Vujanovski (Vujanovszky), Stefan (István) (1737–1829), Pädagoge und Politiker

Vujanovski (Vujanovszky) Stefan (István), Pädagoge und Politiker. Geb. Brdjani (Brđani Cesta, HR), 1737; gest. Neusatz, Ungarn (Novi Sad, SRB), 19. 1. 1829. Sohn eines Grenzsoldaten. – Nach Besuch der Pokrovo-Bogorodičina škola in Karlowitz, in die V. erst 22-jährig eintrat und wo er Schüler des bedeutenden serb. Gelehrten Jovan Rajić war, wirkte er für kurze Zeit als Lehrer in Vukovar. Anschließend stud. er am evang. Lyceum in Ödenburg Phil. und ab 1769/70 Jus in Wien. Dort absolv. er außerdem 1776 einen sog. Normalkurs bei dem Schulreformer Johann Ignaz v. Felbiger. Nach dem Stud.abschluss (nicht nachweisbar) unternahm V. eine Reise über Dtld. und Polen nach Russland. 1778 wurde er zum Dir. der serb. Volksschulen des Schuldistrikts Agram mit Amtssitz in Esseg ernannt. Als Schulinsp. und Verantwortlicher für den Distrikt Agram war V. im Zuge der Theresian. Reform des Schulwesens maßgebl. an deren Implementierung sowie der Gründung und Organisation ref., an den Methoden Felbigers orientierter, serb.-orthodoxer Bürgerschulen beteiligt. 1780/81 organisierte er Kurse zum Erhalt der Lehrbefugnis an Schulen der serb. Glaubensgemeinschaft. V. fungierte zudem als Gerichtstafelbeisitzer mehrerer Gespanschaften. Weiters unterstützte er den serb. Philosophen und Schriftsteller Emanuilo Janković in dessen Bemühungen um die Gründung der ersten serb. Druckerei in Neusatz. Nach seiner Pensionierung 1811 lebte V. bis zu seinem Tod in Neusatz. Gefördert wurde er vom Karlowitzer Metropoliten Vićentije Jovanović Vidak, dem er sein bedeutendstes Werk, die 1772 in Wien veröff. erste dt. Grammatik in slawenoserb. Sprache widmete („Njemeckaja grammatika … v polzu serbskih djetej na slavenoserbskom jazyke …“, 1772). Dieses v. a. an der Sprachlehre Johann Christoph Gottscheds orientierte Lehrbuch enthält neben einem grammatikal. Tl. ein Wörterbuch mit rund 4.500 Einträgen sowie elf Gespräche zu verschiedenen Themen als Musterdialoge für den Sprachgebrauch. Darüber hinaus verf. V. eine Grammatik des Altkirchenslaw., die nur als unveröff. Ms. erhalten ist. 1777 gab V. ein Hdb. der Arithmetik in slawenoserb. und dt. Sprache heraus, das mehrmals aufgelegt wurde („Rukovodstvije ko aritmetiki“, dt. „Handbuch der Arithmetik“). Aus dem Russ. übers. er eine kurze Kirchengeschichte („Kratkaja svjaščennaja istorija cerkve“, 1793). V. war Mitgl. der Freimaurerloge Nagyszívűség in Ofen. 1792 erfolgte seine Erhebung in den ung. Adelsstand.

Weitere W.: Rukovodstvo k pravoglagolaniju i pravopisaniju, 1793.
L.: Wurzbach; S. K. Kostić, in: Godišnjak Filozofskog fak. u Novom Sadu 14, 1971, S. 503ff.; Ph. Adler, in: Slavic Review 33, 1974, S. 23ff.; Jugoslovenski književni leks., 2. Aufl. 1984; S. Žepić, in: Internationale Arbeiten zum österr. Dt. und seinen nachbarsprachl. Bezügen, ed. R. Muhr, 1993, S. 79ff.; Srpski biografski rečnik 2, 2006; V. Simić, in: Aufklärung und Kulturtransfer in Mittel- und Osteuropa, ed. I. M. DʼAprile – A. Pufelska, 2009, S. 135ff.; N. Ninković, in: Godišnjak Filozofskog fak. u Novom Sadu 36, 2011, S. 59ff.; UA, Wien.
(K. Manojlovic)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 366f.
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