Wacek (Vacek), Wilhelm (Vilém) (1864–1944), Militärkapellmeister und Komponist

Wacek (Vacek) Wilhelm (Vilém), Militärkapellmeister und Komponist. Geb. Soběslau, Böhmen (Soběslav, CZ), 28. 10. 1864; gest. Wien, 17. 12. 1944; röm.-kath. Sohn des Lehrers und Chordirigenten Ignatz (Hynek) W. (Vacek) (1830–1898) und dessen Frau Marie, Vater des Kapellmeisters, Komponisten und Musikpädagogen Otto W. (1893–1983); verheiratet mit Emilie W., geb. Blechinger. – W. stud. am Prager Konservatorium 1879–82 Violine bei Anton Bennewitz und Theorie bei Josef Bohuslav Foerster. 1882 rückte er als Geiger zum IR Nr. 73 ein, wo er es bis zum Feldwebel brachte, und erhielt 1886 eine Stelle als Stadtkapellmeister in Brixen. Mit Jahresbeginn 1894 wurde W. trotz höher qualifizierter Bewerber (u. a. →Franz Lehár) durch Fürsprache des Korpskmdt. von Wien →Anton Frh. v. Schönfeld als Nachfolger von Carl Michael Ziehrer Militärkapellmeister beim IR Nr. 4 („Hoch- und Deutschmeister“). Diese Position hatte er bis zum Ende der Monarchie inne. Das Rgt. war die meiste Zeit in Wien stationiert, lag 1893–96 aber in Iglau sowie 1900–04 in Mostar in Garnison. Während des Aufenthalts in Iglau fuhr die Kapelle mehrmals wöchentl. zum Konzertieren nach Wien. Für das Rgt.jubiläum 1896 (200 Jahre „Hoch- und Deutschmeister“) schrieb W. die „Deutschmeister-Lieder“, eine musikal. Rgt.geschichte; zur Einweihung des Deutschmeister-Denkmals 1906 in Wien auf dem Deutschmeister-Platz entstand sein „Deutschmeister-Denkmal-Marsch“. 1910 unternahm die Kapelle auf Einladung des Großindustriellen →Arthur Krupp eine ausgedehnte Südamerika-Tournee, woraufhin W. dem Mäzen dieser Reise den „Krupp-Marsch“ widmete. Neben den militär. Verpflichtungen absolv. die Militärmusik jährl. mehrere hundert Auftritte (Unterhaltungskonzerte, Tanzveranstaltungen) bei privaten Auftraggebern in Wien, teils bis zu vier Termine gleichzeitig in geteilten Besetzungen, was Kapellmeister W., der an den Auftrittsgagen beteiligt war, ein beträchtl. Zusatzeinkommen ermöglichte. Während des 1. Weltkriegs diente die reguläre Musikkapelle im Feld. W. blieb jedoch mit den Musikern des „Ersatzbataillons“ die meiste Zeit in Wien zurück. Um einer Einberufung in die Kriegsgebiete zu entgehen, meldeten sich viele hervorragende Musiker zur Deutschmeister-Ersatzmusik. Dadurch erreichte W.s Kapelle ein so hohes Niveau, dass man von den „Philharmonikern in Uniform“ sprach. 1915 schrieb er anlässl. der Erstürmung russ. Stellungen auf der Höhe Gora Sokal am Bug den „Sokal-Deutschmeister-Marsch“. Nach dem Ende der Monarchie trat er bis in die 1930er-Jahre gelegentl. als Dirigent auf und leitete auch eine aus ehemaligen Militärmusikern gebildete zivile Deutschmeister-Kapelle, mit der er u. a. 1928 eine erfolgreiche Konzertreise nach Dtld. unternahm. Gem. mit seinem Sohn dirigierte er Unterhaltungskonzerte im Wr. Volksgarten, 1940–42 leitete er auch die Wr. Philharmoniker bei Konzerten u. a. im Großen Saal des Wr. Musikver. Viele Kompositionen W.s stehen im Zusammenhang mit den Deutschmeistern, u. a. schrieb er für alle Rgt.kmdt., die v. a. während des 1. Weltkriegs rasch wechselten, einen eigenen Marsch; auch dem Rgt.inhaber („Erzherzog Eugen-Marsch“) und dem Militärkmdt. von Wien („Freiherr von Kirchbach-Marsch“) eignete er Werke zu. 1917 erhielt W. als erster österr. Militärkapellmeister das Rit-terkreuz des Franz Joseph-Ordens.

L.: oeml; W. Suppan – R. Stanek, in: Österreichische Blasmusik 18, 1970, H. 8, S. 6f.; Th. Antonicek – U. Arnold, in: 800 Jahre Dt. Orden, ed. U. Arnold, Nürnberg 1990, S. 294ff. (Kat., m. B.); F. Anzenberger, in: 300 Jahre Rgt. „Hoch- und Deutschmeister“, 2. Aufl. 1999, S. 92ff.; Symposiumsber. Symposium zur Musik der „Hoch- und Deutschmeister“ in der Donaumonarchie, ed. F. Anzenberger, 2016, passim (m. B.); KA, WStLA, beide Wien; Pfarre Soběslav, CZ.
(F. Anzenberger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 379f.
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