Waigant, Bohumil (1885–1930), Architekt

Waigant Bohumil, Architekt. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 26. 1. 1885; gest. Hradec Králové, Tschechoslowakei (CZ), 17. 8. 1930. Sohn von Anton W. (geb. 1849) und dessen Frau Josefa W., geb. Swoboda, Bruder des Bildhauers Antonín W. (1880–1918). – Seine erste Ausbildung erhielt W. in der Werkstatt für dekorative Bildhauerei von Josef Pekárek und Karel Novák, danach setzte er seine Stud. an der Prager Kunstgewerbeschule in der Fachschule für Figural- und Ornamental-Modellierung bei →Stanislav Sucharda d. Ä. sowie in der Abt. für ornamentale Malerei von Karel Vítězslav Mašek fort. 1907 wechselte er ins Architekturatelier von →Jan Kotěra, dem er 1910 an die Prager ABK folgte und zu dessen besten Schülern er i. d. F. gehörte. Bereits 1908 beteiligte er sich an Kotěras Projekt für den Pavillon des Gewerbeschulwesens auf der Jubiläumsausst. der HGK in Prag. Jener beauftragte W. später mit der Bauleitung seiner Projekte, v. a. des Stadtmus. in Königgrätz (1909–12). Bis 1918 wirkte W. als leitende Kraft in den Büros seines Lehrers in Prag, Pilsen und Königgrätz. Noch vor dem 1. Weltkrieg verwirklichte er nach eigenen Plänen mehrere Zinshäuser sowohl in Königgrätz als auch in Prag, für die die markante Plastizität des Bauvolumens charakterist. ist (Prag-Kgl. Weinberge, 1909; Königgrätz, Haus Juliš, 1908–10, Haus Carda, 1910–11), 1913 näherte er sich dem modernen Klassizismus an (Wohnhaus in Königgrätz). Nach dem Krieg wurde W. Prof. an der neugegr. staatl. Baugewerkschule in Prešov und entwarf einige Bauten in der Ostslowakei und der Karpatenukraine. 1929 wechselte er an die Státní průmyslová škola in Hradec Králové, wo er bis zu seinem Tod lehrte. Seine letzten Werke zeichnen sich durch einen eigenen Stil aus, der sich dem klassizisierenden Rationalismus annähert (Mehrfamilienhaus des Baumeisters Josef Jihlavec, 1928, Villa Václav Tesař, 1929, beide Hradec Králové). Bei der Gliederung der Fassade verwendete er oft skulpturale Arbeiten, die tw. von seinem Bruder Antonín geschaffen wurden. Weiters beschäftigte er sich mit Entwürfen für Interieurs sowie Grab- und Denkmälern. W.s gesamtes Schaffen zeichnet sich durch eine originelle Behandlung der Formen sowie ein durchdachtes Konzept aus. Ab 1913 war er Mitgl. des Künstlerver. S. V. U. Mánes.

Weitere W.: s. Soppe.
L.: Národní listy, 20. 8. 1930; Masaryk; Toman; K. Herain, in: Umění 3, 1930, S. 344f., 355f.; Z. Wirth, ebd., S. 476; J. E. Svoboda, ebd. 42, 1994, S. 474ff.; Nová enc. českého výtvarného umění 2, ed. A. Horová, 1995; S. Soppe, in: Královéhradecko 7, 2010, S. 369ff. (m. B. u. W.); archiweb (Zugriff 10. 1. 2016).
(V. Laštovičková)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 426f.
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