Vojtěch, Viktorin (1879–1948), Naturwissenschaftler, Pädagoge und Photograph

Vojtěch Viktorin, Naturwissenschaftler, Pädagoge und Photograph. Geb. Pilsen, Böhmen (Plzeň, CZ), 16. 7. 1879; gest. Praha, Tschechoslowakei (CZ), 11. 7. 1948; röm.-kath. Sohn eines Gerichtsbeamten. – Nach Besuch der Gymn. in Reichenau an der Kněžna und Pilsen stud. V. Chemie und Physik an der tschech. Univ. Prag, u. a. bei Bohuslav Brauner; 1904 Dr. phil. Während eines Aufenthalts in Leipzig vertiefte V. seine Ausbildung in physikal. Chemie bei Prof. Wilhelm Ostwald und später in Photochemie und Photographie bei →Josef Maria Eder an der Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduktionsverfahren in Wien. 1910 gründete er mit Jaroslav Husník (→Jakob Husník) die polygraph. Gruppe des Mus. für Technik (Technické muz., später Národní technické muz.) in Prag. 1914 habil. sich V. für Photochemie und wiss. Photographie an der tschech. Univ. Prag, vier Jahre später wurde er auch Doz. an der Prager tschech. TH. V. war der erste Leiter des Státní ústav grafický (Staatl. Inst. für Graphik) und 1920 der Státní odborná škola grafická (Staatl. Fachschule für Graphik). 1922 wurde er Prof. für Photochemie sowie theoret. und angewandte wiss. Photographie an der tschech. Univ. Prag, 1924 übernahm er die Leitung des dortigen Inst. für Photochemie und wiss. Photographie. Ab 1931 fungierte er als Prof. an der naturwiss. Fak. und beteiligte sich an der Errichtung des Physikal. Inst. Bereits in seiner Diss. konzentrierte sich V. auf die Photographie. In seinen weiteren Publ. befasste er sich mit chem. Veränderungen im Asphalt unter Lichteinwirkung, mit der Entstehung der Solarisation der Photoplatten und des latenten Bilds auf diesen mit und ohne Bindemittel, mit Änderungen in der Gradation und Sensibilität der Photoplatten, die durch Desensibilisierung verursacht wurden. Lange Zeit arbeitete er mit der Fa. Aktinofot zusammen. Darüber hinaus fungierte er als Red. der Z. „Amatérská kinematografie“. 1924 Mitbegründer der Tschech. Ges. für wiss. Kinematographie (Česká společnost pro vědeckou kinematografii), wurde er deren erster Vors. Im Auftrag der Česká akad. věd a umění beschäftigte er sich weiters mit der Echtheit der Königinhofer und der Grünberger Hss. („Rukopisy Královédvorský a Zelenohorský“, 1930). Zunächst zweifelte er an deren Echtheit, kam jedoch dann zu dem fälschl. Schluss, dass diese aus dem Mittelalter stammten. 1936 erschien seine Arbeit „Pravda o Rukopisech“, in der auch seine Diskussion mit Miloš Weingart über deren Echtheit zu lesen ist. 1937 wurde V. Präs. der Československá společnost rukopisná (Tschechoslowak. Hss.ges.). Bei einem Bombenangriff auf sein Haus 1945 wurden einige seiner Mss. vernichtet.

Weitere W. (s. auch Naše věda): Über das latente normale sowie solarisierte Bild in verschiedener Umwelt, 1913; Exposiční tabulky pro fotografy amatéry, 1914; Práce fotografické, 1921; Vliv desensibilatoru na gradaci a hustotu fotografické desky, 1922; Karlova univ. a naše vysoké školy za prvých deset let Československé republiky, 1930.
L.: Masaryk; Naše věda 26, 1948–49, S. 278f. (m. W.); J. Tomeš, Československý biografický slovník, 1992; Český biografický slovník XX. století 3, 1999; Národní technické muz., UA, beide Praha, Státní oblastní archiv v Plzni, Plzeň, alle CZ.
(L. Křížová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 337f.
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