Walcher-Uysdal, Rudolf Ritter von (1840–1917), Erfinder und Beamter

Walcher-Uysdal Rudolf Ritter von, Erfinder und Beamter. Geb. Wien, 17. 4. 1840; gest. ebd., 11. 7. 1917; röm.-kath. Sohn des 1866 nob. Vorstands der Zivilkanzlei der Erzhg. →Karl und →Albrecht HR Ferdinand v. W.-U. (gest. 4. 12. 1873); verheiratet mit Anna (Hanka) v. W.-U., geb. Freiin v. Beeß-Chrostin, verwitweter Gfn. Danneskjold Samsöe und wiederverwitweter Gfn. Coronini-Cronberg (geb. um 1848; gest. 1901), die u. a. den Marsch und gleichnamigen Walzer „Numero 100!“ sowie die Ballade „Gothentreue“ komponierte. – W. soll die landwirtschaftl. Akad. in Ung. Altenburg und das polytechn. Inst. in Wien besucht haben (nicht nachgewiesen). 1862 trat er in den Dienst der erzherzogl. Kammer Teschen, wurde zehn Jahre später Dir. der erzherzogl. Herrschaft Saybusch in Galizien und nach etwa zwei weiteren Jahren erzherzogl. Kameraldir. in Teschen. Als solcher war er mit Land- und Forstwirtschaft, Ind. und Bergbau einer der größten Güterverwaltungen Österr. befasst. W.s spezielles Interesse galt den Kohlebergwerken und der damit verbundenen Gefahr von Schlagwettern. Unter dem Eindruck der Grubenkatastrophe von 1895 bei Karwin beschäftigte er sich mit Sicherheitsvorkehrungen und konstruierte zusammen mit →Gustav Gärtner und dem Fabrikanten →Gustav Benda einen „Athmungs- und Selbstrettungsapparat für Bergleute“. Dieser sog. Pneumatophor (Privilegium 1895) war ein auf der Brust zu tragendes Gerät, bestehend aus Atembeutel, Atmungsrohr mit Mundstück und Nasenklemme, Sauerstoffflasche sowie einer Reinigungseinheit zur Absorption der Kohlensäure. Er erlaubte Arbeitern den Aufenthalt in mit schädl. Gasen gefüllten Räumen, ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Auch die Wr. Berufsfeuerwehr erprobte den Pneumatophor 1896 und führte zwei Exemplare ein, die jedoch 1900 durch eine neue Erfindung verdrängt wurden. Weitere Privilegien W.s betreffen einen von ihm erfundenen „Kohlenbrechapparat“ (1886) sowie ein „Signal-Barometer“ (1885). W. gehörte 1892 der Komm. zur Beratung der Valuta-Regulierung (Währungsreform) an und war Mitgl. der k. k. Zentralkomm. für die Weltausst. 1900 in Paris. 1904 trat er i. d. R. Seine letzten Jahre verbrachte der erzherzogl. HR W. in Wien, wo er noch 1917 dem Landwirtschaftsrat angehörte. Nach 1904 wurde er als Amateur des Aquarellisten-Clubs der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) geführt. Er war Ehrenmitgl. der österr.-schles. Land- und Forstwirtschafts-Ges. und Träger des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens (1877) sowie des Ordens der Eisernen Krone III. Kl. (1890).

W.: Oesterreich’s Leiden, in: Allg. Land- und Forstwirthschaftl. Ztg. 16, Bd. 2, 1866; Der Nahrungswert des Alkohols, in: NFP, 30. 11. 1905.
L.: NFP, 12. (Parte), 14. 7. 1917 (Abendausg.); Feuerwehr-Signale 14, 1896, Nr. 4, S. 3f.; Wr. Landwirtschaftl. Ztg. 67, 1917, S. 462 (m. B.); Oesterr. Forst- und Jagd-Ztg. 35, 1917, S. 203 (m. B.); W. Aichelburg, 150 Jahre Künstlerhaus Wien 1861–2011 (online, Zugriff 16. 11. 2017); Hofburgpfarre, Wien.
(E. Offenthaler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 435f.
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