Vrints von Treuenfeld und zu Falkenstein, Maximilian Theobald Gf. (1802–1896), Politiker, Diplomat und Gutsbesitzer

Vrints von Treuenfeld und zu Falkenstein Maximilian Theobald Gf., Politiker, Diplomat und Gutsbesitzer. Geb. Bremen, Freie Reichsstadt (D), 4. 2. 1802; gest. Poysbrunn (NÖ), 10. 6. 1896 (begraben: Falkenstein, NÖ); röm.-kath. Sohn des Gen.-Post-Vizedir. Karl Frh. V. v. T. (geb. Bremen, 1765; gest. Frankfurt am Main, Freie Reichsstadt/D, 24. 8. 1852) und dessen Frau Kornelia, geb. Freiin Osy v. Zeegwaard (1768–1844), Vater von Maximilian Alexander Gf. V. v. T. u. z. F. (s. u.), Großvater von Alexander Maximilian Gf. V. v. T. u. z. F. (s. u.) und Vinzenz Gf. v. Thurn u. Valsassina (geb. Bleiburg / Bleiburg/Pliberk, Ktn., 22. 3. 1866; gest. Abbazia, Italien / Opatija, HR, 6. 4. 1928), Besitzer der Fideikommisse Bleiburg und Lechen und ab 1896 erbl. Mitgl. des HH; in 1. Ehe ab 1840 verheiratet mit Franziska Freifrau V. v. T., geb. Freiin v. Bartenstein (geb. Wien, 23. 4. 1819; gest. Kopenhagen, DK, 12. 12. 1847), in 2. Ehe ab 1850 mit Eugenia Gfn. V. v. T. u. z. F., geb. Freiin Osy v. Zeegwaard, verwitwete Freifrau v. Bartenstein (geb. Antwerpen, K.reich Frankreich/B, 1807; gest. Poysbrunn, 30. 9. 1871), der Cousine seiner 1. Frau und Witwe nach Johann Josef Frh. v. Bartenstein (1784–1847), dem Onkel beider Ehefrauen und Besitzer der Herrschaften Schrems und Poysbrunn-Falkenstein. – Aufgewachsen in Bremen und Frankfurt am Main, trat V. nach dem Rechtsstud. in Heidelberg (1818 Stifter des Corps Guestphalia) 1822 in den österr. diplomat. Dienst. Nach mehreren Jahren als Legationscommis in Florenz kam er 1830 als Legationssekr. und Geschäftsträger nach Darmstadt, ehe er 1833 als Botschaftssekr. nach Paris und 1837 als Botschaftsrat nach St. Petersburg wechselte. Mit der 1. Heirat ging er in Disponibilität und widmete sich der Verwaltung der über die Ehe in seinen Besitz gelangten Güter Steinabrunn und Glaswein im Weinviertel (1871 Übergabe an den Sohn). 1840 kehrte er als Gesandter in Kopenhagen in den aktiven Dienst zurück und wechselte im Dezember 1851 in gleicher Funktion nach Brüssel. Gleichzeitig mit seiner Abberufung von diesem Posten 1860 trat er wieder in Disponibilität und schied 1870 endgültig aus dem auswärtigen Dienst aus. Durch die 2. Heirat kam er in den Besitz der Herrschaft Poysbrunn-Falkenstein im Weinviertel (ab 1865 Fideikommiss). 1887–89 ließ er in Wien ein Palais errichten (Alleegasse, heute Argentinierstraße), das 1900 an die Industriellenfamilie Redlich v. Vežeg verkauft wurde (seit 1921 griech. Botschaft). Er war 1866 einer der Konzessionäre und bis zur Verstaatlichung 1884 Verw.R. der K. Franz Josephs-Bahn. V. saß 1861–70 als Verfassungstreuer für den nö. Großgrundbesitz im LT und im AH des RR. Im Dezember 1872 wurde er zunächst als Mitgl. auf Lebenszeit ins HH berufen, 1873 erhielt die Familie dort einen erbl. Sitz. Auch im HH schloss er sich der Verfassungspartei an. Daneben gehörte er von 1864 bis zu seinem Tod den Gmd.ausschüssen von Poysbrunn und Falkenstein an. Im AH engagierte er sich v. a. in Steuer- und Verkehrsangelegenheiten. So war er 1863–65 Obmann-Stellv. des Steuerreformausschusses und leitete mehrere Ausschüsse für Eisenbahnbauten und Schifffahrtsfragen. Auch im HH widmete sich V. bis 1879 überwiegend Finanz- und Eisenbahnfragen. Er war Mitgl. der Finanz-, Budget-, Volkswirtschafts- und Steuerreformkomm. und 1873–79 Obmann-Stellv. der Eisenbahnkomm. sowie Ber.erstatter mehrerer Finanzgesetze. Ab Juni 1872 als einer der beiden Vertreter des HH Mitgl. der Staatsschulden-Kontrollkomm., wurde er im Oktober 1879 zu deren Stellv. gewählt, legte aber noch am selben Tag diese Funktion und die Mitgl.schaft angesichts der geänderten Machtverhältnisse nach der Berufung des Kabinetts Taaffe zurück. I. d. F. nahm er, auch bedingt durch sein hohes Alter, kaum mehr aktiv am parlamentar. Leben teil. 1830 Kämmerer, 1852 Kommandeur des Leopold-Ordens, 1861 Erhebung in den Gf.stand, 1867 Geh. Rat. Sein Sohn Maximilian Alexander Gf. V. v. T. u. z. F. (geb. Wien, 21. 9. 1844; gest. ebd., 8. 2. 1900, begraben: Falkenstein), ab 1871 verheiratet mit Maria Constanze Gfn. V. v. T. u. z. F., geb. Gfn. Althann (geb. Miličowes, Böhmen / Milíčeves, CZ, 2. 9. 1851; gest. Wien, 26. 1. 1900), der Tochter des Herrschaftsbesitzers, Mitgl. des AH sowie später erbl. Mitgl. des HH Michael Karl Gf. Althann (geb. Linz, OÖ, 2. 5. 1801; gest. Cannes, F, 16. 5. 1881), übernahm nach der Heirat die Güter Steinabrunn und Glaswein sowie die böhm. Herrschaft Miličowes bei Jitschin, die als Mitgift seiner Frau in den Besitz der Familie kam. Er war 1878–84 als verfassungstreuer Großgrundbesitzer Mitgl. des nö. LT, übernahm 1897 den erbl. HH-Sitz der Familie und schloss sich der Mittelpartei an. Er wurde zwar in der kurzen 12. Session (März–Juni 1897) in die volkswirtschaftl. Komm. gewählt, trat aber ansonsten parlamentar. nicht hervor; 1869 Kämmerer, 1879 Ehrenritter des Malteser-Ordens. V.s Enkel Alexander Maximilian Gf. V. v. T. u. z. F. (geb. Wien, 25. 1. 1872; gest. Poysbrunn, 13. 4. 1932, begraben: Falkenstein), ab 1902 verheiratet mit der Bauerntochter Anna Wolf (geb. Poysbrunn, 11. 7. 1878; gest. Wien, 8. 4. 1953), leitete ab dem Tod des Großvaters 1896 das Fideikommiss Poysbrunn-Falkenstein. Nach dem Tod der Eltern 1900 war er auch Besitzer der Familiengüter (Verkauf des Wr. Palais 1900 und von Steinabrunn 1912), übernahm den erbl. HH-Sitz der Familie und stimmte im Sinne der Verfassungspartei. Auch er war Mitgl. der Gmd.ausschüsse von Poysbrunn und Falkenstein. Er trat weder gesellschaftl. noch polit. bes. hervor, bedingt wohl auch durch seine unstandesgemäße Eheschließung zwei Jahre nach der Geburt des ersten gem. Kindes. Während das Gut Poysbrunn-Falkenstein die älteste Tochter Marie (1900–1972) erbte, gingen die nach den Landreformen verbliebenen Tle. des böhm. Guts an die Tochter Eugenie, verheiratete Seutter v. Loetzen (1908–2001), die Schwiegertochter →Rüdiger Seutter v. Loetzens; 1898 Kämmerer.

L.: NFP, 12. 6. 1896; Adlgasser; E. Sieder, Österreichs Botschafter und Gesandte zwischen Wr. Kongress und Erstem Weltkrieg, phil. Diss. Wien, 1969, s. Reg.; F. Stubenvoll, Poysbrunn. Die Geschichte des Dorfes, seiner Herrschaft und seiner Pfarre, 1994; HHStA, Wien. – Maximilian Alexander V. v. T. u. z. F.: NWT, 8. 2. 1900 (Abendausg.); Adlgasser; Wr. Landwirthschaftl. Ztg. 50, 1900, S. 180 (B.), 182. – Alexander Maximilian V. v. T. u. z. F.: RP, 20. 4. 1932; Adlgasser; R. Sandgruber, Traumzeit für Millionäre, 2013, S. 457.
(F. Adlgasser)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 361f.
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