Wallishausser (Wallishauser), Johann Baptist (Georg) d. Ä. (1790–1831), Buchhändler, Drucker und Verleger

Wallishausser (Wallishauser) Johann Baptist (Georg) d. Ä., Buchhändler, Drucker und Verleger. Geb. Wien, 13. 9. 1790; gest. ebd., 11. 10. 1831. Sohn von Johann Baptist W. (geb. Hechingen, Fürstentum Hohenzollern-Hechingen/D, 9. 7. 1757, Taufdatum; gest. Wien, 22. 2. 1810), der als einer der Ersten in Wien eine Leihbibl. begründete und eine Buchhandlung am Kohlmarkt eröffnete, und Maria Anna Katharina W., geb. Fischer (geb. Wien, 25. 8. 1767; gest. ebd., 22. 4. 1799), Stiefsohn von →Theresia W., Bruder des Schriftstellers Franz W. (geb. Wien, 19. 4. 1799; gest. ebd., 27. 11. 1832), Vater von Pauline W. (geb. Wien, 25. 1. 1830; gest. 3. 2. 1853), der späteren Ehefrau des Bez.gerichts-Adjunkten Franz Sonnleithner, und →Johann Baptist W. d. J.; ab 1829 verheiratet mit →Josefine W. – W. war 1807–08 Korporal bei der Bürgerwehr. Nach einer im väterl. Betrieb abgeschlossenen Buchhandelslehre führte er nach dem Tod des Vaters gem. mit seiner Stiefmutter den Verlag, die Buchhandlung sowie die Leihbibl. am Hohen Markt, die Ende der 1820er-Jahre aufgelassen wurde, weiter. 1815 reichte er in ihrem Namen um die Druckarbeiten für das Obersthofmeisteramt ein und erhielt im selben Jahr die Erlaubnis zum Druck von Hofansagen, Theaterzetteln („Wiener Theater-Repertoir“) und Ähnl. 1819 suchte er um die Verleihung des Titels eines k. k. Hofbuchhändlers an, was abgelehnt wurde, da er noch kein selbstständiger Buchhändler war. 1820 bekam er die Buchhandelsbefugnis sowie das Bürgerrecht und das Zeugnis seiner kaufmänn. Eigenschaften. Im selben Jahr suchte er um Protokollierung seiner Fa. an. 1824 oder 1825 kaufte W. in der Josefstadt zwei Häuser, die verbunden und erweitert wurden. Auch die Buchdruckerei wurde um 1826/27 dorthin verlegt. →Franz Grillparzer wohnte dort, um den Druck seiner Dramen zu beaufsichtigen. W. war Gründungsmitgl. der Ges. der Musikfreunde, für die er in den späten 1820er-Jahren auch die Druckarbeiten erledigte. Ab 1826 übernahm W. ebenso jene für die Polizeihofstelle. 1827 legte er die Leihbibl.befugnis zugunsten seines Bruders Franz W. zurück, der jedoch i. d. F. dafür keine Bewilligung erhielt. Kurz vor seinem Tod überschrieb W. seiner Ehefrau die Buchhandlung und die Druckerei. Unter W. erschienen die meisten Ausg. des Taschenbuchs „Aglaja“ (ed. →Joseph Ferdinand Sonnleithner bzw. →Joseph Schreyvogel, 1815–32) sowie →Adolf Bäuerles „Wiener allgemeine Theaterzeitung“ und v. a. die damals sehr beliebten Textbuchausg., z. B. von Mozarts Opern. W. druckte weiters u. a. →Andreas Frh. v. Ettinghausens „Combinatorische Analysis“ (1826) sowie die dreibändige „Theoretische und practische Astronomie“ (1821–27) von →Joseph Johann v. Littrow. Zu den wichtigsten von ihm verlegten Autoren zählten Grillparzer und Heinrich v. Kleist.

L.: A. Mayer, Wiens Buchdruckergeschichte 2, 1887, S. 197 (m. B.); F. Gräffer, Alt Wr. Guckkasten, 1912, S. 77; W. M. Bauer, in: Die österr. Literatur 1, ed. H. Zemann, 1979, S. 179ff.; A. Durstmüller, 500 Jahre Druck in Österr. 1, 1982, S. 266; A. Martino, Die dt. Leihbibl., 1990, s. Reg.; N. Bachleitner u. a., Geschichte des Buchhandels in Österr., 2000, s. Reg.; P. R. Frank – J. Frimmel, Buchwesen in Wien 1750–1850, 2008, s. Reg.; Website Wallishaussersche Verlagsbuchhandlung (m. B., Zugriff 19. 7. 2017); AVA, Diözesanarchiv, Don Juan Archiv (Smlg. Otmar Seemann), Ges. der Musikfreunde, HHStA, Pfarre Maria Treu, Pfarre St. Michael, Wienbibl. im Rathaus, WStLA, alle Wien; Nö. Landesarchiv, St. Pölten, NÖ.
(U. Kohlmaier)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 462f.
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