Wallisch, Koloman (1889–1934), Funktionär und Politiker

Wallisch Koloman, Funktionär und Politiker. Geb. Lugos, Ungarn (Lugoj, RO), 28. 2. 1889; gest. Leoben (Stmk.), 19. 2. 1934 (hingerichtet). Aus einer banatschwäb. Familie stammend. Sohn des Zimmermanns Matthias W. und dessen Frau Julie W., geb. Kaminek; ab 1915 verheiratet mit der Widerstandskämpferin und Nationalrätin Paula (eigentl. Paulina) W., geb. Pinter (geb. Mosinz, Ktn., 7. 6. 1893; gest. Graz, Stmk., 19. 7. 1986; bis 1922 röm.-kath.). – W. absolv. eine Maurerlehre und trat 1905 der Sozialdemokrat. Partei Ungarns (SDPU) bei. 1907 ging er auf Wanderschaft und arbeitete i. d. F. in Dresden, Wien und Triest. 1910–13 leistete er seinen Militärdienst in Szegedin und rüstete als Zugsführer ab. Daneben war er polit. tätig und gehörte ab Mai 1914 dem Leitungsgremium der SDPU an. Wegen einer als Hochverrat gewerteten agitator. Betätigung wurde W., der 1914 zum Kriegsdienst eingezogen worden war und diesen in Szegedin ableistete, im Mai 1917 inhaftiert, vor ein Militärgericht gestellt, schließl. aber begnadigt und an die russ. und später italien. Front beordert. Nach seiner Rückkehr nach Szegedin im August 1918 nahm er seine polit. Tätigkeit wieder auf und spielte eine führende Rolle während der im März 1919 proklamierten Räterepublik. Als diese im August 1919 zusammenbrach, floh W. mit seiner Frau nach Maribor, wo er wiederum in der Arbeiterbewegung aktiv wurde. Mitte 1920 musste er wegen seiner führenden Beteiligung an einem Eisenbahnerstreik erneut fliehen, diesmal nach Österr. Er fand Aufnahme in der Sozialdemokrat. Partei, wurde zunächst Parteisekr. im steir. Fürstenfeld und Anfang 1921 in Bruck an der Mur. Hier gewann er wegen seines sozialen Engagements und Organisationstalents rasch Anerkennung in der Arbeiterschaft, während bürgerl. Kreise ihn wegen seiner tw. radikalen Positionen und Rhetorik vehement anfeindeten. Anlässl. des nach dem Justizpalastbrand im Juli 1927 ausgerufenen Verkehrsstreiks verkündete W. in Bruck das Standrecht und ließ die Stadt durch den Republikan. Schutzbund besetzen. 1924–28 saß W. im steir. LT, 1930–34 im Nationalrat. Im Herbst 1933 übernahm er das Amt des Landessekr. der Sozialdemokrat. Partei der Stmk. 1934 fungierte W. als polit. Leiter des Februaraufstands in Bruck an der Mur. Nach verlustreichen Kämpfen mussten die Aufständischen in der Nacht zum 13. Februar aufgeben und fliehen. W. wurde wenige Tage später gefasst, nach Leoben gebracht, vor das Standgericht gestellt und nach einem unfairen Prozess hingerichtet. Er war zweifellos eine der wichtigsten Symbol- und Identifikationsfiguren des sozialdemokrat. Februaraufstands. Nach 1945 wurden ihm zahlreiche Ehrungen und Denkmalsetzungen zuteil.

L.: P. Wallisch, Ein Held stirbt, 1946 (m. B.); R. Neck, in: Sozialistenprozesse. Polit. Justiz in Österr. 1870–1936, ed. K. R. Stadler, 1986, S. 303ff. (m. B.); R. Hinteregger, in: Bll. für Heimatkde. 63, 1989, S. 105ff.; K. Soós, K. W., 1990; M. Dippelreiter, in: Österr. 1934 – das Spiel mit dem Feuer, ed. M. Dippelreiter – Ch. Prosl, 2015, S. 171ff.; Pfarre St. Johann am Pressen, Ktn.
(K. Bauer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 461f.
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