Vogl, Johann Nepomuk (1802–1866), Schriftsteller und Beamter

Vogl Johann Nepomuk, Schriftsteller und Beamter. Geb. Wien, 7. 2. 1802; gest. ebd., 16. 11. 1866. Sohn des Wr. Kaufmanns Martin V. aus Hollabrunn, Vorsteher der bürgerl. Leinwandhändler-Innung, und seiner Frau Anna V., geb. Lensch (geb. Frauenkirchen, Ungarn/Bgld.), Bruder des Kaufmanns Alois V.; in 1. Ehe mit Sophie Matthieu, der Tochter eines Off. mit französ. Wurzeln, in 2. Ehe mit Josephine V., der Witwe nach →Nikolaus Oesterlein, verheiratet. – V. sollte auf Wunsch des Vaters Staats- oder Landwirtschaftsbeamter werden, trat 1819 in den Dienst der nö. Landstände und übte diese Tätigkeit bis an sein Lebensende aus. Darüber hinaus war er als Lyriker, Erzähler und Übers. sowie als Hrsg. sehr produktiv. 1830 erschien das Volksbuch „Fruchtkörner aus deutschem Grund und Boden“ mit altdt. Sprüchen. Seine Smlg. „Balladen und Romanzen“, 1835, machte ihn bekannt und erreichte mehrere Aufl. Zahlreiche Balladen wurden vertont, u. a. „Das Erkennen“ von Adolph Müller, und in mehrere Sprachen übers. 1837 veröff. V. „Sämmtliche dramatische und poetische Werke von Ferdinand Raimund mit einer biographischen Skizze“ in 4 Bde. In „Der fahrende Sänger“, 1839, publ. er Nachbildungen alter Legenden, Balladen und Reime aus dem Engl., Schwed., Serb. und Span. Seine „Neuesten Dichtungen“, 1843, enthalten Bearb. slowen. Volkslieder. V. war ab 1841 Red. des „Oesterreichischen Morgenblatts“ und Hrsg. mehrerer Taschenbücher („Oestreichisches Wunderhorn“, 1834; „Frauenlob“, 1835–38; „Der Minstrel. Taschenbuch erzählender Dichtung“, 1836; „Thalia“, 1840ff.) sowie Kal. („Oesterreichischer Volkskalender“, 1846ff.; „Soldaten-Kalender“, 1850ff.; „Humoristischer Jäger-Calender“, 1862f.). 1851 erschien die serb. Heldensage „Marko Kraljevits“. V., der von Zeitgenossen mit →Johann Gabriel Seidl verglichen wurde, stand u. a. mit →Eduard v. Bauernfeld, →Ferdinand Sauter, →August Schmidt, →Franz Xav. Stelzhamer, →Eduard Duller und Vincenz Weber sowie mit →Anton Emil Titl, Jacob Denk oder →Joseph Ferdinand Kloss in Verbindung. Er wurde 1844 zum Dr. phil. h. c. der Univ. Jena ernannt und war Ehrenmitgl. des Wr. Sängerbunds.

Weitere W. (s. auch Brümmer; Wurzbach; Kehrein): Klänge und Bilder aus Ungarn, 1839; Der Josephsberg bei Wien und seine Schicksale, 1841; Die ältesten Volksmärchen der Russen, 1841; Dom-Sagen, 1845 (3. Aufl. 1847); Liedertafel. Romanzen, Lieder und Singquartette, 1846; Schnadahüpfln, ein Beitr. zur österr. Volkspoesie, 1850; Twardowski, der poln. Faust, 1861; Aus dem Kinderparadiese, 1861. – Nachlass: Wienbibl. im Rathaus, Wien.
L.: Klagenfurter Ztg., 29. 9. 1868; ADB; Brümmer (m. W.); Czeike; Hall–Renner; Killy; oeml; Wurzbach (m. W.); F. Zeitler, in: Zellner’s Bll. für Theater, Musik und bildende Kunst 12, 1866, S. 381; A. Schmidt, V. als Mensch und Dichter, 1868 (m. B.); Biograph.literar. Lex. der kath. dt. Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller 2, ed. J. Kehrein, 1871 (m. W.); E. Probst, in: Jb. der Grillparzer-Ges. 12, 1902, S. 165ff.; R. J. Binder, J. N. V. und die österr. Ballade, 1907; O. Rappold, J. N. V. und A. Silbersteins „Österreichischer Volkskalender“ als Volksbuch und Hort österr. Dorfgeschichten …, phil. Diss. Wien, 1936; I. Fried, in: Studia Slavica Hungarica 20, 1974, S. 115ff.; E. Lukas, J. N. V., geisteswiss. DA Wien, 1984; G. v. Wilpert, Lex. der Weltliteratur. Dt. Autoren, 4. neu bearb. Aufl. 2004.
(I. Nawrocka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 327
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