Vojáček, Hynek (Ignác František) (1825–1916), Komponist, Fagottist, Musikpädagoge und Publizist

Vojáček Hynek (Ignác František), Komponist, Fagottist, Musikpädagoge und Publizist. Geb. Zlin, Mähren (Zlín, CZ), 4. 12. 1825; gest. Petrograd (Sankt-Peterburg, RUS), 9. 2. 1916. Sohn des Lehrers Kašpar V. (1790–1875) und seiner Frau Kateřina, geb. Malotová (gest. 1848), Großvater der Pianistin und Komponistin Ludmila Vojačková-Wetche (geb. 1872). – Seine Kindheit verlebte V. im mähr. Wsetin, wo sein Vater als Dir. der Stadtschule seit 1830 arbeitete, und ab 1838 in Brünn als Choralist im Augustinerkloster. Dort vertiefte er seine Musikkenntnisse, sodass er selbst weltl. und geistl. Chormusik zu komponieren begann. Nach dem Besuch des Brünner Gymn. ging er 1845 nach Wien, um an der phil. Fak. zu stud. Er arbeitete dort auch mit dem Slaw. Gesangver. zusammen, für den er einige Männerchöre schrieb. Nach dreijährigem Wirken als Musiklehrer bei Gfn. Bethlen in Hermannstadt (1846–48) kehrte er zunächst nach Wsetin zurück, um sich am Aufbau des dortigen Musiklebens zu beteiligen. Später zog er nach Brünn und leitete u. a. tschech. Konzerte des Männergesangsver. (1850–52). Kurzzeitig war er wieder in Wien tätig, wo er den russ. Komponisten Alexei Fjodorowitsch Lwow kennenlernte, und folgte diesem nach Russland. 1853–55 wirkte V. als Musiklehrer bei dessen Schwager Gen. Jewgeni Petrowitsch Samsonow und unterrichtete auch an der Kadettenschule in Brest. 1853 wurde er Kapellmeister des 1. Gardergt. in St. Petersburg. Neben seiner Tätigkeit als Fagottist an der Zarenoper (1857–1907) unterrichtete er theoret. Fächer am Konservatorium in St. Petersburg (1863–1912). V. spielte eine wichtige Vermittlerrolle zwischen der russ. und der tschech. Musik. Er wirkte z. B. an der Organisation des ersten panslaw. Konzerts in St. Petersburg (1861) mit und führte dabei gem. mit Anton Rubinstein einige russ., poln. und tschech. Werke auf. 1871 engagierte er sich zusammen mit dem tschech. Bassisten Josef Paleček für die russ. Erstauff. der „Verkauften Braut“ von →Friedrich Smetana im Mariinski-Theater. V. publ. gelegentl. Beitrr. über russ. Musik in verschiedenen tschech. Z. („Lumír“, „Dalibor“, „Hudební listy“, „Moravská Orlice“). Er stand in Briefwechsel mit vielen tschech. Musikern, u. a. mit →Leoš Janáček (41 erhaltene Briefe aus den Jahren 1905–14), den er erstmals 1905 während eines seiner regelmäßigen Sommeraufenthalte in Mähren, inbes. in der Mähr. Walachei, traf und dessen Interesse für die russ. Musik er weckte. Obwohl V. eine Oper („Tamara, carevna Gruzínská“, nicht aufgef.) sowie einige Lieder und Romanzen nach russ. Texten schrieb, erreichte er in Russland keine bedeutendere Stellung; seine Werke wurden als konventionell bezeichnet. Neben einer weiteren Oper („Zajatá“, Text: E. Ratskij, 1867, Urauff. 1869 am Interimstheater in Prag) komponierte er Kantaten, Chöre und Lieder, Märsche und Tänze für Klavier, sechs Etüden für Fagott und Klavier sowie zehn Orchester-Ouvertüren. Eines seiner erfolgreichsten Musikstücke war die „Slavnostní ouvertura“ Nr. 9, mit der 1862 das Interimstheater in Prag eröffnet wurde. V., dessen Kompositionen von Anfang an Elemente der walach. Volksmusik zeigten, war auch ein eifriger Sammler walach. Volkslieder.

Weitere W. (s. auch ČHS; Wurzbach): Lieder und Chorwerke: Veselá jízda (Text: F. L. Čelakovský), Hlas z Blaníka (Text: F. M. Klácel), Desatero zpěvů (Text: A. Heyduk), Hostýnské písně; Kantaten: Maruška. Obrázek z Pobečví (für gemischten und Kinderchor, Soli und Orchester, Text: J. Kalus), Na horách (für Soli, Chor, kleines Orchester und Zymbal); Messe mit Orchester in F; Requiem v paměť Hanky.
L.: ČHS (m. W.); Ludvová; Wurzbach (m. W.); E. Axman, Morava v české hudbě XIX. století, 1920, s. Reg. (m. B.); V. Veselý, in: Musikologie 2, 1949, S. 171ff.; V. Gregor, in: Hudební rozhledy 7, 1954, S. 937, 28, 1975, S. 466ff.; V. Gregor, in: Slezský sborník 55, 1957, S. 288ff., 60, 1962, S. 89ff.; J. Schánilec, Za slávou, 1961, S. 105ff., 201f. (m. B.); L. Fiedlerová, H. V.: život a dílo, DA Brno, 1968; V. Gregor, Obrozenská hudba na Moravě a ve Slezsku, 1983, s. Reg.; J. Trojan, in: Vlastivědný věstník moravský 38, 1986, S. 23ff.; Z. Fischer, in: Zlínsko od minulosti k současnosti 13, 1994, S. 85ff., 14, 1997, S. 95ff.; V. Velek, in: Czech Music Quarterly, 2009, H. 2, S. 31ff.; P. Bajerová, H. V. – život a dílo, Bakkalaureatsarbeit Brno, 2016.
(P. Macek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 335f.
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