Vychodil (Wychodil), Pavel (Julius) (1862–1938), Geistlicher, Theologe und Publizist

Vychodil (Wychodil) Pavel (Julius) OSB, Geistlicher, Theologe und Publizist. Geb. Přemyslowitz, Mähren (Přemyslovice, CZ), 18. 4. 1862; gest. Brünn, Tschechoslowakei (Brno, CZ), 6. 4. 1938 (begraben: Rajhrad, CZ); röm.-kath. Sohn des Bauern Thomas Wychodil und dessen Frau Mariana Wychodil, geb. Marek. – V. besuchte das Gymn. und das erzbischöfl. Knabenseminar in Kremsier und trat nach der Matura (1881) im Stift Raigern in den Benediktinerorden ein. Er stud. Theol. in Salzburg, kehrte 1884 jedoch nach Mähren zurück und setzte seine Stud. in Brünn, u. a. bei →Josef Pospíšil, fort; 1890 Dr. theol. in Salzburg. 1885 legte V. die Ordensgelübde ab, ein Jahr später wurde er zum Priester geweiht. I. d. F. war er als Lektor an der theol. Lehranstalt in Raigern und ab 1888 als Novizenmeister tätig. V. wurde vom Orden mit der Reform von dessen Presse- und Verlagswesen beauftragt und fungierte 1885–95 als Red. der angesehenen und intellektuell anspruchsvollen Z. „Hlídka literární“ (1896–1938 als „Hlídka“ weitergeführt), für die er zahlreiche Besprechungen belletrist. und wiss. Literatur verf. Ab 1896 leitete er den ordenseigenen Verlag Papežská knihtiskárna benediktinů rajhradských in Brünn (ab 1918 Občanská knihtiskárna), einen der einflussreichsten tschech.sprachigen kirchl. Verlage der Zeit, der eine wichtige volksbildner. Funktion erfüllte. V., der inzwischen nach Brünn gezogen war, nahm aktiv am tschech. gesellschaftl. Leben der Stadt teil (u. a. Vors. der Genossenschaft Obchodní zádruha, Mitgl. zahlreicher Wohltätigkeitsver., Vortragstätigkeit im Frauenver. Vesna). Berufungen an die theol. Fak. der Prager bzw. Krakauer Univ. lehnte er ab. Seine fachschriftsteller. Tätigkeit hängt eng mit seiner Prägung durch den Neuthomismus zusammen. V.s Interesse für Poetik fand seinen Niederschlag im poetolog. und ästhet. Hdb. „Poetika“ (4 Bde., 1890–97). Seine eth. Vorstellungen, die von der kirchl. Moral beinflusst sind, jedoch auch eine gewisse Toleranz gegenüber anderen Meinungen zeigen, formulierte er in „Básnictví a mravouka“ (1897). V. ist v. a. als Biograph und Hrsg. mähr. kath. Schriftsteller und Kulturschaffender bekannt („František Sušil“, 1898; „Václav Kosmák“, 1916; „Karel Křen“, 1927; „Josef Pospíšil“, 1928). Als Theologe beschäftigte er sich apologet. mit christl. Moral („Apologie křesťanství“, 2 Bde., 1893–97) und bes. mit thomist. Theol. Er übers. auch mehrere Werke von Aristoteles ins Tschech. und kommentierte diese („O básnictví“, 1884, 2. Aufl. 1892; „O duši“, 1885, 2. Aufl. 1914; „Ethika Nikomachova“, 1888; „Politika“, 1895; „Kategorie“, 1918). V. war ab 1896 k. M. der I. Kl. der Böhm. K. Franz Joseph-Akad. für Wiss., Literatur und Kunst.

Weitere W. (s. auch Uhl; Tvrdý): Důkazy jsoucnosti Boží a dějiny jejich, 1889; K teologii Aristotelově, 1917. – Ed.: Z doby Sušilovy. Sbírka dopisů, (1917).
L.: Lidové noviny, 8. 4. 1938; Lidová demokracie, 18. 4. 1972, 13. 3., 16. 4. 1992; LČL; Masaryk; Otto, Erg.Bd.; Museum 69, 1937/38, S. 117f.; V. Bitnar, in: Hlídka, 1938, S. 117ff. (m. B.); V. Groh, in: Časopis Matice Moravské 62, 1938, S. 412f.; Listy filologické 65, 1938, S. 240f.; Vlast 52, 1938, S. 93f.; K. Uhl, Památce Dr. P. V., 1938 (m. B. u. W.); J. Tvrdý, J. P. V., 1940 (m. B. u. W.); A. Pražák, in: Naše věda 20, 1941, S. 315f.; M. C. Putna, Česká katolická literatura v evropském kontextu 1848–1918, 1998, s. Reg.; M. Šmíd, in: Teologie & Společnost 12, 2006, Nr. 3, S. 19ff.; J. Kubíček – M. Papírník, Papežská knihtiskárna benediktinů rajhradských v Brně 1881–1918, 2012, s. Reg. (m. B.); UA, Salzburg, Sbg.; Pfarre Přemyslovice, CZ.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 374
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