Wall, Alfred (Wilhelm Theodor) (1890–1944), Industrieller

Wall Alfred (Wilhelm Theodor), Industrieller. Geb. Wien, 3. 10. 1890; gest. Graz (Stmk.), 2. 1. 1944; bis 1905 röm.-kath. Sohn von Reg.Rat Theodor W., Konz. und Sekr. der Central-Dion. der Schulbücher-Verlage, und der aus Prag stammenden Maria Johanna W., geb. Koch-Kauza, Vater des Industriellen Alfred W. (gest. 1982); verheiratet mit Ida W., geb. Weber. – W. stud. angebl. Pharmazie. 1920 stieg er in die 1868 von August Matthèy gegr. Grazer Fa. Chromo-lithograph. Kunstanstalt, Etikettenfabrik und Steindruckerei ein und erwarb die Anteile von Katharina Matthèy-Guenet. 1922 wurde W. alleiniger Besitzer des einst größten Stein- und Offsetbetriebs der Monarchie und der nunmehr einzigen graph. Anstalt in Österr. und exportierte etwa zwei Drittel der Jahresproduktion ins Ausland. Die Fa. wurde in Alfred W., graph. Großbetrieb, unbenannt. W. spezialisierte sich auf Vervielfältigungen von Kunstwerken. In den 1920er-Jahren wurden neben dem Steindruck das Offsetverfahren und die Reproduktionsphotographie eingeführt sowie Etiketten, Plakate, Wertpapiere, Ansichtskarten und Abziehbilder als hochwertige Prägearbeiten nach eigenem Verfahren hergestellt. Man verfügte über ein Entwurfsatelier, in dem Künstler wie Hanns Wagula beschäftigt waren. 1923 zählte man ca. 500 Arbeiter. In Wien leitete Carl Krivsky, ein Mitbegründer des Verbands österr. Reklamefachleute, ein Büro. In den 1930er-Jahren wurde erstmalig Karton zum Druck sowie zur Herstellung von Faltschachteln und Kartonagen aller Art verwendet und es wurden bis zu 50.000 Stück am Tag produziert. Während des 2. Weltkriegs stellte man Munitionspackungen her und beschäftigte rund 150 Arbeiter. Nach W.s Tod übernahm sein Sohn Alfred W. die Fa. Alfred Walls Erben, die er anfangs mit Edda Langer, Irmgard Koch und Lorli W. als Ges., ab 1952 allein führte; ihm folgten 1981 W.s Enkel Alfred W. und Georg W. nach. Die Alfred Wall AG wurde bis 2000 als Familienbetrieb weitergeführt; danach ging die Mehrheit der Aktien an den US-amerikan. Verpackungskonzern Westvaco Corp. W. war Mitgl. des Ver. österr. Steindruckereibesitzer sowie ab 1927 der Grazer Ortsgruppe des Verbands österr. Reklamefachleute und stellv. Präs. des Stmk. Gewerbever. Er interessierte sich für die aufstrebende Autoind., war ab 1912 Mitgl. im Österr. Motorfahrer-Club und ab 1925 ao. Mitgl. des Stmk. Automobil-Clubs.

L.: NWT, 17. 11. 1913; Grazer Tagbl., 1. 12. 1918, 11. 9. 1921; NFP, 1. 6. 1927; Buchdrucker-Ztg. 46, 1918, S. 16, 48, 1920, S. 6; Österr. Reklame 3, 1929, H. 11/12, S. 43ff.; A. Durstmüller, 500 Jahre Druck in Österr. 3, (1989), s. Reg.; Website Dt. Fotothek (Zugriff 4. 12. 2017); Zedhia, Zentraleurop. digitales wirtschafts- und gesellschaftshist. interaktives Archiv (online, Zugriff 7. 12. 2017).
(S. B. Weiss)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 455f.
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