Wächter, Josef Karl Frh. von (1866–1949), General und Politiker

Wächter Josef Karl Frh. von, General und Politiker. Geb. Hawran, Böhmen (Havraň, CZ), 29. 12. 1866; gest. Wien, 31. 10. 1949; röm.-kath. Sohn eines Gutsbesitzers, Vater von →Otto Frh. v. W.; ab 1897 mit Martha Freifrau v. W., geb. Pfob, verheiratet. – W. absolv. die Oberrealschule in Prag und rückte 1883 als Einjährig-Freiwilliger zum Feldjägerbaon. Nr. 2 ein; 1884 Lt. der Res. Danach stud. er zwei Semester am dt. Polytechnikum in Prag sowie anschließend acht Semester an der Univ. Bonn und an der landwirtschaftl. Fak. in Halle. Ende 1888 wurde er zur Probedienstleistung für die Aktivierung zum IR Nr. 35 einberufen und als Berufsoff. übernommen. Nach Verwendung als Proviantoff. und Trainmaterialverwalter wurde er dem bosn.-herzegowin. Inf.baon. Nr. 8 zugeteilt. Ab Anfang 1894 versah er seinen Dienst beim bosn.-herzegowin. Inf.baon. Nr. 4 in Wien und Mostar als Baon.-Waffenoff., als Baon.adj. bzw. als interimist. Komp.kmdt. Mit seiner Beförderung zum Hptm. erfolgte Anfang Mai 1901 seine Einteilung als Kmdt. der 15. Feldkomp. In den Jahren nach 1909 bewährte sich W. v. a. als Kmdt. der Einjährig-Freiwilligenschule des Rgt. in Triest. Im November 1912 wurde er zum Mjr. befördert und zum Kmdt. des II. Baon. des IR Nr. 88 in Budweis ernannt. Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs erfolgte die Verlegung des Verbands auf den nördl. Kriegsschauplatz. W. erwies sich in den folgenden schweren Kämpfen gegen Russland rasch als herausragender Truppenoff. Ende Jänner 1915 übernahm er als Kmdt. das IR Nr. 88, dessen Führung er ununterbrochen bis Kriegsende innehatte. In den Gefechten in Galizien bei Brzeżany im September 1916 und bei Koniuchy im Juli 1917 zeichnete er sich durch schnelle Entschlussfassung und persönl. Tapferkeit bes. aus; Anfang Oktober 1917 Obst. Zur Vorbereitung auf die 12. Isonzoschlacht wurde auch das IR Nr. 88 an die Südwestfront gegen Italien verlegt und nach dem Vormarsch bis zum Piave bis Kriegsende im Suganatal eingesetzt. Kurz nach seiner Rückkehr nach Wien wurde W. im Februar 1919 mit dem prov. Kmdo. des Schützenrgt. Nr. 1 betraut. Anfang Mai wurde er der Heimkehrergruppe des Landesbefehlshabers in Wien zugeteilt, deren Leitung er Ende Juni übernahm. Bereits im September erfolgte seine Versetzung i. d. R. Im Juli 1921 wurde W. als Parteiloser unter Zustimmung aller Parteien zum Bundesminister für Heerwesen in der Regierung Schober ernannt. Ende Dezember GM, bekleidete W. das Ministeramt bis zum Ende der Regierung Schober II im Mai 1922. Drei Wochen später wurde er als GM der Res. mit der Aufstellung des Heeresinspektorats betraut. Diese Aufgabe endete im Oktober, wenige Tage später wurde er zum Gen. ernannt. 1915 erhielt er das Ritterkreuz des Leopold-Ordens mit den Schwertern, 1917 den Orden der Eisernen Krone II. Kl. sowie das Ritterkreuz des MMTO; 1918 erfolgte seine Erhebung in den Adelsstand. Aus Anlass des 25. Jahrestags des Weltkriegsbeginns und der Schlacht von Tannenberg im August 1939 wurde W. seitens der dt. Wehrmacht der Charakter eines Gen.lt. verliehen.

L.: WZ, 8. 10. 1921; NFP, 4. 11. 1949; O. Hofmann – G. Hubka, Der MMTO, 1943, S. 338; L. Jedlicka, Ein Heer im Schatten der Parteien, 1955, S. 14, 57; W. Kuderna, in: MÖStA 43, 1993, S. 148ff.; AdR, KA, beide Wien.
(G. Artl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 392
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