Volgger (Vollgger), Peter (1841–1896), Orgelbauer

Volgger (Vollgger) Peter, Orgelbauer. Geb. Arnbach (Tirol), 23. 11. 1841; gest. ebd., 28. 7. 1896. Aus einer Orgelbauerfamilie stammend, die im Sillianer Raum bereits seit Mitte des 16. Jh. belegbar ist. Enkel des Tischlers und Organisten Peter V. (geb. Arnbach, 8. 11. 1752; gest. ebd., 27. 1. 1797), der ab 1781 mit Reparaturen nachweisbar ist (Orgeln der Pfarrkirche von Sillian und der Frauenkirche von Brixen; Umbau der zweimanualigen Orgel mit erweitertem Tonumfang im Brixner Dom) und dem auch die Orgeln von St. Antonius in Panzendorf und der nahe gelegenen Kapelle von Schloss Heinfels zuzuschreiben sein dürften, Sohn von Johann Baptist Joseph V. (s. u.) und der aus Arnbach stammenden Anna V., geb. Gietl, Großneffe von Joseph Dominicus V. (s. u.), Bruder von Johann V. (geb. Arnbach, 25. 12. 1842; gest. ebd., 2. 11. 1927) und Josef V. (geb. Arnbach, 17. 3. 1845; gest. ebd., 26. 2. 1906); unverheiratet. – V., der vermutl. in der Werkstätte seines Vaters eine Lehre absolv. hatte, entwickelte sich autodidakt. zu einem Meister im Klavier- und Orgelspiel. Die erste Orgel, die er baute, war jene der St. Anna-Kapelle in Sillian (um 1860). Zu den weiteren ihm zugeordneten Instrumenten gehören jene von Innervillgraten (1862), Strassen (um 1870), St. Chrysanthen (1875), Oberdrauburg (1878), St. Jakob im Defereggen (um 1880), Obertilliach (um 1880) und Asch (um 1880). Sein größtes Instrument war die neu gebaute Orgel für die Kirche von St. Johann in Ahrn. Reparaturen bzw. Umbauten führte er 1870–90 an den Orgeln von Kartitsch und im Südtiroler Pustertal in Niederdorf, Aufkirchen, Innichen (Pfarrkirche und Franziskanerkirche), Rodeneck und der Kirche der Ursulinen in Bruneck durch. Er betätigte sich auch als Erfinder und baute 1864 ein Repetiergewehr, das er jedoch nicht zum Patent anmeldete. V. gilt als der bedeutendste Vertreter des Gewerbes innerhalb der Familie. Bereits vor seinem Tod übergab V. das väterl. Anwesen mit der Werkstätte seinem Bruder Josef V.; nach dessen unerwartetem Ableben übernahm der dritte Bruder, Johann V., den Betrieb. Mit dessen Tod erlosch die traditionsreiche Orgelbauerdynastie. Als Nachfolger von V.s Großvater übernahm dessen Bruder Joseph Dominicus V. (geb. Arnbach, 4. 8. 1769; gest. ebd., 3. 4. 1828) die Werkstatt, wo er zunächst als Geselle tätig gewesen war. Er wirkte im heutigen Osttirol: 1808 in St. Johann im Walde, 1815 in Arnbach (Pfarre Sillian), 1816 in Nikolsdorf, 1823 in Obertilliach und im angrenzenden Oberktn. V.s Vater, Johann Baptist Joseph V. (geb. Arnbach, 23. 6. 1791; gest. ebd., 2. 12. 1879), ging erst nach der napoleon. Ära, in der er zum Militär eingezogen worden war, an das Erlernen der Orgelbaukunst. Er bildete sich beim Orgelbaumeister Ebner im untersteir. Marburg aus, der bei den V.s in Arnbach gelernt hatte. 1820 arbeitete Johann Baptist Joseph V. an der großen Orgel im heutigen Marburger Dom mit. In seine Heimat zurückgekehrt, schuf er die Neubauten der Orgeln in St. Johann in Ahrn (1826) und Tessenberg (vor 1851).

Weitere W.: s. Dawidowicz.
L.: oeml; J. Fuchs, in: Osttiroler Heimatbll. 4, 1927, H. 6, S. 99f.; A. Dawidowicz, Orgelbaumeister und Orgeln in Osttirol, phil. Diss. Wien, 1949, S. 37ff., 194 (m. W.); (H.) W(aschgler), in: Osttiroler Heimatbll. 37, 1969, Nr. 3; F. Grass, in: Ber. über den 11. Österr. Historikertag in Innsbruck, 1972, S. 333; A. Reichling, in: Veröff. des Tiroler Landesmus. Ferdinandeum 78, 1998, S. 247; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lex., neubearb. Aufl. 2005; T. A. Kraler, in: Sillian: Geschichte und Gegenwart, 2015, S. 426ff.; Orgellandschaft Tirol, bearb. A. Reichling – M. Reichling (online, Zugriff 4. 11. 2016); Smlg. Josef Oberforcher im Mus. der Stadt Lienz, Lienz, Pfarre Sillian, beide Tirol.
(M. Pizzinini – I. Nawrocka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 339f.
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