Waldinger Hieronymus, Mediziner und Tierarzt. Geb. Tepl, Böhmen (Teplá, CZ), 30. 9. 1755; gest. Wien, 28. 11. 1821. Sohn eines Bindermeisters; ab 1801 verheiratet. – Nach dem Besuch der Lateinschulen in Tepl und Komotau studierte W. ab 1773 Medizin an der Universität Prag, musste dieses Studium jedoch 1776 aus finanziellen Gründen abbrechen, trat kurzfristig in den Prämonstratenserorden ein und absolvierte danach eine Phamazeutenausbildung; 1785 Mag. pharm. Im selben Jahr errichtete er in Tausing eine Apotheke und setzte daneben seine medizinisch-chirurgischen Studien an der Universität Prag fort; 1793 Mag. chir. 1794 verkaufte er seine Apotheke und übernahm 1796 die Stelle eines Adjunkten an der Militair-Thierarzneyschule in Wien. Dort leitete er die Apotheke und unterrichtete zunächst Pharmazie und Botanik, ab 1808 auch Chemie. 1809 zum o. Professor der Zoologie, Nahrungs- und Arzneimittellehre, Botanik und Pharmazeutischen Chemie ernannt, übernahm er im selben Jahr auch das Ordinariat. 1810 erwarb er das medizinische Doktorat an der Universität Gießen. W., der als guter Diagonstiker galt, machte sich als Fachschriftsteller einen Namen, obwohl seine Werke mitunter als zu sehr vom chemischen und pharmazeutischen Standpunkt aus bestimmt kritisiert wurden. Zahlreiche seiner Veröffentlichungen dienten viele Jahre als Lehrbehelfe, darunter „Wahrnehmungen an Pferden, um über ihr Befinden urtheilen zu können“, 1805 (4. Aufl. 1833, Reprint 1985), und „Versuch einer Naturlehre und Chemie für angehende Thierärzte“, 1807. W. war korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft zur Beförderung der Veterinärkunde in Kopenhagen und der kaiserlich russischen medizinisch-chirurgischen Akademie zu St. Petersburg.