Voggenhuber (Voggenhuber-Krolop), Vilma von; Künstlername Szivessi Vilma (1841–1888), Sängerin

Voggenhuber (Voggenhuber-Krolop) Vilma von, Künstlername Szivessi Vilma, Sängerin. Geb. Pest (Budapest, H), 17. 7. 1841 oder 1845; gest. Berlin, Dt. Reich (D), 11. 1. 1888. Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns; in 1. Ehe mit dem ung. Aristokraten Ferenc v. Kovács v. Hamvai, ab 1871 in 2. Ehe mit dem an der Berliner Hofoper tätigen Bassisten Franz Krolop (1839–1897) verheiratet. – V.s Stimme wurde ab 1858 von →Péter Stoll ausgebildet. Ihre Karriere begann sie 1860 zunächst als Mezzosopranistin am dt. Theater in Pest, kurz danach auch am ung. Nationaltheater als Romeo in Bellinis „I Capuleti e i Montecchi“ und Azucena in Verdis „Il trovatore“. Bald darauf folgte ein Fachwechsel hin zu Sopranrollen wie Agathe („Der Freischütz“), Rachel („La Juive“), Valentine („Les Huguenots“) sowie Leonora („Il trovatore“). Außerdem war sie in →Ferenc Erkels Nationaloper „Hunyadi László“ zu erleben. Allerdings sah sich die Künstlerin an ihrem Stammhaus, wo sie 1861 einen mit jährl. 4.000 fl dotierten Zweijahresvertrag erhielt, nicht ihrem Wert entsprechend eingesetzt und fasste deshalb auf Anraten ihrer Kollegin Desirée Artôt den Entschluss, ihr Dt. zu vervollkommnen und in Berlin zu debüt. Ihre Auftritte als Gastsängerin hinterließen dort 1864 einen durchaus positiven Eindruck, auf Grund ihrer unzureichenden Sprachbeherrschung kam aber kein Fixengagement zustande. Nachdem Versuche, in München und Hannover Fuß zu fassen, aus demselben Grund gescheitert waren, wurde V. 1866/67 Ensemblemitgl. in Stettin, wo sie bald zum Publikumsliebling avancierte. Im Anschluss daran folgten Engagements in Köln, Aachen und danach in Bremen, wo sie die erste dramat. Sängerin des Hauses wurde. Das Wr. Hofopernpublikum lernte sie 1868 kennen. Dort reüssierte sie als Marguerite („Faust“), Donna Anna („Don Giovanni“) sowie als Leonore in „Fidelio“ ohne Einschränkungen, sodass man sie an das Haus binden wollte. V. zog es allerdings vor, 1869 einem Ruf an die Berliner Hofoper zu folgen, wo sie beinahe zwei Jahrzehnte lang blieb und beim Publikum v. a. dank ihres Stimmvolumens Anklang fand. Bes. verdient machte sie sich um die Auff. von Werken Glucks und Spontinis. Auch sang sie 1876 bei der Berliner Erstauff. von Wagners „Tristan und Isolde“ die weibl. Hauptrolle und überzeugte den Komponisten bei den Proben 1875 dermaßen, dass er ihr für die Bayreuther Festspiele 1876 die Sieglinde in der „Walküre“ anbot. Auf Grund einer Schwangerschaft konnte V. diese Einladung allerdings nicht annehmen. Als 1884 die „Walküre“ in Berlin gespielt wurde, übernahm V. die Partie der Brünnhilde und feierte damit einen ebenso großen Erfolg wie in der Titelpartie von Goldmarks „Königin von Saba“. Außerdem wirkte sie bei den Urauff. von Bruchs „Hermione“ (1872), Wilhelm Tauberts „Cesario“ (1874) sowie Johann Joseph Aberts „Ekkehard“ (1878) mit. 1882 gastierte sie mit Krolop an der Wr. Hofoper in Mozarts „Nozze di Figaro“. Ab 1885 litt V. an einer unheilbaren Krankheit, die sich auch auf das obere Register und die Intonation ihrer Stimme negativ auswirkte, weshalb sie abermals einen Fachwechsel anstrebte und mit der Ortrud in Wagners „Lohengrin“ einen letzten Erfolg verbuchen konnte. 1887 zwang sie ihr Gesundheitszustand zum Abschied von der Bühne. Zeitgenöss. Berr. zufolge waren es weder das techn. Fundament noch die klangl. Schönheit der Stimme, die zu den Qualitäten der darsteller. offenbar nicht alle überzeugenden Sängerin zählten, sondern vielmehr die in allen Lagen gegebene Durchschlagskraft, mit der sie sich auch gegenüber groß dimensionierten Orchestern behaupten konnte. 1876 zur kgl. preuß. Kammersängerin ernannt, wurde sie mit der herzogl. goldenen Meining’schen Medaille ausgez.

L.: Norddt. Allg. Ztg., WZ, 12. 11. 1888; ADB; Eisenberg, Bühne; Kutsch–Riemens, 4. Aufl. 2003; Riemann, 11. Aufl. (1929); Wurzbach; Magyar színművészeti lex. 4, 1931; Website Wr. Staatsoper (Zugriff 24. 8. 2016).
(R. Wiesinger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 322f.
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