Vonwiller, Emil (1825–1902), Unternehmer

Vonwiller Emil, Unternehmer. Geb. Mailand, Lombardo-Venetien (Milano, I), 6. 11. 1825; gest. Senftenberg, Böhmen (Žamberk, CZ), 15. 7. 1902; evang. HB. Sohn von →Nikolaus Vonwiller, Bruder des Industriellen Oskar Vonwiller (1822–1888), Vater von Lucia Vonwiller (1875–1930), die in 1. Ehe mit Rochus Freiherr von Lüttwitz verheiratet war (wiederverheiratete von Schierstedt), und des Großwildjägers und Reiters Alfred Vonwiller (geb. 2. 6. 1873; gest. 1945), Onkel von Albert Vonwiller (geb. Mailand, 1847; gest. ebd., 1933), der ab 1883 im Bankgeschäft tätig war, und →Heinrich Vonwiller. – V. stieg in das Familienunternehmen ein und erwarb Bauflächen am Wiener Handelskai. 1879 begründete er gemeinsam mit dem Realitätenbesitzer Oskar Sittig die Erste Wiener Walzmühle Vonwiller & Comp. 1880 wurde der Bau und Betrieb einer Gleisverbindung vom Donau-Uferbahnhof der Kaiser Ferdinands-Nordbahn in Wien zur Walzmühle bewilligt. Die Anlage mit Dampfbetrieb bestand aus einem sechsstöckigen Mühlentrakt, einer Kopperei, einem Silo, einem Maschinenhaus mit Schlosserei und Tischlerei, einem Kesselhaus, einem Stallgebäude, einem Portierhaus und einem Verwaltungsgebäude. 1880 wurde die Einrichtung durch Brand völlig zerstört und danach mit einer erhöhten Kapazität neu errichtet. In den 1880er-Jahren erwarb V. Graphitwerke im südböhmischen Schwarzbach und in Stuben. 1883 erhielt er die Genehmigung zur Durchführung technischer Vorarbeiten für die normalspurige Lokalbahn von der Station Summerau der Linz-Budweiser Linie der staatlichen Kaiserin-Elisabeth-Bahn über Leonfelden, Helfenberg, Haslach und Rohrbach nach Aigen. In der Fabrik des Familienunternehmens in Haslach stellte V. Giletstoffe, Stoffe für Sportkleidung, feine Gewebe sowie Halbseidentapeten her, die ab 1893 in der eigenen Seidenweberei erzeugt wurden. Weiters lieferte er Bespannungsstoffe zur Verkleidung von Altären und Pfeilern im Stephansdom in Wien. Zu den Absatzmärkten zählten neben dem deutschsprachigen Gebiet der Mittelmeerraum, Nord- und Südamerika, England und der Nahe Osten. 1897–1901 ließ V. den Betrieb elektrifizieren. Er war Verwaltungsrat der Rannersdorfer Kunstwollfabrik und Spinnerei sowie Direktor der Jarnowitzer Zuckerfabriks-AG in Mähren und außerdem an der Firma Vonwiller & Co., Leinen und Baumwollfabrik in Haslach und Senftenberg, beteiligt. Nach seinem Tod übernahmen seine Neffen Albert Vonwiller und Heinrich Vonwiller die Geschäftsleitung des Konzerns. V.s Sohn Alfred Vonwiller stieg 1907 aus den Familiengeschäften aus, sein Nachfolger wurde Roger Dollfus, der Sohn von V.s Nichte Laura Vonwiller. V.s Tochter Lucia Vonwiller trat nach seinem Tod als Kommanditistin in die Fabriken in Haslach und Senftenberg ein und 1903 auch bei der Ersten Wiener Walzmühle.

L.: NFP (Parte), Illustrirtes Wiener Extrablatt, 17. 7. 1902; E. M. Meixner, Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich 2, 1952, s. Reg.; R. Sandgruber, Traumzeit für Millionäre, 2013, s. Reg.; R. Sandgruber, in: Österreich – was sonst?, ed. H. Stekl u. a., 2015, S. 230ff.; reformierte Stadtkirche, Wien.
(I. Nawrocka)  
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)