Vukotinović (Farkas-Vukotinović), Ljudevit (Ludwig) von; bis 1840 Farkas (1813–1893), Naturwissenschaftler, Politiker, Jurist und Schriftsteller

Vukotinović (Farkas-Vukotinović) Ljudevit (Ludwig) von, bis 1841 Farkas, Naturwissenschaftler, Politiker, Jurist und Schriftsteller. Geb. Agram (Zagreb, HR), 13. 1. 1813; gest. ebd., 17. 3. 1893; röm.-kath. Sohn des Großgrundbesitzers Emmerich v. Farkas (1783–1865) und der Amalia v. Farkas, geb. Petrovich (geb. 1790). – Nach Besuch der Gymn. in Agram und Großkanizsa absolv. V. die phil. Jgg. in Steinamanger und begann 1830 ein Rechtsstud. in Agram, das er 1832 in Pressburg abschloss. Nach Beendigung der prakt. jurist. Ausbildung in Agram erfolgte 1836 die Advokatenprüfung und Ernennung zum Vizenotar des Kom. Bjelovar-Križevci. 1840 in diesem Kom. zum Oberstuhlrichter ernannt, diente er 1848–50 als Hptm. bzw. Mjr. in der kroat. Nationalgarde. 1850 Präs. des prov. Landesgerichts in Križevci, musste V. 1854 im Neoabsolutismus zurücktreten, da er die Verwendung der dt. Amtssprache verweigerte. Nach der Wiederherstellung der Verfassung durch das Oktoberdiplom 1860 wurde er 1861 zum Obergespan des Kom. Križevci ernannt. Da es V. 1867 ablehnte, die Wehrpflicht zu proklamieren, wurde er in dieser Funktion abgesetzt. 1868 zunächst als Vertreter der oppositionellen Nationalpartei in den LT gewählt, verließ er die Politik und den Staatsdienst mit dem Ausscheiden der Nationalen aus dem LT jedoch bald gänzl. I. d. F. widmete er sich seinen naturwiss. Stud. und wirkte als Wiss.organisator sowie als Berater der Regierung in polit. und wirtschaftl. Fragen. Abgesehen von seinen polit.-jurid. Tätigkeiten war V. als Schriftsteller wie auch als Geologe und Botaniker von Bedeutung. Auf literar. Gebiet war er als Wegbereiter der Illyr. Bewegung anerkannt, seine „Pěsme i pripovědke“ (1838) gelten als eine der ersten Buchveröff. der illyrist. Literatur. In seinem programmat. Aufsatz „Ilirisam i Kroatisam“ (in: Kolo 2, 1842) grenzte er den kulturellen Illyrismus vom politischen Kroatismus der Nationalpartei ab. Mit der Übernahme der Gattungen Ballade, hist. Novelle und Feuilleton leistete er Bedeutendes für die moderne kroat. Literatur. Ebenso gründete er mit →Stanko Vraz 1842 die Literaturz. „Kolo. Članci za literaturu, umjetnosti i narodni život“. Während des Neoabsolutismus zu polit. Passivität verurteilt, wirkte V. am kroat. National-Mus., dem heutigen Hrvatski prirodoslovni muz., 1855–62 als interimist. Kustos und fungierte 1855–57 als Sekr. und Red. der Kroat.-Slawon. Landwirtschafts-Ges. Bereits ab etwa 1839 an mineralog. und geognost. Fragestellungen interessiert, verf. er hierzu einige Aufsätze, wie „Geognostische Skizze vom Warasdiner Teplitz in Croatien“ (in: Jb. der k. k. geolog. Reichsanstalt 3, 1852), „Das Lika- und Krbava-Thal in Militär-Croatien“ (in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl. 25, 1857) und „Die Plitvica-Seen in der oberen Militärgrenze in Kroatien“ (ebd. 33, 1859). Mit →Josip Schlosser v. Klekovski, der ihn in das Stud. der Botanik eingeführt hatte, bereiste V. 1853 und 1856 Kroatien. Ergebnisse dieser Untersuchungen publ. er tw. gem. mit Schlosser v. Klekovski, wie beispielsweise „Naturhistorische Wanderungen durch einige Gegenden Nord-Croatiens im Jahre 1853“ (in: Österr. botan. Wochenbl. 4, 1854), teils auch allein, z. B. „Ein dubioses Hieracium aus der Flora Croatiens“ (ebd. 3, 1853) und „Schlosseria heterophylla Vukot.“ (ebd. 7, 1857). In einigen Publ., wie „Ueber die Formen der Blätter und die Anwendung der naturhistorischen Methode auf die Phytographie“ (in: Linnaea 26, 1853), „Die Botanik nach dem naturhistorischen Sistem“ (1855) und „Hieracia croatica in seriem naturalem disposita“ (1858) versuchte er die naturhist. Methode von →Friederich Mohs auf die Botanik anzuwenden. Gem. mit Schlosser v. Klekovski legte er 1857 mit „Syllabus florae Croaticae, additis descriptionibus specierum novarum“ die erste Flora von Kroatien vor, der dann 1869 mit der umfangreichen „Flora Croatica“ (gem. mit Schlosser v. Klekovski) V.ʼ botan. Hauptwerk folgte. 1883 widmete er sich mit „Formae Quercuum Croaticarum in ditione Zagrabiensi provenientes“ noch diversen Eichen-Sippen Kroatiens. V. war u. a. ab 1853 Mitgl. des Zoolog.-botan. Ver. in Wien, ab 1854 Korrespondent der Geolog. Reichsanstalt in Wien und ab 1867 o. Mitgl. der Südslaw. Akad. der Wiss. und Künste in Agram. 1873 wurde ihm der Orden der Eisernen Krone III. Kl. verliehen. Nach ihm wurden u. a. 1884 die Rosa vukotinovicii, 1889 der Quercus vukotinovicii und 1901 eine Flockenblume Centaurea vukotinovicii benannt.

Weitere W.: s. Knapp; Torbar; Steinbach; Šojat, 1965.
L.: NFP, 3. 11. 1873; Biograph. Lex. Südosteuropas; Stafleu; Wurzbach; J. A. Knapp, in: Österr. botan. Z. 29, 1879, S. 1ff. (m. B. u. W.); Österr. botan. Z. 43, 1893, S. 152; J. Torbar, in: Ljetopis Jugoslavenske akad. znanosti i umjetnosti 12, 1898, S. 120ff. (m. W.); M. Grlović – S. Kovačević, Album zaslužnih Hrvata 2, 1900 (m. B.); Botanik und Zool. in Österr. in den Jahren 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; O. Šojat, in: Historijski zbornik 9, 1956, S. 31ff.; Kleine slav. Biographie, 1958; R. Steinbach, Österr. Botaniker des 19. Jh., die nicht an Hochschulen wirkten, 1959, S. 143ff. (m. W.); O. Šojat, in: Rad JAZU 338, 1965, S. 259ff. (m. W.); J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965; I. Frangeš, Geschichte der kroat. Literatur, 1995, s. Reg.; J. Balabanić, L. Farkaš V. Na iskonima moderne Hrvatske – at the springs of modern Croatia, 2005; Crkva Svetoga Marka, Crkva Svete Marije na Dolcu, beide Zagreb, HR.
(B. Mitić – M. Svojtka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 368f.
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