Voigt, Alfred (1855–1923), Unternehmer

Voigt Alfred, Unternehmer. Geb. Wien, 22. 3. 1855; gest. Klagenfurt (Klagenfurt am Wörthersee, Ktn.), 9. 12. 1923; röm.-kath. Urenkel des Kaufmanns und Administrators der Donau-Dampfschiffahrtsges. Joseph V. (geb. 15. 1. 1783; gest. 2. 12. 1856), der 1806 mit seinem Bruder Anton V. (gest. 26. 8. 1811) eine Drogerie in Wien, die 1714 gegr. Specerey-, Material- und Farbwarenhandlung Zum schwarzen Hund unter dem Paellerthor (Pailerthor), übernahm und nach dessen Tod als Fa. Joseph Voigt weiterführte, Enkel des Kaufmanns Karl (I.) V. (gest. 1904), der eine chem. Producten-Fabrik in Erlaa betrieb und mit seinen Brüdern Moriz V. (bis 1843) und Gustav V. (bis 1881) den väterl. Betrieb weiterführte, Sohn des Kaufmanns und Sparkassendir. Karl (II.) V. (geb. um 1819; gest. 17. 12. 1902), Besitzer der Materialwaaren-Handlung Zum schwarzen Hund in Wien, Hoher Markt, Bruder von Karl (III.) V. (geb. 1850; gest. Meran, Tirol / Meran/Merano, I, 5. 12. 1892), Associé der Fa. Joseph Voigt & Cie., Schwager von →Heinrich Frh. v. Liebieg und →Arthur v. Scala, Onkel der Verw.R. Hanns V. und Ernst V.; unverheiratet. – V. absolv. eine Kaufmannslehre im väterl. Geschäft, das sich in der 2. Hälfte des 19. Jh. zu einer Großhandlung für Gewürze entwickelte. 1862 übersiedelte man vom Graben, wo sich das Geschäft seit 1834 befunden hatte, in ein Haus am Hohen Markt. →Friedrich Gauermann wurde beauftragt, dem alten Firmenschild „Zum schwarzen Hund“ eine neue Form zu geben. Karl (I.) V. zeichnete überwiegend für den Materialeinkauf verantwortl.; sein Sohn Karl (II.) V. übernahm die Leitung der Detailabt. Nachdem Gustav V. als Senior 1881 aus der Ges. ausgeschieden war, trat Karl (II.) V.s jüngster Sohn in die Fa. ein und übernahm nach dem Tod seines Großvaters als Alleineigentümer die Leitung des Hauses. 1879 wurde er Besitzer der Ferlacher Gewerkschaft, die vorwiegend Drähte und Nägel erzeugte, und richtete für die Holznutzung in Görtschach bei Kirschentheuer die Voigtʼsche Forstverwaltung mit einer Musterholzwirtschaft ein, für die 1903 eine Lokalbahnstrecke von Weizelsdorf nach Ferlach genehmigt wurde. 1892 war für die Errichtung eines großen Lagerhaus- und Fabrikskomplexes mit Mühlen, Stampfen und Schneidemaschinen ein Grundstück in Wien 3 angekauft worden. V. errichtete Zollfreilager in Triest und Wien. Aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums des Familienunternehmens 1906 erschien eine FS. Die Fa. Voigt und Co., Material- und Farbwarenhandlung hatte unter V. ihren Sitz in Wien 1. 1921 wurde aus der Privatfa. mit den Ges. V. sowie Karl (III.) V.s Söhnen Hanns V. und Ernst V. eine AG. Nach V.s Tod gehörten Hanns V. als Vize-Präs. und Ernst V. dem Verw.R. der Joseph Voigt & Co. „Zum schwarzen Hund“ AG, Groß-Drogenhandlung, Vegetabilien, Chemikalien, Parfümerien, Farbwaren, Drogenappretur, Gewürze und Gewürzmühlen mit einem Stadtmagazin in der Landskrongasse, einem Lagerhaus mit Mühlen, Erzeugung und Drogenappretur in der Göllnergasse sowie Filialen in der Kettenbrückengasse und der Neubaugasse an. V. war Präs. der Joseph Voigt & Co. „Zum schwarzen Hund“ AG Wien, der Ktn. Eisen- und Stahlwerksges., in der die Ferlacher Gewerkschaft aufgegangen war, und Verw.R. der Bleiberger Bergwerks-Union, ab 1920 deren Präs.

L.: Neues Wr. Abendbl., 17. 12. 1904; NFP, 12. 6. 1906; „Zum schwarzen Hund“. Joseph Voigt & Co., Wien 1806–1906, 1906 (m. B.); Drogisten-Ztg. 38, 1923, S. 205f.; 225 Jahre „Zum schwarzen Hund“ 1714–1939, 1939; R. Granichstaedten-Cerva u. a., Altösterr. Unternehmer, 1969, S. 126f.; A. Kreuzer, Kärntner. Biograph. Skizzen. 17.–20. Jh., 1997, S. 106f.; R. Sandgruber, Traumzeit für Millionäre, 2013, S. 456; Zedhia, Zentraleurop. digitales wirtschafts- und gesellschaftshist. interaktives Archiv (online, Zugriff 19. 1. 2017); Wirtschaftskammer Österr.-Archiv (Unternehmensgeschichtl. Smlg.), WStLA, beide Wien; Pfarre St. Egid, Klagenfurt am Wörthersee, Ktn.
(I. Nawrocka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 330
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