürgerschaft. Schon in den Nachrufen auf ihn wurde er mit der Erfindung der Linzer Torte in Verbindung gebracht, deren Rezept allerdings bereits 1653 in einer Hs., dem Kochbuch der Anna Gfn. Margarita Sagramosa aus Verona („Buech von allerley Eingemachten Sachen, also Zuggerwerck, Gewürtz, Khütten und sonsten allerhandt Obst wie auch andere guett und nützlich Ding“), das im Stift Admont aufbewahrt wird, nachgewiesen werden konnte. V. erwarb sich v. a. Verdienste um die Gründung einer evang. Gmd. in Linz, wofür er sich seit 1826 eingesetzt hatte. Er war 1834–59 Kirchenvorsteher sowie 1834–61 Mitgl. des Presbyteriums. 1844 fand die Einweihung des Bethauses statt. 1850 wurde Linz eine selbstständige Pfarrgmd. und die dortige evang. Schule, für die V. federführend eingetreten war, eröffnet. Auf seinen Antrag hin wurde der Bau eines Glockenturms beschlossen und 1859 fertiggestellt. 1860 erfolgte die Gründung der J. K. V.-Waisenstiftung der evang. Gmd. Linz und weiterer Stiftungen für Bedürftige. Bereits 1824 zum Armenvater gewählt und ab 1834 Mitgl. im städt. Armenausschuss, begründete er 1868 den Ver. zur Unterstützung alter Bürger und Bürgerswitwen von Linz, dessen Vorstand er wurde. Nach der Reform des Armenwesens in Linz ernannte man V. 1870 zum Insp. des ersten Armen-Inspektorats. Er gründete im folgenden Jahr den Ver. zur Unterstützung der Armen evang. Religion und spendete seiner Heimatgmd. Weihenzell 200 fl für die V.sche Stiftung. Sein Vermögen widmete er testamentar. wohltätigen Stiftungen.

L.: Tages-Post (Linz), 10. 2. 1880, 9., Salzburger Chronik, 12. 10., Neuigkeits-Welt-Bl., 11. 11. 1883; B. Czerwenka, Zur Geschichte der evang. Gmd. zu Linz in OÖ, 1862, passim; G. Mecenseffy – H. Taferner, FS 125 Jahre Martin-Luther-Kirche Linz, 1969, S. 47ff.; L. Temmel, Evang. in OÖ, 1982, S. 174ff.; E. Oberlik, in: Lebendiges Linz 5, 1982, S. 22; FS 150 Jahre Martin-Luther-Kirche Linz. 1844–1994, 1994, S. 14ff.; G. Merz, in: Evang. Kirchenbote Linz 44, 1996, S. 8ff.; Website Stift Admont, Ältestes Rezept der Linzertorte (Zugriff 14. 7. 2016); Archiv der Evang. Gmd. Linz-Innere Stadt, Mitt. Günter Merz, beide Linz, OÖ.
(J. Dollhäubl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 318
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