Voß (Voss), Wilhelm August (1849–1895), Naturwissenschaftler und Lehrer

Voß (Voss) Wilhelm August, Naturwissenschaftler und Lehrer. Geb. Wien, 31. 12. 1849; gest. ebd., 30. 3. 1895; röm.-kath. Sohn des Buchhändlers Adolph V. (geb. Landsberg, Preußen / Gorzów Wielkopolski, PL, 26. 10. 1810; gest. Wien, 30. 8. 1861) und der Rosalia V., geb. Pfautsch (geb. Wien, 22. 12. 1813); ab 1876 verheiratet mit Anna Magdalena V., geb. Olbrich (geb. Wien, 20. 6. 1842; gest. ebd., 9. 8. 1913). – V. besuchte ab 1861 die Oberrealschule und stud. nach der Matura 1867 am polytechn. Inst. in Wien. Dort hörte er Vorlesungen u. a. bei →Ferdinand v. Hochstetter, →Andreas Kornhuber und Julius Wiesner, besuchte aber auch Vorträge an der Univ. 1871 erhielt er eine Ass.stelle an der Lehrkanzel für Zool. und Botanik unter Kornhuber. 1873 legte V. die Lehramtsprüfung für Naturgeschichte und Geographie an Oberrealschulen ab. Zunächst Lehrer für Naturgeschichte an der Realschule Wien 8, wurde er 1874 zum prov. Lehrer an der Staats-Oberrealschule in Laibach ernannt. 1877 unter Verleihung des Prof.-Titels in dieser Funktion def. gestellt, wurde er 1894 an die Realschule in Wien 4 versetzt. Seit seiner Stud.zeit beschäftigte sich V. mit Botanik, bes. mit Mykol., aber auch mit Entomol. und Mineral. Seine erste wiss. Arbeit „Ueber die niederösterreichischen Blumenwespen“ (in: 12. Jahresber. der öff. Volks-, Unterreal- und Oberrealschule in der Josefstadt, 1873) widmete sich einer Zusammenschau der damals im Gebiet bekannten Wildbienen-Arten und enthielt einen Bestimmungsschlüssel der Gattungen. In mykolog. Hinsicht untersuchte V. zunächst die Pilzvorkommen im Wr. Raum und legte dazu u. a. die zusammenfassende Darstellung „Die Brand-, Rost- und Mehlthaupilze (Ustilaginei, Uredinei, Erysiphei et Peronosporei) der Wiener Gegend“ (in: Verhh. der k.-kgl. zoolog.-botan. Ges. in Wien 26, 1876) vor. Später widmete er sich intensiv den Pilzvorkommen in Krain und publ. dazu u. a. in zwölf Tle. „Mykologisches aus Krain“ (in: Österr. Botan. Z. 26–29, 1876–79), „Materialien zur Pilzkunde Krains“ (5 Tle., in: Verhh. der k.-kgl. zoolog.-botan. Ges. in Wien 28, 1878, 29, 1879, 32, 1882, 34, 1884, 37, 1887) und „Mycologia Carniolica“ (4 Tle., in: Mitth. des Musealver. für Krain 2–5, 1889–92). Für die Wiss.geschichte und Biographik ist die Arbeit „Versuch einer Geschichte der Botanik in Krain (1754 bis 1883)“ (in: Jahresber. der Staats-Ober-Realschule in Laibach …, 1884, Fortsetzung ebd. 1885; Reprint und slowen. Übers. 2008) von großer Bedeutung, später widmete sich V. mit „Die Mineralien des Herzogthums Krain“ (in: Mitth. des Musealver. für Krain 6, 1893, Fortsetzung ebd. 7, 1894; als gem. Sonderdruck nochmals 1895) auch erdwiss. Themen. V. war ab 1872 Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien und ab 1884 k. M. des botan. Ver. der Prov. Brandenburg. Ihm zu Ehren wurde u. a. 1879 eine Gattung der Brandpilze Neovossia benannt.

Weitere W.: s. Hohenbühel-Heufler; Steinbach; Wraber.
L.: WZ, 12. 4. 1895; Osebnosti; SBL; Stafleu; Z. für die österr. Gymn. 24, 1873, S. 621, 25, 1874, S. 634; L. v. Hohenbühel-Heufler, in: Österr. botan. Z. 35, 1885, S. 1ff. (m. B. u. W.); J. Sima, in: Laibacher Schulztg. 23, 1895, S. 52ff.; Österr. botan. Z. 45, 1895, S. 200; J. Binder, Geschichte der k. k. Staats-Oberrealschule in Laibach, 1902, S. 171; Acta Horti Bergiani 3/2, 1903, S. 86; R. Steinbach, Österr. Botaniker des 19. Jh., die nicht an Hochschulen wirkten, phil. Diss. Wien, 1959, S. 79ff. (m. W.); J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; Scopolia 5, 1982, S. 28; T. Wraber, in: W. V., Poskus zgodovine botanike na Kranjskem, 2008, S. 225ff. (m. B. u. W.); Pfarre Am Hof, Pfarre Gumpendorf, Pfarre St. Karl Borromäus, alle Wien.
(M. Svojtka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 354f.
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