Vymazal, František (Franz); Ps. Aug. Schneid, Prokop Silný, Otto Schriede (1841–1917), Philologe und Publizist

Vymazal František (Franz), Ps. Aug. Schneid, Prokop Silný, Otto Schriede, Philologe und Publizist. Geb. Topolan, Mähren (Topolany, CZ), 6. 11. 1841; gest. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 6. 4. 1917 (Unfall). Sohn eines Bauern. – Nach der Hauptschule in Wischau besuchte der verwaiste V. 1856–63 das Gymn. in Brünn, das er jedoch nicht beendete, und hörte danach Vorlesungen in Mathematik an der Brünner Techn. Lehranstalt, jedoch ebenfalls ohne Abschluss. Schon als Gymnasiast schrieb er Beitrr. für die Z. „Moravská orlice“, deren Feuilletonist und Korrektor (1873–75) er später war. Mit →Karel Klíč gab er 1866–68 die humorist. Z. „Veselé listy“ heraus und war kurzzeitig auch als Red. weiterer Brünner Z. wie „Beseda“ und „Koleda“ tätig. 1875–1903 wirkte er als Korrektor bei der Druckerei Moravská akciová tiskárna und war beeideter Übers. aus dem Russ. beim Oberlandesgericht in Brünn. Ohne Erfolg bemühte V. sich in Nachfolge des verstorbenen →Alois Vojtěch Šembera um die Stelle als Tschech.lektor an der Wr. Univ. Er unterhielt Briefwechsel mit Schriftstellern, u. a. →Josef Svatopluk Machar, Jaroslav Vrchlický (→Emil Frida), und v. a. Sprachwiss. seiner Zeit (Michal Hórnik, →Jan Gebauer, →Vatroslav v. Jagić, August Leskien, Hermann Paul, Josef Zubatý). Mit der Geschichte der slaw. und litauischen Philol. beschäftigte er sich in „Počátky slovanštiny (devíti řečí slovanských) a litevštiny“ (3 Bde., 1882–85). Unter sehr bescheidenen Verhältnissen und zurückgezogen lebend, erstellte V., der aktiv zehn, passiv insgesamt 28 Sprachen beherrschte und deswegen als tschech. bzw. Brünner Diogenes bezeichnet wurde, zahlreiche Lehrbehelfe zum Fremdsprachenunterricht von innovativer Methodik und großer Bandbreite (u. a. für Altkirchenslaw., Romanes, Hebr., einige balt. und skandinav. Sprachen, Esperanto, Volapük); mehrere davon erschienen auf Dt. (u. a. Lehrbücher für Tschech.). Von Bedeutung sind seine zweiteilige kommentierte Anthol. slaw. Poesie („Slovanská poezije“, 1874–79) und Übers. russ. Märchen (u. a. von Alexander Afanassjew) sowie im großen Umfang populärer hist. und antiklerikaler Lektüre aus dem Dt. (→Moritz Bermann, Luise Mühlbach, →Theodor Scheibe). In seinen eigenen Smlgg. („Zrnka“, 1896, mehrere Aufl.) von Aphorismen, Sentenzen, Epigrammen, Kritiken und Pamphleten nahm er mit originellem Sinn für Sprachkritik Bürokratie, das Niveau im Journalismus, Kunst und Religion, aber auch soziale und nationale Verhältnisse seiner Zeit aufs Korn. Seine unveröff. gebliebenen Memoiren, in der Sekundärliteratur mehrmals erwähnt, gelten heute als verschollen.

Weitere W.: Ruský slabikář, 1868; Erster Selbstunterricht in der Trigonometrie …, 1873; Die Kunst die bulgar. Sprache leicht und schnell zu erlernen, 1887; Der böhm. Einpauker für bequeme Herren, 1892; Maďarsky snadno a rychle, 1896; Čech s Francouzem rozmlouvající, 1902; Engl. für jedermann, 1909; Úvod do latiny, 1917. – Nachlass: Moravský zemský archiv v Brně, Brno, CZ.
L.: Lidové noviny, 6., Národní listy, 7., Venkov, 10., Neuigkeits-Welt-Bl., 12. 4. 1917; LČL; Wurzbach; Zvon 17, 1916/17, S. 420; Zlatá Praha 34, 1916/17, S. 347; Český svět 13, 1916/17, Nr. 33, S. 9 (m. B.); Časopis Matice moravské 41–42, 1917–18, S. 538ff.; J. Červený, F. V. Život, snahy a dílo polyglota malého národa, 1937; P. Váša, in: Sovětská vlastivěda 4, 1954, S. 438ff.; A. Gregor, in: Vlastivědný věstník moravský 14, 1959, S. 127ff.; O. Bláha, in: Acta Univ. Palackianae Olomucensis Fac. Philosophica Moravica 2, 2004, S. 89ff.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 376
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