Všetička, Bohuslav Dimitrij Janovič (1893–1942), General und Widerstandskämpfer

Všetička Bohuslav Dimitrij Janovič, General und Widerstandskämpfer. Geb. Nachod, Böhmen (Náchod, CZ), 25. 9. 1893; gest. Berlin, Deutsches Reich (D), 19. 8. 1942 (hingerichtet); röm.-kath., nach 1915 orthodox. 1921–37 mit der russischen Balletttänzerin Klaudia Všetička, in 2. Ehe mit Milada Všetička verheiratet. – V. besuchte 1904–11 die militärischen Realschulen in Eisenstadt und Mährisch Weißkirchen und ab 1911 die Technische Militärakademie in Mödling. 1914 trat er als Leutnant in das Feldartillerieregiment Nr. 4 in Wien ein. Mit dieser Einheit nahm er zu Beginn des 1. Weltkriegs an der Ostfront u. a. an den Kämpfen bei Zamość, Komarów und Tomaszów teil. Im September 1914 geriet er bei Łówcza in der Nähe von Rawa Ruska in Gefangenschaft und wurde in einem Lager im sibirischen Krasnojarsk interniert. 1915 meldete er sich als Freiwilliger zu der sich formierenden tschechoslowakischen Brigade (1. Schützenregiment „Mistr Jan Hus“). In verschiedenen Artillerieeinheiten beteiligte er sich an den Kämpfen der Tschechoslowakischen Legionen in Sibirien. Nach erfolgreichen Kämpfen am Baikalsee wurde er 1918 zum Kapitän ernannt und kurz darauf zum Major befördert. Anfang Jänner 1919 bereits Oberstleutnant, wurde er zum Stabschef des tschechoslowakischen Armeekorps in Tscheljabinsk bestimmt, wobei er als Kommandant des 18. Schiffstransports „Präsident Grant“ fungierte. 1920 kehrte er im Rang eines Obersts in die Heimat zurück und hatte verschiedene Kommandofunktionen bei Artillerieverbänden inne. 1932–37 diente V. als Kommandant der Artillerie in Brünn, 1937–39 als Artilleriedivisionskommandant in Trenčín. Im März 1939 wurde er Mitglied der militärischen Widerstandsorganisation Obrana národa (Verteidigung der Nation) und übernahm die Funktion des Befehlshabers der militärischen Landeskommandantur Mähren. Aktiv beteiligte er sich an einem Plan zum Einsatz von bakteriologischen Waffen gegen die Besatzer. Nachdem es V. gelungen war, mehreren Verhaftungswellen zu entkommen, nahm ihn die Gestapo Ende Februar 1940 in Brünn fest, inhaftierte ihn zunächst in Breslau und später in der Strafanstalt Moabit in Berlin. Schließlich wurde er im Gefängnis Plötzensee hingerichtet. V. erhielt u. a. 1919 den Falken-Orden mit Schwertern (Štefáník-Orden), im selben Jahr den kaiserlichen russischen St. Annen-Orden II. Klasse mit Schwert sowie den britischen Distinguished Service Order.

L.: Český biografický slovník 3, 1999; M. A. Fryščok, B. V., 2001; J. Fidler – V. Sluka, Encyklopedie branné moci Republiky československé 1920–38, 2006; Přehled popravených, umučených a padlých československých generálů (mit Bild, online, Zugriff 19. 1. 2017); KA, Wien; Vojenský ústřední archiv – Vojenský historický archiv, Praha, CZ.
(V. Kessler)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)