Waldemar, Richard; ursprüngl. Krammer (Kramer), 1926 amtl. Namensänderung in Waldemar, Bühnenname Richard Remark (1869–1946), Schauspieler, Gesangskomiker und Operettensänger

Waldemar Richard, ursprüngl. Krammer (Kramer), 1926 amtl. Namensänderung in Waldemar, Bühnenname Richard Remark, Schauspieler, Gesangskomiker und Operettensänger. Geb. Wr. Neustadt (NÖ), 3. 5. 1869; gest. Wien, 27. 12. 1946 (ehrenhalber gewidmetes Grab: Hietzinger Friedhof); röm.-kath. Enkel des eng mit →Johann Nestroy befreundeten Schauspielers und Dir. des Grazer Stadttheaters Karl Remark (eigentl. Carl Krammer), Sohn des Ing. bei der Südbahn Carl Krammer (evang.) und der Barbara Landics (evang.); ab 1895 mit Marie W., geb. Binder, verheiratet. – W. übersiedelte 1876 mit seinen Eltern nach Wien, wo er die Oberrealschule besuchte, den Off.aspirantenkurs absolv. und nach zweijährigem Militärdienst für kurze Zeit die Laufbahn eines Eisenbahnbeamten einschlug. Sein humorist. Gesangstalent brachte ihm viel Beifall für den Coupletgesang bei geselligen Zusammenkünften und Ver.abenden, sodass er i. d. F. die Theaterschule Otto besuchte und seinen bürgerl. Beruf aufgab. Nach ersten Auftritten Ende der 1880er-Jahre als Komiker im Theater in der Josefstadt unter seinem Bühnennamen erhielt er 1890 seinen ersten Bühnenvertrag am Stadttheater Troppau und ging dann nach München bzw. nach Wiesbaden. 1893 wieder in Wien, trat er als Komiker und Coupletsänger im Varieté Colosseum sowie als Gesangskomiker am Raimundtheater auf und nahm den Künstlernamen Richard Waldemar nach einem verstorbenen Kollegen an. Ab 1894 wirkte er drei Jahre am Ronacher, dann am Josefstädter Theater und als einer der ersten Varietékomiker am neu eröffneten Apollotheater. Seine große Karriere begann am Carltheater (1905–18) sowie am Wr. Bürgertheater (1918–23) und erreichte ihren Höhepunkt 1923–27 nach Übersiedlung an das Theater an der Wien, mit Bufforollen in Lehár-, Eysler-, Straus- und Kálmán-Operetten. W. feierte Erfolge auf Gastspielreisen im In- und Ausland, trat auf Sprechbühnen in Komödien und Volksstücken auf und interpretierte in Varietés und auf Kleinkunstbühnen humorist. Soloszenen, Wr.lieder und Couplets im Stil der Volkssänger. 1934–35 sang der Bariton an der Volksoper Wien, 1938–44 war er ständiges Mitgl. des Raimundtheaters. Das Kriegsende verbrachte W. mit seiner Frau im nö. Pottschach. Ab August 1945 spielte er wieder in Wien, seinen letzten Auftritt hatte er Ende 1946 in der Operette „Die Strauß-Buben“. W.s Name ist eng mit der Entwicklung der Wr. Operette um die Jh.wende verbunden, er schuf eine Reihe unvergessl. Figuren, stand mit den Größen seiner Zeit (→Josef Kainz, →Alexander Girardi, →Anton Friedrich Mitterwurzer, →Karl Blasel, →Johanna Niese u. a.) auf der Bühne und nahm an zahlreichen Operettenurauff. teil. Als Sänger war W. auch für die Radio Verkehrs AG (RAVAG) tätig. Ab 1902 einer der erfolgreichsten Schallplattenkünstler, nahm er mehr als 300 Titel für nahezu alle Fa. auf, v. a. Couplets (u. a. „Der Stiefelputzer“, „Das schöne Land Tirol“, „Lach-Couplet“), Unterhaltungslieder und Soloszenen, nur vereinzelt Operetten-Ausschnitte. Sein erster Kontakt zur Kinematographie entstand schon Ende der 1900er-Jahre mit frühen „Tonbildern“ zu Schallplattenmusik, ab 1910 arbeitete er für den Stummfilm und war auch im Tonfilm ein beliebter Chargendarsteller. 1939 wurde ihm der Ehrenring der Stadt Wien verliehen. Sein Nachlass befindet sich in der Wienbibl. im Rathaus.

Hauptrollen: Gf. Lothar (O. Straus, Ein Walzertraum); Lucas van Deesteldonck (L. Fall, Die geschiedene Frau); Jan Zarémba (O. Nedbal, Polenblut); Mihály (F. Lehár, Zigeunerliebe); Prinz Sergius Wladimir (E. Kálmán, Die Zirkusprinzessin); Enterich, Ollendorf (C. Millöcker, Der Bettelstudent). – Sprechplatten: Der dt.-böhm. Sprachenstreit; Der Politiker; Der stumme Trompeter vor Gericht; Der Fensterputzer.
L.: Czeike; Jb. der Wr. Ges.; Kutsch–Riemens; oeml; R. Holzer, Die Wr. Vorstadtbühnen, 1951, S. 454f.; G. Buttlar, in: Amtsbl. der Statutarstadt Wr. Neustadt 69, 1989, S. 40f. (m. B.); Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945, ed. B. Leimbach, 1991; D. Spitznagl, Wien-Margareten, 2002, S. 13; E. Frh. v. Nadherny, Erinnerungen aus dem alten Österr., ed. P. Panholzer, 2009, S. 224f.; WStLA, Wien; Hauptpfarre Wr. Neustadt, NÖ.
(E. Weber)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 439f.
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