Wagner, Heinrich (1835–1894), Politiker, Bankier und Mäzen

Wagner Heinrich, Politiker, Bankier und Mäzen. Geb. Kuty, Galizien (UA), 16. 12. 1835; gest. Wien, 19. 5. 1894; mos. Sohn des Arztes Osias W., Neffe des Kaufmanns Markus Zuker (gest. 1866). – W. maturierte am Obergymn. in Czernowitz und begann 1852 ein Med.stud. in Wien, das er 1856 jedoch abbrach. Nach zwischenzeitl. Tätigkeit bei der Südbahn trat er 1865 als Prokurist in die Handelsfa. seines Onkels ein. Nach dessen Tod übernahm er schrittweise die Fa., der er ab 1871 als Mitges. angehörte; ab 1891 Alleineigentümer. Seine fortan wachsende Bedeutung für das Wirtschaftsleben in Czernowitz zeigte sich in den zahlreichen von ihm übernommenen Funktionen (Sparkassendir., Börsenrat, Handelsgerichtsbeisitzer, Verw.R. der Bukowinaer Bierbrauerei-AG u. a.) und polit. Ämtern (ab 1871 Kultus- und ab 1872 Gmd.rat). 1878 wurde W. von der Czernowitzer HGK in seiner Funktion als Vizepräs. in den RR entsandt. Bei den folgenden RR-Wahlen von 1885 und 1891 errang er das Mandat des Städtewahlkreises Czernowitz, welches er bis zu seinem Lebensende innehatte. In seinen 16 Jahren als Parlamentarier gehörte er stets den Liberalen an, die sich 1881 als Vereinigte Linke in Opposition zum Kabinett Taaffe formierten. Als resoluter Anhänger eines auf Reichseinheit, Staatsmacht und Völkerverständigung basierenden „altösterreichischen“ Liberalismus schloss er sich 1885 dem Dt.-Österr. Klub an (ab 1888 Vereinigte Dt. Linke). Sachl. setzte er sich als Mandatar vorwiegend für wirtschaftl. Belange ein, etwa in den Bereichen Gewerberecht, Steuerreform und Versicherungswesen. Bleibende Verdienste erwarb sich W. als Mäzen, insbes. zugunsten der großen Reformsynagoge von Czernowitz, deren Fertigstellung 1878 durch seine Großspende ermöglicht wurde. Außerdem wirkte er als Förderer verschiedener wohltätiger Organisationen, etwa in der Armenfürsorge, der Erhaltung des Czernowitzer Waisenhauses und der Unterstützung minderbemittelter Studenten.

L.: WZ, 26. 9. 1865; Bukowinaer Rundschau, 30. 12. 1886, 20. 5. 1894; Bukowiner Post, 20. 5. 1894; Adlgasser; H. Gold, Geschichte der Juden in der Bukowina 1, 1958, S. 60 (m. B.); F. Heymann, Le crépuscule des lieux, 2003; UA, Wien.
(H. Binder)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 406
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